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Relegation: Krawalle enttäuschen in Mannheim mehr als der verpasste Aufstieg

Relegation

Krawalle enttäuschen in Mannheim mehr als der verpasste Aufstieg

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    Anhänger von Waldhof Mannheim brennen Pyrotechnik ab.
    Anhänger von Waldhof Mannheim brennen Pyrotechnik ab. Foto: Samla.De/dpa

    Viel mehr als die sportliche Zukunft interessierte am Tag nach dem provozierten Spielabbruch in der Aufstiegsrelegation der Imageverlust für den SV Waldhof Mannheim. "Ich bin bitterböse enttäuscht. Nicht wegen der Niederlage, mit Anstand kann man verlieren. Mir tut das einfach unendlich leid für diesen Verein", sagte Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp nach einer kurzen Nacht über die Randale auf der Tribüne des Carl-Benz-Stadions. Vom Deutschen Fußball-Bund wird es eine Strafe geben, aber die ist für Kompp gar nicht so relevant. "Der Imageschaden, der entstanden ist durch diese Idioten, das ist noch gar nicht absehbar."

    Das Gefühl sei überhaupt nicht vergleichbar mit der Enttäuschung nach den gescheiterten Aufstiegsversuchen in den beiden vergangenen Jahren. "Dieses Jahr liegen wir sportlich auch am Boden. Aber unsere sogenannten Fans treten uns auch noch mit Füßen", sagte Kompp.

    Dulden will er das Verhalten einiger Anhänger nicht, die gegen den KFC Uerdingen beim Stand von 2:1 für die Gäste den Spielabbruch provozierten. Feuerwerkskörper flogen auf den Rasen, Böller und Pyro sorgten für unwürdige Szenen. "Das sind keine Fans, das ist nicht Waldhof Mannheim, was da passiert ist. Das sind Idioten, die wir nicht mehr im Stadion sehen wollen. Die wollen wir bei unseren Spielen nicht mehr sehen. Wir werden da harte Konsequenzen daraus ziehen", sagte er.

    Noch am Abend reagierte der Club mit einem Maßnahmenkatalog und entzog den Fans Eigenverantwortung. Außerdem seien "zivilrechtliche Regressforderungen gegenüber den Tätern wegen des verursachten Schadens" eine "selbstverständliche Konsequenz", teilte der Club mit. Sollten unter den Tätern Mitglieder sein, werden diese aus dem Verein ausgeschlossen.

    Zu den Maßnahmen zählt unter anderem eine Verlegung der Fanblöcke in andere Bereiche des Stadions, die Aufhebung der Selbstverwaltung auf der Ost-Tribüne, keine Sammelbestellung von Tickets mehr und die Ausweitung der Videoüberwachung.

    Der DFB muss noch über die endgültige Spielwertung entscheiden. Einen Zeitpunkt, wann das Sportgericht tagt, nannte der Verband nicht. Nach dpa-Informationen soll das Urteil aber noch diese Woche fallen. Alles andere als die Bestätigung des Aufstiegs von Uerdingen und eine Strafe für die Mannheimer wäre eine Überraschung.

    Womöglich haben die Störer nicht nur dem nun zum dritten Mal nacheinander in der Relegation gescheiterten Ex-Bundesligisten, sondern auch Fußball-Fans im ganzen Land einen Bärendienst erwiesen. Der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes kündigte jedenfalls ein Ende der Gesprächsbereitschaft an. "Der deutsche Fußball ist den Fans weite Schritte entgegengegangen. Und wenn das die Antwort auf ein Entgegenkommen und ein Dialogangebot ist, sind wir jetzt am Ende angekommen", sagte Ronny Zimmermann dem "Mannheimer Morgen" (Montag). Er war im Stadion. "Ich habe so etwas noch nie erlebt, einen Spielabbruch auf so einer Ebene. Da müssen wir nicht mehr über Fußballkultur sprechen, mit so etwas möchte ich nichts zu tun haben."

    Kompp kündigte eine gemeinsame Aufarbeitung mit dem DFB, der Stadt und der Polizei an. Dabei werde man versuchen einen Weg zu finden, dass das in Mannheim nicht mehr vorkommen könne. "Da sind wir bereit, jeden Weg mitzugehen", sagte Kompp und bedankte sich "bei jedem Polizeibeamten, der vor Ort war" für die gute Arbeit.

    In welcher Verbindung die Täter mit dem Verein stehen, wollte Kompp nicht spekulieren. "Wir sind in der Aufarbeitung, die Zuordnung ist noch nicht erfolgt. Ich will das nicht pauschalisieren und Ultras vorverurteilen", sagte er und bestätigte zugleich eine Grillparty am Samstagabend im Stadion. "Diese Grillparties gibt es, allerdings auch unter der Saison. Das hat eigentlich einen präventiven Charakter. Wir werden schauen, ob diese Veranstaltung dazu genutzt wurde, um dem Verein zu schaden." In der Mitteilung am Abend forderte der Club die Ultras auf, die Täter zu benennen. 

    Die hässlichen Szenen vom Sonntag sollen nichts an den grundsätzlichen Zielen des Vereins ändern. "Wir wollen in diese 3. Liga", betonte Kompp und bestätigte gute Gespräche mit Trainer Bernhard Trares und Sportchef Jochen Kientz, deren Verträge auslaufen. "Ich bin mir sicher, dass es nach zwei, drei Mal Durchatmen weitergehen wird beim Waldhof", sagte Kompp. (dpa)

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