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Uli Hoeneß: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Steuerhinterziehung

Uli Hoeneß

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Steuerhinterziehung

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    Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.
    Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Foto: Victoria Bonn-meuser, dpa

    Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Per Selbstanzeige habe der 61-Jährige die Untersuchungen persönlich initiiert, schrieb das NachrichtenmagazinFocus in einer Vorabmeldung und berief sich auf Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich und Hoeneß selbst. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erklärte am Samstag, schon seit längerem Kenntnis von dem Verfahren zu haben.

    Uli Hoeneß: Selbstanzeige im Januar 2013

    "Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht", sagte der Vereinschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters nach Focus-Angaben. Die Selbstanzeige hänge "mit einem Konto von mir in der Schweiz" zusammen, erklärte Hoeneß.

    Wirksamkeit und steuerliche Folgen würden "derzeit von den Behörden geprüft", wurde der langjährige Fußball-Manager des FC Bayern zitiert. Oberstaatsanwalt Heidenreich von der Staatsanwaltschaft München II bestätigte, dass die Einleitung des Ermittlungsverfahrens gegen Hoeneß aufgrund einer Selbstanzeige im Januar 2013 erfolgt sei. Gegenstand des Verfahrens sei die "Prüfung auf Wirksamkeit und Vollständigkeit der Selbstanzeige".

    FC Bayern will sich nicht zu Fall äußern

    Der bereits als neuer deutscher Meister feststehende FC Bayern wollte sich am Samstag vor seinem Bundesliga-Auswärtsspiel bei Hannover 96 "nicht zu dem Bericht äußern", wie Vereinssprecher Markus Hörwick auf dpa-Anfrage sagte. Auch eine Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft II wollte keine näheren Angaben zum Fall machen.

    Hoeneß: "Vertraue voll und ganz auf die Arbeit der Behörden"

    Uli Hoeneß – Stationen einer Karriere, Stationen eines Lebens

    Geburtsort: Ulm

    Spieler: Mittelfeldspieler, Stürmer Stationen: FC Bayern München (1970 bis 1978), 1. FC Nürnberg (1978 bis 1979)

    250 Bundesligaspiele (86 Tore) 35 Länderspiele (5 Tore)

    Spieler-Titel: Europameister (1972), Weltmeister (1974), dreimal Europapokalsieger der Landesmeister (1974 –1976), dreimal deutscher Meister, einmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (1976), Olympia-Teilnehmer, 72

    Manager: 1979 beendet Hoeneß seine Fußballkarriere wegen chronischer Kniebeschwerden. Danach ist er bis 2009 Manager

    Manager-Titel: Champions-League-Sieger (2001), UEFA-Cup-Sieger (1996), 16 Mal deutscher Meister, neunmal DFB-Pokalsieger, Weltpokalsieger (2001)

    Präsidenten-Titel: Deutscher Meister 2010, DFB-Pokalsieger 2010

    Auszeichnungen: Unternehmer des Jahres (1999), Bayerischer Sportpreis (2006), Bambi (2009)

    Privates: Uli Hoeneß ist verheiratet und hat zwei Kinder

    Ermittlungen: Im April 2013 wurde bekannt, dass sich Hoeneß wegen möglicher Steuerhinterziehung selbst angezeigt hat

    Im März 2014 wurde Hoeneß zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er entschloss sich, keine Revision einzulegen und trat von allen FC-Bayern-Ämtern zurück.

    Erleichterung bei Uli Hoeneß im Februar 2016: Der ehemalige Bayern-Präsident wird vorzeitig aus der Haft entlassen.

    Dafür gab Bayerns Ministerpräsident Seehofer bei einem Termin in München am Samstag an, Kenntnis von dem Verfahren zu haben. Er sei bereits vor "einer geraumen Zeit" darüber informiert worden, sagte er der Onlineausgabe der Münchner Abendzeitung. "Das müssen jetzt die Justiz- und Finanzbehörden regeln." Hoeneß sagte dem Blatt: "Ich vertraue voll und ganz auf die Arbeit der mit dem Fall befassten Behörden und bitte, mit Respekt darauf von weiteren Anfragen abzusehen." Angaben zur im Raum stehenden Summe machte niemand.

    Mit Selbstanzeigen besteht für Steuerhinterzieher grundsätzlich die Möglichkeit, nachträglich Straffreiheit zu erlangen, wenn dies dem Fiskus bislang verborgene Steuerquellen erschließt. Haben die Ermittler allerdings erst mal die Fährte aufgenommen und sind einem Verdächtigen schon auf der Spur, ist es nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2010 zu spät dafür.

    Hoeneß hoffte offenbar auf  Steuerabkommen mit der Schweiz

    Steuerhinterziehung, Steuerflucht und Steueroasen

    Bei Steuerhinterziehung drohen Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. In besonders schweren Fällen können es sogar bis zu zehn Jahre sein. Laut Bundessteuerberaterkammer verjährt Steuerhinterziehung in schweren Fällen erst nach zehn Jahren.

