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TSV 1860 München: Neuer Geschäftsführer Markus Fauser will mit 1860 in der Regionalliga starten

TSV 1860 München

Neuer Geschäftsführer Markus Fauser will mit 1860 in der Regionalliga starten

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    Der neue Geschäftsführer des langjährigen Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München, Markus Fauser, nimmt am 06.06.2017 in München Bayern an einer Pressekonferenz teil. Fauser wurde am 06.06.2017 als neuer Geschäftsführer vorgestellt. Foto: Sven Hoppe/dpa +++c dpa - Bildfunk+++
    Der neue Geschäftsführer des langjährigen Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München, Markus Fauser, nimmt am 06.06.2017 in München Bayern an einer Pressekonferenz teil. Fauser wurde am 06.06.2017 als neuer Geschäftsführer vorgestellt. Foto: Sven Hoppe/dpa +++c dpa - Bildfunk+++ Foto: Sven Hoppe

    Nach dem Absturz aus dem Profifußball will der TSV 1860 München unter seinem neuen Geschäftsführer Markus Fauser künftig in der Regionalliga Bayern starten. "Es geht darum, die Handlungsfähigkeit der KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) wieder herzustellen. Das bedeutet eben auch, dass wir am 13.7. eine Mannschaft haben und einen möglichst guten Saisonstart in die Regionalliga Bayern vorbereiten können", versicherte der für einen Übergangszeitraum bestellte Geschäftsführer der "Löwen" am Dienstag.

    Der 39 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler muss einen entsprechenden Antrag nun beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) stellen. BFV-Boss Rainer Koch hatte schon zuvor erklärt, "keine unüberwindbaren Hürden" für eine Aufnahme der "Löwen" als 19. Viertligaverein zu erkennen.

    Fauser folgt auf den Briten Ian Ayre, der sein Amt beim TSV vorzeitig geräumt hatte. Der deutsche Meister von 1966 war aus der 2. Bundesliga abgestiegen und erhielt nach einer von Investor Hasan Ismaik verweigerten Zehn-Millionen-Euro-Geldspritze auch für die 3. Liga keine Lizenz. "Wir befinden uns in einer aktuell wirklich schwierigen Situation", räumte Fauser ein. "Das Insolvenzthema steht überhaupt nicht im Fokus."

    Der TSV 1860 München stieg aus der Zweiten Liga ab. Nun wurde bekannt, dass der Verein einen neuen Geschäftsführer hat.
    Der TSV 1860 München stieg aus der Zweiten Liga ab. Nun wurde bekannt, dass der Verein einen neuen Geschäftsführer hat. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Dennoch sind die Fronten verhärtet - und die Tonlage im Machtkampf zwischen dem langjährigen Fußball-Zweitligisten und dem Investor wird zunehmend rauer. Die Vereinsführung des Traditionsclubs warf Hasan Ismaik am Pfingstwochenende sogar vorsätzliche Irreführung vor. "Wir nehmen befremdet zur Kenntnis, dass unser Mitgesellschafter öffentlich den Verein zum Sündenbock erklärt", hieß es in einer Stellungnahme. Jeder beschuldigt die Gegenseite. Ein Miteinander erscheint undenkbar. 

    Die Zukunft des deutschen Meisters von 1966 bleibt nebulös. Fix ist nach dem Abstieg aus der 2. Liga und der von Ismaik verweigerten Zehn-Millionen-Euro-Geldspritze für die 3. Liga aber das Aus für den Profifußball bei den "Löwen". Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat dem Traditionsverein zwar die Tür zur Regionalliga geöffnet. Aber ohne einen handlungsfähigen Geschäftsführer fehlt dem Verband der Ansprechpartner, der den Antrag für die Aufnahme stellen könnte. Immerhin sieht BFV-Präsident Rainer Koch "keine unüberwindbaren Hürden" für eine Aufnahme der "Löwen" als 19. Viertligaverein.

    1860 München und Ismaik: Eine Chronologie des Chaos

    Im Frühjahr 2011 stand 1860 München bereits vor dem Aus - erst Investor Hasan Ismaik bewahrte die "Löwen" durch seinen millionenschweren Einstieg vor der Insolvenz. Der Jordanier erschien in Giesing als strahlender Retter und hatte Visionen von der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga und sogar einem Angriff auf die besten Vereine Europas um den Stadtrivalen FC Bayern und den FC Barcelona.

    Das 1860-Drama in sechs Akten:

    2011/12: Euphorisiert vom Einstieg des Geschäftsmannes aus Abu Dhabi werden erste Dissonanzen zwischen Investor und Verein noch großteils wegmoderiert. "Wir haben klar gesagt, dass wir als Team erfolgreich sein wollen", sagt der damalige Geschäftsführer Robert Schäfer. Die Mannschaft unter Trainer Rainer Maurer spielt eine gute Saison, rangiert ab Spieltag drei bis zum Schluss auf einem einstelligen Tabellenplatz und verpasst als Sechster die Aufstiegsränge nur knapp.

    2012/13: Auch die Spielzeit kann sich sportlich sehen lassen, 1860 landet wieder auf Rang sechs. Coach Maurer erlebt das aber schon nicht mehr als Verantwortlicher mit, er muss im November gehen. Nachfolger wird Alexander Schmidt, der international erfahrene Sven-Göran Eriksson soll ebenfalls einsteigen. Als der Schwede überraschend doch absagt, gibt Ismaik dem Präsidenten Dieter Schneider die Schuld. Es ist nicht der erste Angriff Ismaiks auf Schneider, der im März hinwirft. 

