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Ski alpin: Plötzlich Hoffnungsträger

Ski alpin

Plötzlich Hoffnungsträger

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    Einmal in Ruhe durchschnaufen, bevor ihm am heutigen Samstag wieder tausende Fans zujubeln. Deutschlands Skirennläufer Thomas Dreßen freut sich auf das Heimrennen in Garmisch und deutete mit Platz sechs im Training an, dass mit ihm zu rechnen sein wird.
    Einmal in Ruhe durchschnaufen, bevor ihm am heutigen Samstag wieder tausende Fans zujubeln. Deutschlands Skirennläufer Thomas Dreßen freut sich auf das Heimrennen in Garmisch und deutete mit Platz sechs im Training an, dass mit ihm zu rechnen sein wird. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Trotz seines plötzlichen Streif-Ruhms denkt Thomas Dreßen gar nicht ans Abheben. Vor dem Ski-Weltcup am Wochenende in Garmisch-Partenkirchen mögen zwar Euphorie, Erwartung und mediales Interesse am Senkrechstarter gestiegen sein – Dreßen selbst grinst deshalb aber noch lange nicht anders in die Wintersonne im Werdenfelser Land. Eine Woche nach seinem Sieg-Coup von Kitzbühel setzt der 24-Jährige in der Heimat auf Altbewährtes. „Wir schauen, dass wir unsere Komfortzone beibehalten, unsere Gewohnheiten vor und bei dem Rennen“, sagte er. „Das hat bislang gut funktioniert, deswegen mache ich mir keine Sorgen, dass etwas nicht funktioniert.“

    So eine Situation gab es an der altehrwürdigen Kandahar schon lange nicht mehr: eine Herren-Abfahrt mit einem deutschen Starter als Star und einem Heimsieg als ganz und gar nicht unrealistischen Traum. „Ich probiere mein Bestes und dann schauen wir“, meinte der Youngster nach dem ersten Training, angesprochen auf die Schlussfolgerung, dass ein Sieger von Kitzbühel auch in Garmisch automatisch Favorit sei. Er fand: „Garmisch ist nicht viel weniger herausfordernd als Kitzbühel.“ 1992 hat Markus Wasmeier als bislang letzter Deutscher eine Abfahrt auf der Kandahar gewonnen – Dreßen war da noch nicht auf der Welt.

    Nach dem Sieg in Kitzbühel weckt der Oberbayer die Hoffnung auf einen weiteren historischen Tag für Ski-Deutschland. Den Druck scheint der 100-Kilogramm-Hüne locker wegzustecken: Am Donnerstag stellte sich der Athlet nach dem Training geduldig den Journalisten, lächelte kleinere Kameraprobleme und Verzögerungen im Interview freundlich weg und strahlte eine Euphorie aus, die noch eher an einen aufgeregten Weltcup-Anfänger denn an einen abgezockten Siegfahrer erinnerte. „Es gibt nichts Schöneres als daheim einen Weltcup zu fahren“, sagte Dreßen, der in Mittenwald nur gut eine halbe Autostunde entfernt aufgewachsen ist. Von dort werden zum Rennen am Samstag (11.45 Uhr) etliche Fans erwartet und „vom Skiklub kommen ein paar Kinder“, sagte Dreßen. „Ich freue mich über jeden, der mir die Daumen drückt.“

    Dass der Sieg in Kitzbühel vieles verändert, das war klar, räumte er ein. Zwei größeren TV-Auftritten Anfang der Woche folgten Tage, in denen das Telefon kaum still blieb. „Es haben sich extrem viele Leute gemeldet, auch Größen aus dem Skisport“, erzählte Dreßen, ohne die Gratulanten zu verraten. „Das ehrt einen natürlich, wenn einem solche Leute schreiben.“ Er habe versucht, sein Handy oft zu ignorieren, „dass ich halt ein bisschen zur Ruhe komme“. Er will aber so vielen Menschen wie möglich antworten, „aber auf Facebook ist das unmöglich, keine Ahnung wie viele tausend Leute da geschrieben haben“.

    Der Hype soll Dreßens Rennen freilich nicht beeinträchtigen, darauf arbeiten der Sportler und das Team des Deutschen Skiverbands (DSV) hin. Den famosen Erfolg beim Hahnenkamm-Rennen müsse er abhaken – und das habe er zuletzt recht gut hingekriegt. „Ich persönlich habe nicht oft an Kitzbühel gedacht, was wahrscheinlich schwer zu glauben ist.“

    Dabei sorgte Dreßen selbst dafür, dass sein Streif-Erfolg auch bei ihm zu Hause so präsent blieb. Schuld daran ist der Kitzbüheler Siegerpokal, eine goldene Gams, „die einstweilen neben dem Fernseher steht, denn ich habe noch keine Zeit gehabt, einen Platz für die Gams zu finden“, erzählte Dreßen und schmunzelte. „Jedes Mal, wenn ich die Gams sehe, kann ich es nicht so recht glauben.“ (dpa)

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