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FC Augsburg: Callsen-Bracker: "Gehört zu meinen Aufgaben, Dinge anzusprechen"

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Callsen-Bracker: "Gehört zu meinen Aufgaben, Dinge anzusprechen"

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    Jan-Ingwer Callsen-Bracker (links) hat derzeit beim Bundesligisten seinen Stammplatz auf der Tribüne.
    Jan-Ingwer Callsen-Bracker (links) hat derzeit beim Bundesligisten seinen Stammplatz auf der Tribüne. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Am Montag hat Jan-Ingwer Callsen-Bracker, 33, nach dem Training Moritz Leitner, 24, kurz in den Arm genommen, um ihn aufzumuntern, einen kleinen Scherz zu machen. Eigentlich eine Szene, die keine Erwähnung wert wäre, doch zeigt sie, dass Callsen-Bracker beim Bundesligisten FC Augsburg inzwischen viel mehr als nur ein Spieler ist.

    Callsen-Bracker und Leitner teilen derzeit dasselbe Schicksal beim FCA. Sie sitzen auf der Tribüne. Die Gründe dafür könnten aber nicht unterschiedlicher sein. Leitner, mit einem außergewöhnlichen Fußball-Talent ausgestattet, steht sich anscheinend selbst im Weg, um beim FCA anzukommen. Auch nach zehn Monaten, er war im Januar von Lazio Rom zum FCA gekommen, hat es der exzellente Techniker nicht geschafft, die Anforderungen zu erfüllen, die Trainer Manuel Baum von seinem Ex-Schüler erwartet. „Mo ist ein richtig guter Fußballer, aber wir erwarten, dass er sich in dem einen oder anderen Bereich entwickelt und an das anpasst, was wir wollen“, erklärte der Pädagoge, der Leitner an der Realschule in Taufkirchen unterrichtet hat, unlängst. Leitner sei unglaublich spielintelligent, aber er müsse an seiner Zielstrebigkeit arbeiten, sagt Baum. „Wir sind eine Mannschaft, die nach Balleroberung schnell umschaltet und im Spielaufbau schnell vertikal spielt. Keine Mannschaft, die erst 15-mal die Seite wechselt und dann nach vorne spielt.“

    Aber auch wenn Leitner, er selbst hat sich bisher zu seiner Situation nicht geäußert, die taktischen Vorgaben des Trainers nicht erfüllen kann, attestiert ihm Baum eine 100-prozentige Einstellung im Training. Das liegt auch an Spielern wie Callsen-Bracker. Denn der ist darin ein Vorbild. Vor fast genau zwei Jahren schien seine Profi-Karriere vorbei zu sein. Am 10. Dezember 2015 erlitt er im letzten Europa-League-Vorrundenspiel bei Partizan Belgrad nach einem Foul nicht nur einen Wadenbeinbruch, sondern auch einen zweifachen Bänderriss und einen Knorpelschaden am linken Sprunggelenk.

    Callsen-Bracker: "Gebe jeden Tag im Training Gas"

    Fast 15 Monate kämpfte Callsen-Bracker für sein Comeback. Am 30. April stand er dann für zwei Minuten beim 4:0-Heimsieg gegen den Hamburger SV wieder auf dem Platz. In dieser Saison gelang ihm der Sprung in den 18er-Kader noch nicht. „Als er im letzten Jahr zurückgekommen ist, hat er auf einem richtig hohen Level trainiert. Jetzt in der Vorbereitung hat er sich nicht so gut gefühlt“, sagt Trainer Baum. Aber über Einsätze in der U23 kämpfe er sich wieder heran. Aber auch wenn er nicht spiele, sei Callsen-Bracker „ein wichtiger Stabilisator in der Mannschaft. Jetzt nicht nur, was das Spiel, sondern auch was das Training betrifft. Er ist ein Führungsspieler.“ Einer, der nicht nörgelt und sich selbst gut einschätzen kann. Einer, der jungen Kollegen wie Leitner Tipps geben kann.

