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Uli Hoeneß: Weihnachtsgeschenk für Uli Hoeneß: Bevorzugt die Justiz Prominente?

Uli Hoeneß

Weihnachtsgeschenk für Uli Hoeneß: Bevorzugt die Justiz Prominente?

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    Weihnachtsgeschenk für Uli Hoeneß: Bevorzugt die Justiz Prominente?
    Weihnachtsgeschenk für Uli Hoeneß: Bevorzugt die Justiz Prominente?

    Uli Hoeneß polarisiert, selbst wenn er still hinter Gittern sitzt. Nun erhitzt die Nachricht die Gemüter, dass er Weihnachten und den Jahreswechsel daheim verbringen darf. Während die einen sagen, er hat es verdient, beschweren sich die anderen über eine Sonderbehandlung. Was stimmt?

    Ist Uli Hoeneß ein Häftling wie jeder andere?

    Nein, definitiv nicht. Uli Hoeneß ist zurzeit der mit Abstand prominenteste bayerische Gefangene. Vergleichbare Fälle gibt es nicht. Er war Macher und Präsident des bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Fußballklubs. Die Höhe der hinterzogenen Steuern von 28,5 Millionen Euro ist ebenso ungewöhnlich wie die relativ milde Strafe von dreieinhalb Jahren Haft.

    Welche Vergünstigungen bekommt der prominente Fußballmanager?

    Uli Hoeneß: Die Geschichte der Steueraffäre

    Uli Hoeneß: Vor vielen Jahren begann er an der Börse eine Zockerei, die ihn 2013 ins Visier der Justiz brachte.

    2001: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überweist Hoeneß in Form eines Kredits und einer Bürgschaft 20 Millionen D-Mark (10,23 Millionen Euro) auf ein Konto in der Schweiz.

    2002 bis 2006: In diesen Jahren handelt Hoeneß nach eigenen Worten teilweise Tag und Nacht an der Börse und macht weltweit Geschäfte.

    2008: Hoeneß machte nach eigenen Angaben schon in den Vorjahren zu viele Verluste. Mit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise sei es «endgültig in den Keller» gegangen, und er habe seine Geschäfte stark reduziert.

    August 2011: Nach langen Verhandlungen einigen sich Deutschland und die Schweiz darauf, dass in der Schweiz gebunkerte unversteuerte deutsche Vermögen nachversteuert werden. Das Abkommen, das später noch präzisiert wird, soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten.

    November 2012: Die von SPD und Grünen regierten Länder lassen das Abkommen im Bundesrat scheitern - damit kann Hoeneß seine Gewinne nicht nachträglich steuerrechtlich legalisieren.

    Am 17. Januar 2013 reicht Hoeneß nach eigenen Angaben Selbstanzeige bei der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim ein.

    März 2013: Das Finanzamt hat die Selbstanzeige schnell an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Am 20. März kommt es zur Hausdurchsuchung in Hoeneß' Anwesen am Tegernsee. Ihm wird der Haftbefehl eröffnet, dieser wird gegen eine Kaution und Auflagen außer Vollzug gesetzt.

    April 2013: Der «Focus» macht den Fall öffentlich.

    Juli 2013: Die Staatsanwaltschaft erhebt am 30. Juli Anklage gegen Hoeneß. Diese wird im November vom Landgericht München II unverändert zur Hauptverhandlung zugelassen.

    März 2014: Hoeneß wird wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

    Juni 2014: Hoeneß tritt seine Haft in der JVA Landsberg an.

    September 2014: Erster Ausgang - für einige Stunden kann Hoeneß das Gefängnis verlassen, um sich mit seiner Familie zu treffen.

    Januar 2015: Hoeneß wird Freigänger. Er muss jetzt nur noch zum Übernachten in die JVA, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern.

    Januar 2016: Die zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg entscheidet, dass die Haftstrafe zum 29. Februar zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Münchner Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Beschwerde.

    Februar 2016: Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommt mit 64 Jahren vorzeitig aus der Haft frei.

    Am 8. August 2016 teilt der FC Bayern auf seiner Homepage mit, dass Hoeneß wieder für das Präsidentenamt kandidieren wird. Sein Nachfolger Karl Hopfner verzichtet auf eine weitere Amtszeit. Im November wird Hoeneß wiedergewählt.