    Bei Selbstanzeige bleiben nach dem Schwarzgeldbekämpfungsgesetz von 2011 nur noch Hinterziehungsbeträge bis 50.000 Euro pro Vorgang straffrei.

    Bis 100.000 Euro kann von einer Strafe dann abgesehen werden, wenn der Betroffene neben den Verzugszinsen von 0,5 Prozent pro Monat einen Zuschlag von fünf Prozent auf die hinterzogenen Steuern zahlt.

    Wer sich wegen Steuerhinterziehung selbst anzeigt, bleibt aber nur dann straffrei, wenn die Behörden von dem Fall bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts wussten - und es sich um maximal 100 000 Euro handelt.

    Sind die Ermittlungen bereits im Gang, ist der Zug für den Steuersünder abgefahren. Bis dahin räumt das Gesetz die Möglichkeit ein, dem Finanzamt die nicht-erklärten Einkünfte nachzumelden. Dann aber vollständig.

    Als Steueroasen werden Länder bezeichnet, die keine oder nur sehr niedrige Steuern auf Einkommen oder Vermögen erheben - und Anlegern Anonymität und Diskretion versprechen.

    Besonders für Anleger, die in ihrem Heimatland höhere Steuersätze zahlen müssten, sind Steueroasen attraktiv. Die Staaten sind oft klein und wohlhabend, werden meist von stabilen Regierungen geführt und bemühen sich häufig um Investitionen aus dem Ausland.

    Vielfach geht es um autonome Inselstaaten, weshalb häufig von "Offshore" die Rede ist. Oft genannt werden die Britischen Jungferninseln die Kaimaninseln, die Cookinseln und Samoa, die Seychellen sowie Hongkong, Singapur und Panama.

    Unternehmen gründen oder kaufen für ihre Auslandsgeschäfte beispielsweise Tochterunternehmen, deren Gewinne im Niedrigsteuerland gehalten und wieder investiert werden. Oft erschweren komplexe Unternehmensgliederungen den Behörden die Ermittlungen.

    Nach Schätzungen der Deutschen Steuergewerkschaft (DStG) umfasst das weltweite Hinterziehungsvolumen allein für deutsche Steuerhinterzieher rund 400 Milliarden Euro. Hiervon dürften laut DStG allein 150 Milliarden Euro auf die Schweiz entfallen.

    Nicht alle Methoden, die deutschen Steuerbehörden zu umgehen, sind illegal. Wer etwa seinen Wohnsitz ins Ausland verlegt, kann privates Einkommen in ein ausländisches Niedrigsteuerland verlagern, ohne sich strafbar zu machen.

    Auch International tätige Konzerne können ihre Gewinne legal auf die Tochterunternehmen verteilen, so dass ein möglichst geringes Steueraufkommen anfällt.

    Strafbar macht sich aber, wer dem Finanzamt seine Geldanlagen in Überseegebieten verschweigt, seinen Wohnsitz aber in Deutschland hat und dort auch sein Einkommen versteuern müsste.

    Hoeneß sagte laut "Focus", dass er die Angelegenheit ursprünglich über das von der Bundesregierung aus Union und FDP angepeilte Deutsch-Schweizer Steuerabkommen habe regeln lassen wollen, das "dann bekanntlich Mitte Dezember 2012 nicht zustande gekommen" sei.

    Der Entwurf des Abkommens hatte einen deutlich umfassenderen Informationsaustausch zwischen den beiden Ländern vorgesehen als bislang. Geldanlagen von Bundesbürgern in der Schweiz aus den vergangenen zehn Jahren sollten demnach von 2013 an pauschal mit 21 bis 41 Prozent besteuert werden. Die Opposition ließ das bereits von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ausgehandelte Abkommen letztlich im Bundesrat durchfallen, weil es ihr nicht weit genug ging. Auch im Vermittlungsausschuss kam es zu keiner Einigung mehr.

    Steuerhinterziehung: Bis zu zehn Jahre Haft möglich

    Immer häufiger versuchen die Behörden nun, über den Ankauf von Steuer-CDs an die Daten vermeintlicher Steuerhinterzieher heranzukommen - und gegen diese Ermittlungen aufnehmen zu können. Zuletzt erst hatte Rheinland-Pfalz neue Datensätze angekauft, bereits kurz darauf gingen Fahnder mit Hunderten Hausdurchsuchungen in ganz Deutschland gegen mutmaßliche Steuerbetrüger vor. Bei Steuerhinterziehung drohen Strafen von bis zu fünf Jahren. In besonders schweren Fällen könne es sogar bis zu zehn Jahre sein.

    Hoeneß machte sich nicht nur als Fußballfunktionär einen Namen, sondern in den 1980er-Jahren auch als Mitbegründer einer überaus erfolgreichen Wurstfabrik, mit der er reichlich Geld verdiente. dpa

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