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Tischtennis-WM 2017: Timo Boll – und dann kommt lange nichts

Tischtennis-WM 2017

Timo Boll – und dann kommt lange nichts

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    Der 36-jährige Timo Boll ist auch bei der WM in Düsseldorf bester Deutscher.
    Der 36-jährige Timo Boll ist auch bei der WM in Düsseldorf bester Deutscher. Foto: Jonas Güttler, dpa

    Es war laut wie in einem Fußballstadion, als Timo Boll die Düsseldorfer Messehalle verließ. 8000 Zuschauer jubelten dem erfolgreichsten deutschen Tischtennisspieler zu. Zuvor hatte der 36-Jährige im Viertelfinale dem alten und neuen Weltmeister Ma Long aus China noch einmal alles abverlangt. Bei der Heim-WM in Düsseldorf sorgte stattdessen die erst 23 Jahre alte Petrissa Solja im Mixed für die ersehnte deutsche Medaille.

    Und trotzdem wird es Momente wie diesen im deutschen Tischtennis in absehbarer Zeit wohl nicht mehr viele geben. "Ein kleines Nachwuchsproblem im deutschen Tischtennis ist da. Denn irgendwann werden wir nach einem Timo Boll oder Dimitrij Ovtcharov eine große Lücke füllen müssen", sagte Sportdirektor Richard Prause ganz offen.

    Zu den Erkenntnissen dieser stimmungsvollen Heim-WM gehört eben auch: Am Ende gingen wieder vier von fünf Titeln nach China, das dramatische Endspiel bei den Männern gewann der Chinese Ma Long am Montag mit 4:3 gegen seinen Landsmann Fan Zhendong. Und während in Asien weiterhin reihenweise Supertalente wie das erst 13-jährige Wunderkind Tomokazu Harimoto aus Japan (siehe auch nebenstehender Artikel) oder der auch erst 20 Jahre alte Fan Zhendong heranwachsen, kommt im deutschen Team hinter Boll und dem schon im Achtelfinale gescheiterten Ovtcharov zu wenig nach.

    Timo Boll: "Werbung für unseren Sport gemacht"

    "Ich bin mit mir im Reinen. Ich habe ein sehr gutes Turnier gespielt", sagte Boll selbst dazu. "Aber diese WM hat wieder gezeigt: Unsere Konkurrenz vor allem in Asien ist sehr, sehr stark. Auch wir haben eine gute Basis, aber es kann sich niemand leisten, auf dem Sofa zu liegen. Es hilft nur, weiter hart zu arbeiten."

    Ganz gleich, aus welcher Perspektive man diese Heim-WM betrachtet, aus der rein sportlichen oder mit Blick darauf, welche Wirkung sie auf die Zuschauer oder den Sportnachwuchs erzielt hat: Das Fazit ist immer ein "Ja, aber...". "Für einen großen Boom wird es nicht reichen. Aber wir haben Werbung für unseren Sport gemacht", so Boll.

    51.000 Zuschauer insgesamt, je 8000 an den drei ausverkauften Schlusstagen: Die harten Fakten und vor allem die bemerkenswerte Atmosphäre in der Halle übertrafen die Erwartungen des Deutschen Tischtennis-Bundes. "Wir können stolz auf unsere Zuschauer sein", so Boll. "Und wir hätten ihnen gerne noch mehr Erfolge zurückgegeben."

    Am Ende schauten alle auf Timo Boll

    Der DTTB-Sportdirektor Richard Prause sieht das genauso. "Das ist eine gute Bilanz, obwohl wir einige Chancen nicht optimal verwertet haben." Das galt sogar für Solja und ihren Partner Fang Bo, die im Halbfinale schon mit 3:1 führten. Das galt aber vor allem für Ovtcharov, die deutsche und europäische Nummer eins. Er scheiterte im Achtelfinale an dem Japaner Koki Niwa. "Schade für ihn", sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. "Aber er wird es weiter versuchen. Er ist unser Mann für die Zukunft."

    Diesmal war es aber noch wie fast immer: Am Ende schauten alle auf Boll. Besser als erwartet hielt er mit Ma Long mit (2:4). "Ich habe vor der WM noch gesagt, dass Ma Long für mich außer Reichweite ist", sagte er. "Aber diese WM gibt mir Mut. Sie zeigt, dass ich mich noch einmal verbessert habe." Olympia 2020 ist sein Ziel, auch wenn er dann schon 39 sein wird. dpa

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