    Jan-Ingwer Callsen Bracker musste nach einem überhartem Foul im Spiel gegen Belgrad verletzt ausgewechselt werden.
    Jan-Ingwer Callsen Bracker musste nach einem überhartem Foul im Spiel gegen Belgrad verletzt ausgewechselt werden. Foto: Isakovic, afp (Archiv)

    Callsen-Bracker ist sich dieser Verantwortung bewusst. Er ist im Mannschaftsrat, auch wenn er kein Stammspieler ist. Vielleicht ist sein Einfluss auch gerade deshalb so groß. Weil er eben die vertritt, die nicht spielen. Er sagt: „Da gehört es auch zu meinen Aufgaben, Dinge anzusprechen, die mir auffallen, meine Meinung zu vertreten und Verantwortung für das Team zu übernehmen. Man muss aber auch sportliche Leistung bringen, um vorne weg gehen zu können. Deshalb gebe ich jeden Tag im Training Gas. Es ist wichtig zu zeigen, dass man sich nicht hängen lässt auch wenn man mal nicht von Anfang an spielt. Da muss man Stärke zeigen.“

    Callsen-Bracker: "Schade, wenn lange Weggefährten wechseln"

    Seit Januar 2011 steht der Innenverteidiger Callsen-Bracker beim FCA unter Vertrag. Ist einer der dienstältesten Spieler und deshalb auch so wichtig. Gerade jetzt, nach dem eingeleiteten Umbruch. Callsen-Bracker: „Natürlich ist es schade, wenn lange Weggefährten wechseln. Gerade Paul und Halil waren Freunde. Aber wir schreiben uns regelmäßig. Zum Beispiel habe ich Paul zuletzt ein Foto geschickt, wer nun auf seinem Stammplatz im Bus sitzt.“ Aber im Profigeschäft gebe es Veränderungen: „In jeder Wechselperiode kommen und gehen Spieler. Da gilt es sich anzupassen.“

    Callsen-Bracker: "Da gehört es auch zu meinen Aufgaben, Dinge anzusprechen, die mir auffallen, meine Meinung zu vertreten und Verantwortung für das Team zu übernehmen."
    Callsen-Bracker: "Da gehört es auch zu meinen Aufgaben, Dinge anzusprechen, die mir auffallen, meine Meinung zu vertreten und Verantwortung für das Team zu übernehmen." Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    In dieser Saison sieht er sein Team auf einem guten Weg: „Wir hatten eine gute Vorbereitung, während der wir sehr viel einstudieren konnten. Man muss es hinkriegen, dass alle Elf in die gleiche Richtung marschieren und das gleiche denken, alle zusammen angreifen und verteidigen und die Abstände nicht zu groß werden. Und außerhalb vom Platz muss Disziplin da sein. Da setzt der Trainer die Marschroute und die hat er sehr gut vermittelt.“ Callsen-Bracker will sich mit seiner derzeitigen Passivrolle nicht abfinden. Vielleicht geht es auch ganz schnell. Der Einsatz von Martin Hinteregger am Samstag in Hoffenheim ist noch unsicher. Nach seiner Sprunggelenksverletzung soll der Österreicher am Mittwoch wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Callsen-Bracker sagt dazu: „Ich wünsche niemandem etwas Schlechtes. Klar ist, dass ich als Leistungssportler das Ziel habe zu spielen und dafür arbeite ich jeden Tag hart.“ “

    Sollte es am Samstag nicht klappen, wird es Callsen-Bracker, dessen Vertrag im Juni ausläuft, weiter versuchen. „Noch fühle ich mich zu jung und zu frisch und zu gut, um schon über mein Karriereende zu sprechen. Ich habe durch die lange Pause einiges nachzuholen. Mit 33 verschwende ich noch keinen Gedanken ans Aufhören.“ Schließlich war er fast 17 Monate weg.

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