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Kommentar: Hasenhüttls Kritik am FC Bayern: Das Leben ist kein Heimspiel

Kommentar

Hasenhüttls Kritik am FC Bayern: Das Leben ist kein Heimspiel

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    Ralph Hasenhüttl hat sich kritisch zum FC Bayern geäußert.
    Ralph Hasenhüttl hat sich kritisch zum FC Bayern geäußert. Foto: Jan Woitas (dpa)

    Wer es im Sport zu etwas bringen möchte, muss gelegentlich sein Haus verlassen. Das ist für Menschen, die nur in ihrer gewohnten Umgebung, dem vertrauten Dialekt, den Schupfnudeln und der Lebekässemmel zu Höchstleistungen fähig sind, eine bittere Erkenntnis.

    Früher, als es noch Straßenfußballer gab, die in Hinterhöfen den Ball stundenlang gegen blecherne Garagentore bolzten, verursachten Auswärtsspiele in der benachbarten Goethestraße, wo die Söhne des Oberbuchhalters in gecremten Adidas-Modellen antraten, immer auch das Gefühl fremd und verloren zu sein. Genau so endeten die Spiele dann auch. Andererseits lehrten sie auch, dass es im Leben nicht nur Heimspiele gibt. Später, wenn es ins Nachbardorf ging, wo die Anreise wenigstens ein Radl verlangte und die Goethestraße in Papis Mercedes anrückte, vertiefte sich dieses Gefühl dramatisch. Fremde Gesichter, ein Heim-Schiedsrichter und die Bedienung im Klubheim hieß nicht mehr Kathi sondern Jessica.

    Keine Schupfnudeln, keine Heimat

    Noch später, wenn aus dem Straßenkicker ein Profi mit Loft in Berlin, Finca in Andalusien und Model im Maserati geworden ist, findet das Leben fast nur noch auswärts statt. Zu Qualifikations-, Freundschafts-, und Europacupspielen in Städten, die der Heimatlose und Entwurzelte erst googeln muss. Wo es weder ordentlich Schupfnudeln noch Leberkäse gibt, der nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wurde, wo Hitze, Krankheiten und entrückte Asiatinnen lauern.

    An all das hat Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl vermutlich gedacht, als er den Spielern von Bayern München und Borussia Dortmund, die eine Marketingstrategie nach Asien abkommandiert hat, sein Mitgefühl aussprach. Der Österreicher selbst zeigte sich dankbar, dass er seine Mannschaft auf heimischer Erde, also in Österreich, auf die Saison vorbereiten durfte.

    Im Fußball ist jetzt kurz vor dem Ligastart Wahlkampf

    Nun ist es aber so, dass Mitgefühl und Dankbarkeit in den Wochen vor dem Bundesliga-Start gerne missverstanden werden. Wie in der Politik ist im Fußball jetzt Wahlkampf. Die Nerven liegen blank. Auch beim Rekordmeister, was möglicherweise mit den Temperaturen in Asien zu tun hat. Andererseits sollte sich Ralph Hasenhüttl mit Reisekommentaren zurückhalten. Wenn Leipzig den Weg fortsetzen möchte, den der Verein eingeschlagen hat, wird er über Österreich bald hinausfliegen müssen.

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