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Darts-WM: Kult-Reporter Paulke: "Darts ist eine Macho-Welt"

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Kult-Reporter Paulke: "Darts ist eine Macho-Welt"

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    Phil Taylor ist das Aushängeschild im Darts. Der Engländer ist Rekord-Weltmeister und das bekannteste Gesicht der Trendsportart.
    Phil Taylor ist das Aushängeschild im Darts. Der Engländer ist Rekord-Weltmeister und das bekannteste Gesicht der Trendsportart. Foto: Imago

    Zum Darts gehören Kneipen und Bier. Stimmt das, Herr Paulke?

    Elmar Paulke: Ja, das stimmt. Da kommt der Sport her. Viele Verantwortliche sagen sich von diesem Image komplett los, aber ich finde, man sollte dazu stehen. Darts ist eine Kneipensportart, die aber bei richtiger Inszenierung sehr telegen ist. Es gibt einen Spannungsbogen, viele Wendungen in kurzer Zeit und außergewöhnliche Atmosphäre.

    Schadet dieses Image?

    Paulke: Früher war das ein größeres Problem. Zwischenzeitlich mussten sogar Weltmeister Angst um ihre finanzielle Zukunft haben, allein wegen des Mangels an Sponsoren. Seit einigen Jahren erlebt der Sport allerdings eine Professionalisierung. Dafür ist vor allem die Professional Darts Corporation (PDC) verantwortlich.

    Was hat sich verbessert?

    Paulke: Seit der Gründung der PDC sind die Preisgelder bei den Turnieren gestiegen. Außerdem gibt es Manager, die sich zum Beispiel um Sponsorenverträge kümmern.

    Unter der PDC wurden Darts-Events immer größer. Bei vielen Turnieren herrscht im Publikum Stimmung wie bei einem Volksfest. Steht dabei der Sport noch im Mittelpunkt?

    Paulke: Ich finde schon. Beim Darts geht es um mehr, als nur um ein Duell zwischen zwei Spielern. Der Kontrast aus dem lautstarken Publikum und dem Präzisionssport sorgt für das gewisse Etwas.

    Darts hat bessere Quoten als Basketball

    Die meisten Profis der Welt-Elite haben einen Wohlstandsbauch. Gehört der zum Dartssportler dazu?

    Paulke: Dartsspieler sind keine Athleten. Das müssen sie nicht sein und werden es auch nie werden. Sie müssen sich über einen langen Zeitraum konzentrieren können und mental fit sein.

    Warum gibt es trotzdem keine Frauen unter den Weltklasse-Spielern?

    Paulke: Das ist mir ein Rätsel. Die Darts-Welt ist eine Macho-Welt.

    Elmar Paulke auf Facebook

    Die Stars der Szene kommen meist aus Großbritannien oder den Niederlanden, wo Darts sehr populär ist. Steckt der Sport in Deutschland noch in den Kinderschuhen?

    Das ist Elmar Paulke

    Paulke wurde am 13. März 1970 in Bergisch Gladbach geboren

    Er studierte in Köln an der Sporthoschule Diplomsport mit dem Schwerpunkt Publizistik

    Sein Studium finanzierte er sich unter anderem als Tennis-Lehrer

    Nach seinem Studium hospitierte Paulke 1996 beim Sport1-Vorgänger DSF. Seit 1998 gehört er dort zum festen Kommentatoren-Team

    Paulke gilt als Experte für Tennis, Darts und Golf

    Im Jahr 2000 wurde er mit dem Bayerischen Fernsehpreis für seine Dokumentation "Boris Becker - I did it my way" ausgezeichnet

    Einem größeren Publikum ist Paulke als Kommentator der Darts-Übertragungen auf Sport1 bekannt.

    Der Darts-Experte ist bei den Zuschauern überaus beliebt und hat unter anderem auf Facebook über 50.000 Fans

    Paulke: Wir haben inzwischen Laufen gelernt. Darts gewinnt hierzulande immer mehr Fans. Unsere Übertragungen haben mittlerweile bessere Quoten als etwa die Basketball-Bundesliga. Der Sport ist etabliert und auf einem guten Weg.

    Wie müsste dieser Weg weitergehen?

    Paulke: Es braucht deutsche Stars, die ganz vorne mitmischen, um einen Begeisterungsschub für den Sport auszulösen. So wie etwa Boris Becker im Tennis oder Dirk Nowitzki im Basketball. Das fehlt uns bislang beim Darts.

    Gibt es einen Profi, der dafür in Frage kommt?

    Paulke: Unser Bester ist zurzeit Jyhan Artut. Der ist von den Top 10 der Welt aber noch weit weg.

    Was fehlt ihm, um das Zugpferd für den deutschen Dartssport zu sein?

    Paulke: Es geht nicht darum, ein paar Mal überraschend gegen starke Gegner zu gewinnen, gleichzeitig aber oft genug in den Vorrunden von großen Turnieren auszuscheiden. Weltklasse-Spieler befinden sich konstant auf einem anderen Niveau, als es die Deutschen derzeit hinbekommen. Wir brauchen einen Profi, der durchmarschiert. Dann folgen mit Sicherheit einige deutsche Top-Darter.

    Paulke als Vorreiter des Darts-Sport

    Am 18. Dezember startet in London die Darts-Weltmeisterschaft. Gibt es Hoffnung auf ein deutsches Wintermärchen?

    Paulke: Die Deutschen haben schwere Lose erwischt. Jyhan Artut spielt in der ersten Runde gegen Phil Taylor, die Darts-Legende schlechthin. Auch Max Hopp erwartet mit Mervyn King ein starker Gegner. Vielleicht gelingt WM-Debütant Sascha Stein eine Überraschung. Er muss sich möglichst schnell an die große Bühne gewöhnen.

    Im Gegensatz zu vielen Sport-Kommentatoren sind Sie bei den Fans äußerst beliebt. Warum?

    Paulke: Ich habe beim Darts eine ungewöhnliche Rolle. Wir haben keinen deutschen Top-Star, ich bin eben der Einzige, der vor Ort ist und Kontakt zur Weltspitze hat. Ich war wohl auch der Erste, der im deutschen Fernsehen gesagt hat, dass Darts geil ist, dass wir den Sport ernst nehmen und professionell damit arbeiten. Das hat vielen Fans aus der Seele gesprochen.

    Wie sieht es mit Ihrem Können an der Scheibe aus?

    Paulke: Sehr, sehr dünn. Ich habe das nie turniermäßig betrieben und spiele auch in der Freizeit kaum. Ich habe drei Kinder, da sind die Pfeile wohl nicht gut für die Gesundheit der Kleinen.

    Das Interview führten Andreas Schopf und Marco Lang

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