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FC Augsburg: Südkorea: Koos Rücktritt aus Nationalmannschaft ist nicht so einfach

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Südkorea: Koos Rücktritt aus Nationalmannschaft ist nicht so einfach

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    Ja-Cheol Koo will die südkoreanische Nationalmannschaft verlassen.
    Ja-Cheol Koo will die südkoreanische Nationalmannschaft verlassen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Wer glaubt, es wäre ein Leichtes, seinen eigenen Rücktritt zu verkünden, der kann sich gewaltig täuschen. Ja-Cheol Koo hat eine schwere Mission vor sich. Einerseits weiß der Südkoreaner, was sich auf sein persönliches Befinden, auf seinen Körper und Geist, wohltuend auswirkt, andererseits will er nicht respektlos auftreten. Zehn Jahre lang hat der Mittelfeldspieler des FC Augsburg das Trikot der Nationalmannschaft getragen, acht Jahre lang pendelte er zwischen Deutschland und Südkorea hin und her. Nun wünscht er sich, das Trikot seines Landes nicht mehr überzustreifen.

    Der 29-Jährige hat seinem Verband mitgeteilt, aus der Landesauswahl zurücktreten zu wollen. Seine Begründung klingt plausibel, für Länderspiele umkreiste er meist den halben Erdball und war mehrere Tage unterwegs. Er plagte sich mit Verletzungen, kämpfte mit der Zeitverschiebung und litt unter der Erwartungshaltung vor Ort. „Für mich bedeuten diese Reisen Druck und Stress. Wenn ich nicht topfit bin, kann ich weder der Nationalmannschaft noch dem FCA helfen“, betont Koo.

    Koos Landsleute könnten sich in ihrer Ehre gekränkt fühlen

    Für sein Heimatland zu spielen, das habe ihn stets mit Stolz erfüllt, bekräftigt der Mittelfeldspieler. Genau hinter diesem ausgeprägten Nationalstolz, tief verankert in der asiatischen Mentalität, verbirgt sich Koos Problem. Für dessen Landsleute versteht es sich von selbst, dem Land zu dienen. Wer berufen wird, hat zu spielen. Will ein Nationalspieler zurücktreten, fühlen sich die Südkoreaner in ihrer Ehre gekränkt. Entsprechend obliegt die Entscheidungshoheit nicht allein dem Spieler.

    Dieser wirbt um Verständnis, fast entschuldigend sagt Koo: „Viele können nicht verstehen, wie beschwerlich die vergangenen acht Jahre mit den Reisen und Verletzungen für mich waren.“ Im Gespräch merkt man, wie sehr ihn das beschäftigt.

    Jetzt, nach der Weltmeisterschaft in Russland, sieht Koo den geeigneten Zeitpunkt, einen Schlussstrich zu ziehen. Diesem Turnier hatte er nochmals alles untergeordnet. „Ich habe mich vollkommen auf diese WM fokussiert, ich wollte die Enttäuschung von Brasilien vergessen machen.“ Vor vier Jahren hatte Koo Südkorea als Kapitän aufs Feld geführt, die Mannschaft blieb aber ohne Punkt.

    Für die WM-Teilnahme dachte Koo über einen Vereinswechsel nach

    Weil er in der Vorrunde seinen Stammplatz beim FCA eingebüßt hatte und fürchtete, nicht für die WM nominiert zu werden, dachte Koo im Winter über einen Vereinswechsel nach; als er sich gegen Ende der Saison am Knie verletzt hatte, reiste er in Absprache mit dem FCA frühzeitig nach Südkorea und ließ sich dort behandeln. Nichts sollte seinen Einsatz in Russland gefährden.

    Dort stand er in zwei Vorrundenbegegnungen auf dem Rasen, unter anderem beim 2:0-Erfolg über Deutschland. Südkorea schied letztlich zwar erneut nach der Gruppenphase aus, doch der Triumph über den damaligen Weltmeister sorgte für versöhnliche Töne und ein emotionales Hoch in der Heimat. Koos Fazit: „Das war keine Traum-WM, aber sie war auch nicht schlecht.“

    Im Februar 2008 hat Koo sein Debüt in Südkoreas Nationalteam gegeben, in 70 Länderspielen hat er 19 Treffer erzielt. Nun bereitet er seinen reibungslosen Rückzug vor und hofft, der Verband stimmt seinem Ansinnen zu.

    Der FCA würde vom Ende der internationalen Karriere profitieren

    Von einem Ende der Nationalmannschaftskarriere profitieren würde unmittelbar der FC Augsburg. Koo ist überzeugt: Kann er sich ausschließlich auf seinen Verein konzentrieren, wird sich dies in den Leistungen widerspiegeln. Die vergangene Saison hat ihn nicht zufriedengestellt, sowohl er als auch die Mannschaft seien zu mehr imstande, meint Koo. Positiv auf Koos Auftritte auswirken dürfte sich zudem, dass im August seine Familie nach Deutschland fliegt. Frau Jin-Hyeon, der vierjährigen Sohn Bon-Woo und die einjährige Tochter Seoa sorgen für privates Glück.

    In einem Jahr läuft Koos Vertrag in Augsburg aus. Er macht keinen Hehl daraus, diesen verlängern zu wollen. Der FCA sei für ihn ein besonderer Verein, begründet er. Erste Gespräche zwischen Sportgeschäftsführer Stefan Reuter und Koos Berater haben bereits stattgefunden.

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