    Hoeneß hat bisher in der Justizvollzugsanstalt Landsberg noch keine Nacht in einer „normalen“ Zelle verbracht. Er kam von Anfang an auf die Krankenstation, das haben der Anstaltsarzt und die JVA-Leitung entschieden. Im Hospital sind die Betreuung und die Kontrolle besser, die Häftlinge können sich freier bewegen. Die Zimmer sind größer, Hoeneß hat Warmwasser, kann duschen und essen, wann er will. Hofgang hat er abseits von den Häftlingen des „normalen“ Zellentrakts, oft sogar allein. So wird es wohl bleiben, bis Hoeneß Freigänger wird.

    Warum wird Hoeneß besser behandelt als andere Gefangene?

    Die Vorschriften für den Vollzug geben der Gefängnisleitung großen Spielraum. Starre Vorgaben gibt es nicht. Damit kann der Umgang recht individuell dem einzelnen Gefangenen angepasst werden. Faktoren wie Verhalten, soziales Umfeld, Rückfallgefahr spielen eine wichtige Rolle. Aus dieser Sicht muss Hoeneß als „Musterhäftling“ gelten. Er hat den Finanzbehörden mehr als 40 Millionen Euro zurückbezahlt. Ein Teil der Vorwürfe einer Sonderbehandlung gründet sich auch auf Sicherheitsüberlegungen der JVA für den prominenten Häftling. Rein rechtlich bewegt sich die Behandlung des prominenten Gefangenen im Rahmen des Möglichen. Dieser Rahmen wird aber wohlwollend voll ausgeschöpft.

    Wie ist die weitere Planung der Justiz für den Häftling Hoeneß?

    Hoeneß bekommt über Weihnachten und Silvester Hafturlaub, das steht nach Informationen unserer Zeitung fest. Das bedeutet, dass der 62-Jährige bei seiner Frau Susi im Haus am Tegernsee übernachten darf. Grundsätzlich stehen Gefangenen 21 Tage Urlaub im Vollzugsjahr zu. Laut Justizministerium hatten 2013 von rund 11 000 Gefangenen 773 zu Weihnachten Urlaub oder Ausgang. Hoeneß hat zudem einen Vertrag mit dem FC Bayern, wonach er ab kommendem Jahr in der Jugendabteilung des Klubs mitarbeitet. Zu seinem 63. Geburtstag soll Hoeneß bereits ins Freigängerhaus Rothenfeld bei Andechs am Ammersee verlegt werden. Von dort aus kann er jeden Morgen zur Arbeit nach München fahren.

    Ist es nicht ungewöhnlich, dass Hoeneß schon bald tagsüber beim FC Bayern arbeiten darf?

    In den Genuss dieses sogenannten „freien Beschäftigungsverhältnisses“ kommen nur 1 bis 2 Prozent der Gefangenen in Bayern. Zum einen erfüllen nur wenige Gefangene die Voraussetzungen für diese Form des Freigangs. Zum anderen gibt es wenige Firmen, die einen Häftling anstellen. Ob die Arbeitsstelle an der Säbener Straße geeignet ist für den Häftling Hoeneß, hat nach Informationen unserer Zeitung die Landsberger Gefängnischefin Monika Groß persönlich in München überprüft.

    Wie viel darf Hoeneß verdienen?

    Theoretisch kann sein Klub ihm bezahlen, so viel er will. Es gibt keine Beschränkung, nur die Vorschrift, dass Hoeneß nicht unter Tarif bezahlt werden darf. Das dürfte in diesem speziellen Fall nicht das Problem sein. Die Klausel soll prinzipiell verhindern, dass sich Firmen Mitarbeiter zu Dumpinglöhnen aus den Gefängnissen holen. Mehrtägige Geschäftsreisen darf Hoeneß aber nicht unternehmen. Er muss jeden Abend zum Schlafen wieder ins Gefängnis einrücken. Das wird auch mindestens bis Anfang März 2016 so bleiben. Dann hat Hoeneß die Hälfte seiner Gefängnisstrafe abgesessen und kann wegen guter Führung und einer günstigen Sozialprognose über die Halbstrafen-Regelung endgültig auf freien Fuß kommen.

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