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Shitstorm: Marcel Reif: "Kritik bei Facebook ist mir zu dumpfbackig"

Shitstorm

Marcel Reif: "Kritik bei Facebook ist mir zu dumpfbackig"

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    Sportreporter Marcel Reif wird nach seiner Kritik am FCA hart von einigen Anhängern der Augsburger angegangen. Er korrigierte sich dann.
    Sportreporter Marcel Reif wird nach seiner Kritik am FCA hart von einigen Anhängern der Augsburger angegangen. Er korrigierte sich dann. Foto: dpa

    Nicht jeder mag Marcel Reif. Er polarisiert. Gerade im Fußball, wo jeder glaubt, ein Fachmann zu sein, werden seine Aussagen und auch die anderer Kommentatoren schnell in Frage gestellt. Bei Facebook geht das sogar so weit, dass eine Gruppe "Marcel Reif - Kommentarverbot" gegründet wurde. Wir haben mit Marcel Reif (63) über seine Arbeit und Fan-Reaktionen gesprochen.

    Herr Reif, Sie sind seit 27 Jahren Kommentator. Warum eigentlich?

    Reif: Zu Beginn wollte ich gar nicht kommentieren. Ich wollte Filme machen. Aber ich rutschte in die Sportsache hinein. Und, nun ja, 27 Jahre lang bin ich da schon.

    Wie würden Sie ihre Aufgabe beschreiben?

    Reif: Ich begleite ein Spiel und mache es verständlicher. Dabei muss man immer objektiv bleiben.

    Genau in diesem Punkt stimmen Ihnen manche Fans nicht zu. Sie sind der Meinung, ihr Verein sei schlecht weggekommen…

    Reif: Ein Kommentator polarisiert, das ist ganz klar. Jeder hat eine Meinung zum Fußball. In dieser Sportart ist das extremer als anderswo. Sie ist nicht sehr kompliziert und deshalb kann auch jeder etwas dazu sagen. Die meisten Leute sehen die Spiele durch eine Fan-Brille. Ich muss distanziert bleiben.

    Haben Sie selbst dann keinen Lieblingsverein?

    Reif: Beruflich bin ich Fan von gutem Fußball. Bei Spielen eines deutschen Vereins gegen einen ausländischen bin ich natürlich für jede deutsche Mannschaft. Aber im tiefsten Herzen favorisiert auch ein Kommentator einen Verein.

    Verraten Sie mir Ihren?

    Reif: Ja. Das ist der 1. FC Kaiserslautern. Dort habe ich selbst bis vor 45 Jahren Fußball gespielt.

    Marcel Reif: Wie er zum Kommentator wurde

    Fußballreporter Marcel Reif zählt zu den erfolgreichsten Sportkommentatoren in Deutschland. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zum Beispiel darf er sich Reporter des Jahres nennen und bester Fernsehkommentator. Er erhielt den Bayerischen Fernsehpreis, den Deutschen Fernsehpreis und schließlich dem Grimme-Preis.

    Er wurde am 27. November 1949 als Marc Nathan Reif in Wałbrzych (Waldenburg), in Polen geboren.

    In Heidelberg machte er sein Abitur und studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Publizistik.

    Marcel Reif spricht vier Sprachen fließend. Er fing 1972 als freier Mitarbeiter im Ressort Politik für die "heute"-Nachrichten und das "heute Journal“ beim ZDF an.

    In den Jahren 1981 bis 1983 arbeitete er als Korrespondent im ZDF-Büro in London und wechselte 1984 in die Sportredaktion.

    1986 gab er sein Debüt als Fußballkommentator. Nach 22 Jahren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wechselte Reif 1994 zu RTL und wurde dort Chef-Kommentator.

    Legendär ist der Torfall in Madrid am 1. April 1998. Das Champions-League-Spiel Real Madrid gegen Borussia Dortmund kommentierte er gemeinsam mit Günther Jauch. Vor Spielbeginn fiel das Tor um. Die Unterhaltung der beiden wurde legendär. Besonders berühmt ist sein Zitat...

    ...das in die Annalen des Fußballs und des Sportjournalismus einging: "Noch nie hätte einem Spiel ein Tor so gut getan wie heute." Reif und Jauch bekamen für ihre Improvisation den Bayerischen Fernsehpreis.

    1996 bis 1997 war Reif Sportchef bei RTL. Nachdem RTL 1999 die Übertragungsrechte an der Champions League verloren hatte, wechselte er zu Premiere.

    Seit 1999 arbeitet er als Chef-Kommentator beim Münchner Abo-Sender Premiere, der heute Sky heißt.

    Wenn Sie ein Spiel kommentiert haben: Wie lange dauert es, bis Feedback von Fußballfans kommt?

    Reif: Bis sie ihren Rechner hochgefahren haben. Dann kommen meistens Mails an mich. Manchmal rufen sie auch beim Sender an.

    Gibt es dann mehr positive oder mehr negative Rückmeldung?

    Reif: Beides. Aber das negative Feedback überwiegt. Es ist immer so, dass Leute sich eher äußern, wenn sie etwas zu kritisieren haben.

    Bei Facebook gibt es eine "Marcel Reif - Kommentarverbot"-Gruppe. Leute kritisieren Ihre Art, zu kommentieren. Lässt Sie so etwas kalt?

    Reif: Ich kann damit überhaupt nichts anfangen. Das ist mir zu dumpfbackig. Wenn Leute inhaltlich Kritik äußern wollen, können sie das direkt bei mir tun. Über jemanden quasi anonym herzuziehen finde ich zu banal. Intellektuelle Auseinandersetzungen sind mir lieber. Davon haben beide Seiten etwas.

    Ihre Aussage vor dem Spiel des FC Augsburg gegen die TSG 1899 Hoffenheim hat für Empörung gesorgt. Wie gehen Sie damit um?

    Reif: So etwas passiert, wenn man sich falsch ausdrückt. Da gehört es dazu, seine Fehler zurückzunehmen. Das habe ich getan.

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