    2013/14: Nun probiert sich Gerhard Mayrhofer an der Spitze des TSV und wird von Ismaik erstmal als "Profi durch und durch" gelobt. In der Geschäftsleitung soll Markus Rejek als Finanzfachmann für neue Impulse sorgen, kurz vor Saisonende wird Gerhard Poschner für die sportliche Seite und vor allem Spielertransfers verpflichtet. Trainer Schmidt wird schon vor Herbstbeginn gefeuert und durch Friedhelm Funkel ersetzt. Als der seinen Weggang zum Saisonende verkündet, wird er im April freigestellt. Co-Trainer Markus von Ahlen übernimmt bis zum 34. Spieltag und führt die Münchner auf den siebten Platz.

    2014/15: Die Ränge sechs, sechs und sieben sind Ismaiks Sechzigern zu wenig, also soll der Niederländer Ricardo Moniz endlich für den Aufstieg sorgen. "Wir werden Meister", tönt er. Doch der sportliche Niedergang nimmt Fahrt auf. Schon im September ist Moniz' Zeit vorbei, nach ihm versuchen sich erneut von Ahlen und ab Februar U21-Trainer Torsten Fröhling. Statt Aufstieg steht der Kampf gegen den Abstieg im Fokus, am Ende retten sich die "Löwen" erst in der Relegation gegen Holstein Kiel durch ein Tor in der Nachspielzeit des Rückspiels. Ismaik wird immer ungeduldiger, auch weil Poschners Transferpolitik grandios scheitert. Am Saisonende hört Präsident Mayrhofer auf, genervt vom "Kasperltheater" und der "Katzbuckelei" vor Ismaik, wie er sagt.

    2015/16: Jetzt probiert es Interimspräsident Siegfried Schneider und geht auf Ismaik zu. Dessen Cousin Noor Basha, ein gelernter Apotheker, darf sogar Sport-Geschäftsführer werden und neben Finanzmann Rejek die Geschicke der Profis leiten. Neuer Manager wird Oliver Kreuzer. Auch Neu-Präsident Peter Cassalette wählt einen Kuschelkurs mit Ismaik. Sportlich läuft es wieder katastrophal: Die vier verschiedenen Trainer Fröhling, Benno Möhlmann, Daniel Bierofka und Denis Buschujew kriegen es wenigstens hin, als 15. nicht in die Relegation zu müssen.

    2016/17: Cassalette ist inzwischen voll auf Ismaiks Linie eingeschwenkt und wirkt wie ein Erfüllungsgehilfe, ein Contra erscheint ihm offenbar zwecklos. Als Manager schafft Thomas Eichin bis zu seiner Beurlaubung gerade mal dreieinhalb Monate und wird ersetzt von einem gewissen Anthony Power, seines Zeichens Maschinenbauer und Ismaik-Vertrauter.  Zwischendurch sorgt der Verein mit einem Presseboykott für Aufsehen. Mit dem Liverpool-Manager Ian Ayre hofft Ismaik ab April endlich auf internationales Flair, doch Ayre wirft nach zwei Monaten hin. Wieder verbraucht 1860 in einer Saison vier Trainer: Unter dem einstigen Champions-League-Coach Vitor Pereira steigt 1860 aus der 2. Liga ab.

    Nach dem Rücktritt von Präsident Peter Cassalette begehren die verbliebenen Präsidiumskollegen gegen Ismaik auf. Die devote Haltung unter Cassalette, als alle Vorgaben und Entscheidungen von Ismaik "bis fast zur Selbstverleugnung" mitgetragen worden seien, wie es Vizepräsident Heinz Schmidt ausdrückte, sollen Geschichte sein. 

    Verhärtete Fronten im 1860-Machtkampf - Markus Fauser ist neuer Geschäftsführer

    Der Verein versuchte am Wochenende, Handlungsfähigkeit zu beweisen. Der bisherige stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Robert Reisinger fungiert als Übergangspräsident. "Mein Ziel ist es, mit Hilfe unserer exzellenten Jugendarbeit auch den Erwachsenenbereich wiederaufzubauen", äußerte Reisinger. Am 2. Juli findet die nächste Mitgliederversammlung statt - ein ganz entscheidender Tag. 

    Wichtige Weichen für die Zukunft müssen schon vorher gestellt werden. An ein gemeinsames Vorgehen von Verein und Investor ist dabei kaum noch zu glauben. Ismaik denkt angeblich nicht an ein Ende seines Engagements an der Grünwalder Straße, das ihn bislang einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kostete. Der Jordanier will vielmehr die rechtlich durchaus fragwürdige 50+1-Regel im deutschen Fußball anfechten, die sein Durchregieren bei 1860 München verhindert, wie er in der "Süddeutschen Zeitung" ankündigte. Die Regel schreibt vor, dass die Mehrheit an entscheidungsrelevanten Anteilen einer Fußballabteilung stets in Vereinsbesitz sein muss. 

    Vorerst ist es nur eine Drohkulisse, die Ismaik aufbaut. BFV-Chef Koch konterte dennoch: "Ganz klar: Beim Bayerischen Fußball-Verband gilt in allen Ligen die 50+1-Regel." Der Verband werde nicht dulden, "dass die führenden Funktionsträger des Vereins von außen 'rechtlich beherrscht' werden sollen", verdeutlichte Koch. Ohne 50+1 keine Regionalligalizenz lautet die Ansage von DFB-Vizepräsident koch.

    Der BFV wird 1860 nach internen Beratungen eine Frist für die Einreichung der Regionalliga-Unterlagen setzen. Immerhin: Im Gegensatz zu den drei Profiligen gibt es im Zulassungsverfahren "keine Prüfung der Wirtschaftlichkeit". Es könnte also auch ohne Geld von Ismaik gehen.

    AZ/dpa

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