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FC Augsburg: Nach Verletzungspause: Marco Richter hat gelernt zu verzichten

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Nach Verletzungspause: Marco Richter hat gelernt zu verzichten

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    Marco Richter hat sich in der Bundesliga etabliert und er hat gelernt, auf sich zu achten.
    Marco Richter hat sich in der Bundesliga etabliert und er hat gelernt, auf sich zu achten. Foto: Ulrich Wagner

    Eigentlich hätte Marco Richter in diesen Tagen richtig geknickt sein müssen. Als er beim Heimspiel gegen den SC Freiburg (4:1) nach einem guten Spiel in der 75. Minute von Trainer Manuel Baum ausgewechselt werden musste, zwickte es hinten am Oberschenkel zwar ein bisschen, nichts deutete darauf hin, dass der Stürmer Anfang Oktober gleich zwei für ihn ganz wichtige Termine absagen müsste.

    Marco Richter: "Die U-21 Absage hat sehr wehgetan"

    Doch die Muskelverhärtung in der Nähe der Adduktoren war so hartnäckig, dass er schon zum zweiten Mal in seiner zweiten Bundesliga-Saison das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund in einem der schönsten Stadien der Liga verpasst hat. Und auch Nationaltrainer Stefan Kuntz musste er für die entscheidenden EM-Qualifikationsspiele der deutschen U21-Nationalmannschaft, quasi vor der Haustüre in Ingolstadt und Heidenheim, einen Korb geben.

    „Es waren viele Telefonate mit Herrn Kuntz, Herrn Baum, den Ärzten im Dreieck“, sagte Richter Mitte der Woche. Man hat überlegt, ob er eventuell zur Nationalmannschaft nachreist, doch diesen Gedanken verworfen. „Die U21-Absage hat sehr wehgetan, aber ich nehme das Positive mit, dass alle hier im Verein auf mich achten und unbedingt wollten, dass ich wieder fit werde.“ Er ist es, vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr) in der vollen WWK-Arena gegen RB Leipzig. „Ich bin komplett schmerzfrei und versuche diese Sorge um mich durch Leistung zurückzuzahlen.“

    Diese Episode zeigt, wie hoch sein Stellenwert inzwischen schon beim FCA ist. Richter hätte sicher zur U21 fahren können, um dann zu testen, ob es geht, doch dieses Risiko wollte Baum gar nicht erst eingehen.

    Richter ist der Gewinner der ersten Saisonphase. In fünf der sieben Punktspiele wurde er eingesetzt, bereitete zwei Tore vor. Aber was noch viel wichtiger ist: Das offensive Pressing gegen den Ball tief in der Hälfte des Gegners, das Baum dem FCA in dieser Spielzeit verordnet hat, ist für ihn nichts Neues.

    Richter ist der Richtige für Ballsicherheit und Finesse

    Denn das hat Baum schon seit 2014 als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums dort eingeführt. Einer seiner Schüler dort: Marco Richter. „Die ganze Philosophie hat Herr Baum mit nach oben genommen, zum Glück hatte ich das im NLZ schon“, sagt Richter. Es sei extrem wichtig, dass alle mitmachen: „Wenn einer rausfällt, ist es extrem schwer.“ Gerade deswegen baut Baum auf Richter. Er kennt die Defensiv-Laufwege der Offensive in- und auswendig, weiß, wie man sich in den verschiedenen Situationen zu verhalten hat. Ob er oder Caiuby auf der linken Außenbahn eingesetzt wird, entscheidet Trainer Baum je nach Taktik. Braucht er Wucht und Kopfballstärke, bringt er Caiuby, braucht er Finesse und mehr Ballsicherheit, ist Richter der Richtige. Gut möglich, dass Richter gegen Leipzig den Vorzug bekommt, zumal Caiuby zwar wieder fit ist, während der Woche aber einige Zeit verletzt pausieren musste.

    In der U-23 von Augsburg fehlt es ihm manchmal an Disziplin. Die Zeiten sind vorbei, Marco Richter ist erwachsen geworden.
    In der U-23 von Augsburg fehlt es ihm manchmal an Disziplin. Die Zeiten sind vorbei, Marco Richter ist erwachsen geworden. Foto: Sebastian Richly, (Archiv)

    Richter ist in der Bundesliga angekommen. Dabei war er beileibe kein Streber im Nachwuchs. Er galt als ein Spieler, der Gefahr lief, zu wenig aus seinem Talent zu machen. Der zwar in einem Spiel in der U23 auch mal sieben Tore erzielte, der aber auf Fitness und professionelle Ernährungsweise lange keinen so großen Wert legte. So frühstückt er erst regelmäßig, wie er in einem früheren Interview verriet, weil der FCA dies vor dem Vormittagstraining eingeführt hat. Einmal hat er in der U23 auch in einem nicht gewaschenen Trikot spielen müssen, weil er es am Spieltag zuvor mal wieder liegen hatte lassen. Der Zeugwart revanchierte sich. Richter behielt aber seinen Torriecher und traf auch stinkend.

    Marco Richter ist erwachsen geworden

    Doch Richter ist mit seinen 20 Jahren erwachsener geworden. Zusammen mit seiner Freundin sucht er eine Wohnung, will endlich von zu Hause ausziehen. Er hat den Berater gewechselt. Und er hat gelernt zu verzichten. Auf Dortmund oder die Nationalmannschaft.

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