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FC Augsburg: Klassenerhalt allein ist Trainer Manuel Baum zu wenig

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Klassenerhalt allein ist Trainer Manuel Baum zu wenig

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    Trainer Manuel Baum sieht in der laufenden Saison einen Entwicklungsprozess seiner Mannschaft.
    Trainer Manuel Baum sieht in der laufenden Saison einen Entwicklungsprozess seiner Mannschaft. Foto: Ulrich Wagner

    Als die Fußball-Profis des FC Augsburg am Dienstagvormittag trainieren, werden sie lautstark unterstützt. Eine Gruppe Kindergartenkinder bevölkert die Metallabsperrung, die die Zuschauer vom Rasen trennt. Die Kinder rufen und schreien, muntern die Torhüter auf, wenn sie einen Ball passieren lassen müssen, können aber auch so gar nicht verstehen, warum ein Spieler jetzt trainieren muss, wo er sich doch ihren Autogrammwünschen widmen sollte.

    FCA-Trainer Manuel Baum hat selbst zwei Kinder in ähnlichem Alter, in der lärmenden Meute sah er eine Bereicherung, keine Störung. Sie könnten gerne öfters kommen, meint der Trainer und lächelt. Baum wirkt entspannt und aufgeräumt, den Frust der jüngsten Heimniederlage gegen Bremen hat er bewältigt, nun blickt er nach vorne.

    Inzwischen ist es Alltag für den 38-Jährigen, sich zu Beginn einer Trainingswoche den Fragen der Medienvertreter zu stellen. Worauf diese abzielen, darauf ist Baum vorbereitet. Zunächst also, wie geht es den verletzen Spielern? Wer kann am Samstag in Leverkusen spielen? Wer fällt aus? Baum gibt einen Überblick und bestätigt die Eindrücke des Trainings. Alfred Finnbogason wird demnächst wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, Baum kann sich vorstellen, ihn im nächsten Heimspiel gegen den FC Bayern wieder einsetzen zu können. "Das hängt aber davon ab, wie er reagiert", sagt Baum. Und meint damit, wie Finnbogason die wachsende Belastung im Training verkraftet.

    Gouweleeuw, Caiuby und Hitz können gegen Leverkusen wohl spielen

    Finnbogason wird gegen Leverkusen fehlen, ebenso Marco Richter (Adduktoren), der lockere Laufeinheiten absolviert, und Kevin Danso, der sich von einem Anriss im Syndesmoseband erholt. Zur Verfügung stehen werden hingegen Rückkehrer Jeffrey Gouweleeuw und Caiuby, der am Dienstag nicht alle Trainingsformen mit der Mannschaft absolvierte. Baum gibt Entwarnung, die Belastung für Caiuby solle nicht zu hoch werden. Sorgen macht sich der Trainer ebenso wenig um seinen Torhüter Marwin Hitz. Frühzeitig hatte er die Schweizer Nationalmannschaft wegen muskulärer Probleme verlassen, seitdem hatte er sich behandeln lassen. Baum rechnet damit, dass Hitz ab Mittwoch wieder ins Training voll einsteigen kann.

    Die personelle Lage entspannt sich folglich, nun folgen die Fragen zum Gegner. Auch darauf ist Manuel Baum vorbereitet. Die Mannschaft des Trainerkollegen Heiko Herrlich rechnet Baum zu den "drei, vier besten Mannschaften in der Bundesliga", er verweist auf die Mentalität, die Qualität und die gute Mischung aus älteren, erfahrenen und jüngeren, talentierten Spielern. Baum fasst zusammen: "Es wird ein hartes Stück Arbeit."

    Die Pflicht ist für Baum damit erledigt, diesmal jedoch wird von den Fragestellern eine Kür eingefordert. Das Frage-Antwort-Gespräch mit den Journalisten verlässt das Naheliegende, das Spiel gegen Leverkusen, plötzlich rückt das große Ganze in den Vordergrund. Es geht darum, welche Ziele der FCA verfolgt? Ob er sich mit dem Klassenerhalt zufrieden gibt oder ob es darüber hinaus andere gibt? Baum beschreibt die unterschiedlichen Voraussetzungen. Zu Beginn der Saison waren die Erwartungen an Trainer, Verantwortliche und Spieler geringer, beschreibt er, nach der punktreichen Vorrunde sind sie gestiegen. Baum spricht vom "Fluch der guten Tat".  Letztlich glaubt er, könnten seine Mannschaft und jeder einzelne Spieler aus dieser veränderten Ausgangslage lernen. "Wenn man mit neuen Situationen und neuen Herausforderungen lernt umzugehen, ist das wichtig für die Zukunft. Wir wollen die Saison gut zu Ende bringen und viele Lehren aus dieser Saison in die nächste mitnehmen." Baum will in seinem Team ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man trotz erreichter Ziele "gierig" bleibt.

    Baum: "Wir definieren uns nicht nur über die Tabelle"

    Aktuell sieht er eine gewisse Gefahr darin, die Saison mühsam zu Ende zu bringen - mit der Vorstellung, die fünf Punkte für den Klassenerhalt würde man schon irgendwie holen. Der freigestellte Realschullehrer Baum zieht einen Vergleich zur Schule: "Wer bis zu einer Schulaufgabe 14 Tage Zeit hat, zögert das Lernen immer bis zum Schluss raus. Wir aber wollen schnellstmöglich den Klassenerhalt abhaken." Um sich dann weiteren Zielen zu widmen, wie Baum hinzufügt. Er stellt klar: "Wir definieren uns nicht nur über die Tabelle." Alles soll sich weiterentwickeln: der Spielstil, die taktische Flexibilität, das Pressing oder die Anpassungsfähigkeit der einzelnen Spieler. Schon jetzt hat Baum die Saison als ständigen Prozess erlebt, mit aufgeblähtem Kader, mit übertroffenen Erwartungen, mit Enttäuschungen und einer plötzlichen Verletzenmisere. Sein vorläufiges Fazit: "Du kannst nicht vom ersten bis zum letzten Spiel immer das Gleiche machen. Diese Anpassung ist für uns eine wichtige Erkenntnis."

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