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FC Augsburg: Wann jubelt FCA-Verteidiger Philipp Max für Deutschland?

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Wann jubelt FCA-Verteidiger Philipp Max für Deutschland?

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    Philipp Max spielt derzeit in Augsburg groß auf. Nur Bundestrainer Joachim Löw interessiert das nicht.
    Philipp Max spielt derzeit in Augsburg groß auf. Nur Bundestrainer Joachim Löw interessiert das nicht. Foto: Ulrich Wagner

    Am Samstag hatte Philipp Max in Augsburg viel zu tun. Gegen Mittag gab er zusammen mit Dong-Won Ji für den FC Augsburg beim Tag der offenen Tür der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Josefinum fleißig Autogramme. Am Abend beobachtete er dann zusammen mit seiner Freundin bei der Laufsteg-Fashion-Show im Parktheater im Gögginger Kurhaus die Mode-Models.

    Viele hätten den Verteidiger des FC Augsburg im Nationalkader erwartet

    Viel lieber er wäre an diesem Tag wohl selbst im Scheinwerferlicht gestanden – in der Johan-Cruijff-Arena in Amsterdam. Dort spielte Deutschland in der Nations League gegen die Niederlande. Doch wieder einmal hatte Bundestrainer Joachim Löw auf den Linksverteidiger des FC Augsburg verzichtet. Nicht Max wurde der 100. Debütant in der Ära Löw, sondern Stürmer Mark Uth von Schalke 04 (vorher TSG 1899 Hoffenheim).

    Für die Aufarbeitung des WM-Debakels hatte sich Löw lange Zeit gelassen, doch nach einem Neustart mit frischem, aufstrebendem Personal sah das 0:3-Debakel gegen die Niederlande nicht aus. Eher nach Stillstand. Stellvertretend dafür stehen seine Personalentscheidungen auf der linken Abwehrseite, die nicht nur in Augsburg kaum einer mehr versteht. Es scheint, als habe Löw das Leistungsprinzip abgeschafft. Andererseits ist es kaum zu verstehen, dass Max tun oder lassen kann, was er will, ohne wenigstens mal die Chance zu bekommen, den arrivierten Spielern Beine zu machen. Löw macht um ihn einen großen Bogen, wie wenn er seit Monaten an Mumps oder Masern erkrankt wäre und damit die anderen Nationalspieler anstecken könnte.

    Max schaffte beim FCA bereits 231 Sprints auf der linken Außenbahn

    Dabei hat Max seit Monaten nur einen Makel: Er ist in Form. War er schon in der vergangenen Saison zweitbester Torvorbereiter mit 13 Vorlagen hinter Bayern-Stürmer Thomas Müller, macht er da einfach weiter. Zusammen mit dem Bremer Max Kruse ist er nach sieben Spieltagen der beste Vorbereiter der Liga. 18 Torschüsse leiteten die beiden jeweils ein. Und wer Dynamik auf der linken Außenbahn sucht, findet sie ebenfalls bei dem 25-jährigen FCA-Profi. 231 Sprints sind ligaweit Bestwert. Und weil dies alles noch nicht reicht, dekoriert er seine Fähigkeit, die Stürmer mit genauen Flanken und Pässen zu versorgen, jetzt auch noch mit ein paar Sahnehäubchen: Beim 3:4 in Dortmund bereitete er nicht nur zwei Treffer vor, sondern schoss gleich noch einen selbst. Es war sein zweites Tor in dieser Saison. Doch Max darf weiter nur für den FCA jubeln und nicht auch für Deutschland.

    Denn Löw reichen die Galavorstellungen auf der Augsburger Bühne anscheinend nicht. Er sieht Jonas Hector und Nico Schulz vor Herausforderer Max. „Beide sind im Moment auf der gleichen Qualitätsstufe“, hatte der Bundestrainer vor dem Niederlande-Spiel gesagt.

    Dass er den Hoffenheimer Schulz im September anstelle des gleichaltrigen Max debütieren ließ, erklärte er damit, dass Schulz eine Nasenlänge voraus sei: „Wir haben Max einige Male gesehen, er hat letztes Jahr gut gespielt und dieses Jahr gut begonnen. Schulz spielt ähnlich vom Stil her, ist defensiv aber noch einen Tick stärker.“ Schulz dankte Löw das Vertrauen mit dem späten Siegtor beim 2:1 gegen Peru.

    Jonas Hector ist die Nummer eins

    Die Nummer eins für Löw ist aber weiter Hector, 28, vom 1. FC Köln. Den hatte er Anfang 2015 als Linksverteidiger installiert und hält ihm weiter die Treue. Hector ist kein Linien-rauf-und-runter-Renner und Flankenautomat wie Max. Er gilt als passsicherer als Max, passt damit besser zum flachen Passspiel, das Löw bevorzugt. Flanken sind dort nur im äußersten Notfall erwünscht. Hector habe in den vergangenen beiden Jahren in der Nationalelf „immer sehr, sehr gute Leistung gebracht“, sagte Löw. „Die WM klammere ich mal aus, da war die ganze Mannschaft schlecht. Aber er hat die Anforderungen in unserem Spiel immer gut erfüllt und viele Tore vorbereitet.“ Dass Hector mit Köln „nur“ in der zweiten Liga spiele, habe ihm „nichts an Qualität genommen“.

    Das sah am Samstag aber etwas anders aus. Hector wirkte überfordert. Die Süddeutsche Zeitung beschrieb sein Spiel so: „Die Linkslastigkeit des deutschen Spiels bescherte ihm haufenweise Ballkontakte, aber ein entscheidender war nicht dabei. Beteiligte sich beim 0:1 am munteren Vorbeispringen, spielte viele Bälle nur nach hinten und schlug nur eine einzige Flanke. Äußerst mäßig wie der Rest der Wackel-Abwehr, aber immerhin bester Zweitligaspieler des Abends.“ Klingt nicht gerade überzeugend.

    Für FCA-Trainer Manuel Baum ist die Nichtnominierung von Max nicht erst seit Samstag ein Rätsel. „In der Regel ist die Leistung das A und O. Philipp hat jetzt noch eine Dimension dazugewonnen, indem er Tore schießt“, schwärmte er in der FCA-Medienrunde Mitte der Woche. Für Baum hat die Nichtbeachtung seines Linksverteidigers angesichts seines kräftezehrenden Spielstils vor der Leipzig-Partie sogar Vorteile. „Ich bin froh, dass er bei uns ist und gut regenerieren kann“, sagte er dem Sportinformationsdienstes (SID) am Rande des “taktikr“-Fußballkongress an der Deutschen Sporthochschule Köln. Lange wird sein Musterschüler diese Pausen aber nicht mehr haben, glaubt Baum: „Wenn er so weitermacht, wird er irgendwann den Adler auf der Brust tragen.“

    Seit Samstag ist es nicht mehr unmöglich, dass der Bundestrainer dann nicht mehr Joachim Löw heißen wird.

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