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Thomas Hitzslperger: Homosexueller Fußballer - einfach sexy

Thomas Hitzslperger

Homosexueller Fußballer - einfach sexy

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    Thomas Hitzlsperger hat sich in einem Interview der Wochen-Zeitung Zeit offen zu seiner Homosexualität geäußert.
    Thomas Hitzlsperger hat sich in einem Interview der Wochen-Zeitung Zeit offen zu seiner Homosexualität geäußert. Foto: dpa

    Der Gebrauch des Adjektives „sexy“ beschränkt sich seit langem nicht mehr auf sexuelle Inhalte. „Sexy“ kann auch ein Auto sein. Oder ein Schuh. Oder ein Vorgang, eine Geschichte.

    Die Enthüllung des Thomas Hitzlsperger und die Reaktionen darauf haben sich gestern als geradezu „megasexy“ erwiesen.

    Ein homosexueller Fußballer! Ein homosexueller FUSSBALLER!! Ein HOMOSEXUELLER FUSSBALLER!!!

    Es gibt ihn tatsächlich, den schwulen Fußballer

    Das Internet ist schier zusammengebrochen. Auf Twitter haben sie lesbar hyperventiliert. Die Homepage der ehrwürdigen Zeit ging unter dem Ausbruch der Neugierde schier in die Knie. Es war, als sei endlich das achte Weltwunder aufgetaucht, das nun staunend betrachtet werden muss. Nach dem Motto: Gerüchteweise haben wir ja schon davon gehört, dass es das gibt. Aber jetzt – es steht tatsächlich vor uns.

    Was macht die Geschichte vom homosexuellen Fußballer so außergewöhnlich, so attraktiv, so sexy?

    Das ist Thomas Hitzlsperger

    Geboren: 5. April 1982 in München

    Karriere: Der aus der Jugend des FC Bayern stammende „Hitz the Hammer“, wie er wegen seines harten Schusses genannt wurde, begann die Profikarriere 2000 beim englischen Erstligisten Aston Villa und beendete sie im vergangenen Jahr auch auf der Insel – beim FC Everton. Dazwischen spielte er für den VfB Stuttgart (2005 bis 2010), Lazio Rom (2010), West Ham United (2010/2011) und den VfL Wolfsburg (2011/2012)

    Länderspiele: 52 Spiele, 6 Tore

    Soziales Engagement: Hitzlsperger ist bekannt für sein soziales Engagement. So trat er 2007 beim Projekt „kicken & lesen“ der Baden-Württemberg-Stiftung auf, das die Lesekompetenz von Kindern in bildungsfernen Familien stärken will.

    Privates: Nach dem Meistertitel mit dem VfB trennte er sich im Sommer 2007 kurz vor der geplanten Hochzeit von seiner langjährigen Freundin.

    Auszeichnung: Für sein Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus erhielt das jüngste von sieben Kindern einer Familie aus dem bayerischen Forstinning 2011 den „Julius-Hirsch-Ehrenpreis“.

    Selbst mathematisch mittelmäßig begabten Mitmenschen müsste klar sein: Wenn ungefähr ein Prozent der Menschheit homosexuell veranlagt ist (Wissenschaftler nennen teils sogar deutlich höhere Quoten), dann ist klar, dass sich auch unter Fußballern Mitspieler dieser sexuellen Präferenz befinden. Oder glaubt jemand, Homosexuelle könnten nicht Fußball spielen?

    Natürlich können sie das. Sie können auch Politiker. Oder Künstler. Oder Sportler in anderen Disziplinen. Warum nicht Fußballer?

    Seine sexuelle Orientierung ist des Menschen Privatsache. Wenn der Mensch aber in der Öffentlichkeit steht, wird die Sache kompliziert. Verheimlichen? Abstreiten? Lügen? Schweigen? Alles problematisch.

    Wer wird schon gerne beleidigt

    Offensiv informieren – funktioniert meist gut. In der Politik, im Showgeschäft. Im Fußball dürfte das schwieriger sein. Es gibt die leider üblichen Berührungsängste und Unsicherheiten. Wie mit Homosexuellen umgehen? Manchem Trainer und manchem Funktionär ist es sicher nur recht, wenn über das „Problem“ diskret hinweggesehen wird.

    Und es gibt vor allem ein parteiisches, emotionalisiertes Publikum, in dem die Versuchung groß ist, das „Hintergrundwissen“ über Spieler zu instrumentalisieren. Welcher Mensch mag es, wenn er von Tausenden in derben Sprechgesängen beleidigt wird?

    Darum hat Thomas Hitzlsperger wohlweislich das Ende seiner Karriere abgewartet. Dass ihm bald ein noch aktiver Fußballer folgt – unwahrscheinlich. Denn was den erwarten würde, ist vermutlich nicht besonders sexy.

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