Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
Fußball
Icon Pfeil nach unten

Niederlande - Argentinien: Spieler gegen Ex-Trainer: Martin Demichelis trifft auf Louis van Gaal

Niederlande - Argentinien

Spieler gegen Ex-Trainer: Martin Demichelis trifft auf Louis van Gaal

    • |
    Martin Demichelis trifft am Mittwochabend auf einen Mann, mit dem er nicht so recht zurechtkam: seinen Ex-Trainer van Gaal.
    Martin Demichelis trifft am Mittwochabend auf einen Mann, mit dem er nicht so recht zurechtkam: seinen Ex-Trainer van Gaal. Foto: Pedro Ugarte, AFP

    Warum soll es den wenigen Hauptdarstellern anders gehen als den vielen anderen Mitwirkenden an solch einer WM? Je länger das Turnier dauert, desto größer wird der Wunsch nach persönlichen Freiräumen. Nach Zeit mit der Familie. Argentiniens Nationalspieler Martin Demichelis hat die Freizeit am Wochenende vor dem heutigen Halbfinale gegen die Niederlande, 22 Uhr, dazu genutzt, seine Lebensgefährtin Evangelina Anderson mitsamt seinen Kindern Bastian und Lola zu treffen.

    Schnell entstand eine Fotogalerie einer schrecklich glücklichen Familie, die das Model der Welt nicht vorenthalten wollte. „Wir hatten das Glück, eine Stunde mit der Familie zu verbringen und ihn zu unterstützen. Lassen Sie uns mehr!“, schrieb sie via Twitter. Ein Flehen der Fernsehmoderation, die offenbar ihren Fußballer nicht so für sich haben kann, wie sie das gerne möchte.

    Vielleicht ganz gut, dass die Blondine in Brasilia beim Viertelfinale gegen Belgien (1:0) zur Beruhigung eine Besonderheit bestaunen durfte: Plötzlich war ihr Schatz mal mittendrin statt nur dabei.

    Demichelis' Leistung gegen Belgien: befriedigend

    Demichelis spielte für den zuvor viermal in Folge eingesetzten Verteidiger Fernando Fernández. Und der 33-Jährige machte keine schlechte Figur, nicht nur wegen seiner feschen Kurzhaarfrisur. Klar: Der ehemalige Bayern-Profi bot keine Gala, eher Grundsolides – 42 Ballkontakte, 32 Pässe, 50 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Mit seiner Laufleistung (8,7 Kilometer) und seinen Sprints (32) lag er zwar unter dem Teamdurchschnitt, aber das Prädikat lief auf „befriedigend“ hinaus. Keine Ausreißer nach oben, aber auch keine nach unten.

    Und der psychologische Faktor der vom Nationaltrainer Alejandro Sabella durchgeführten Umbaumaßnahmen war nicht zu unterschätzen. Seht her, das Team versteht sich auch auf mehr kompaktes, weniger kreatives Tun – wichtig heute gegen die „Oranjes“.

    Demichelis: "Vorne haben wir genug Qualität"

    Der robuste Musterprofi von Manchester City, der auch in der Champions League ordentliche Bilanzen vorbringt, dient als verlässlicher Faktor. „Wir haben hinten taktisch gut agiert“, befand Demichelis hinterher, „und vorne haben wir genug individuelle Qualität.“ Es ist davon auszugehen, dass er auch im Itaquerao in São Paulo wieder den Spaßverderber mimen darf.

    Eine erstaunliche Wendung für einen, der vor einigen Wochen überhaupt nicht damit rechnete, seine zweite WM zu spielen. Seit fast drei Jahren war „Micho“ außen vor geblieben und er verwettete sogar seine Haarpracht gegen eine Teilnahme.

    Wenn er jetzt sagt, das sei „ein besonders emotionaler Moment in meiner Karriere“, ist das doppeldeutig zu interpretieren: Das letzte Mal erreichte die „Albiceleste“ vor 24 Jahren ein WM-Finale – das ist die historische Dimension. Und dann steht auf der Gegenseite der Trainer Louis van Gaal – das ist die persönliche Komponente. Der eigenwillige Niederländer und der stolze Argentinier mit dem italienischen Pass – das hat zu deren gemeinsamen Zeit beim FC Bayern nicht gepasst. „Seit dem ersten Augenblick, als Van Gaal kam, fing alles an zu stinken“, sagte der Fußballer, nachdem er im Januar 2011 zum FC Málaga geflüchtet war.

    Van Gaal und Demichelis - das passte nicht

    Demichelis stammt aus der Region Córdoba und hat die Talentschmiede von River Plate durchlaufen, ehe er zum FC Bayern wechselte. Über seine Sturheit kursieren die verrücktesten Geschichten: Unter Ottmar Hitzfeld weigerte er sich sogar, im Mittelfeld aufzulaufen; unter van Gaal mochte er nicht hinnehmen, auf die Bank gesetzt zu werden.

    So ging er nach fast acht Jahren und 173 Bundesliga-Spielen voller Wehmut. Sein unschönes Ende unter dem aktuellen Bondscoach fiel in jene Phase, in der die Münchner darüber rätselten, warum es 2010 im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand nicht gereicht hatte.

    Als Sündenbock musste damals das Gespann Daniel van Buyten und Demichelis herhalten, das sich von Inter-Stürmer Diego Milito, einem Argentinier, hatte abkochen lassen. Die Anklage lautete: mangelnde internationale Klasse. Ironie der Geschichte, dass sich beide im WM-Viertelfinale gegenüberstanden. Jeder für sich hat dabei auf dem Rasen höchst anständig ausgeschaut.

    Van Buyten nutzte das wenig, Belgien verlor 0:1 – Demichelis kann heute ins Finale einziehen. Dafür würde er vermutlich auch noch ein paar Tage länger auf seine Familie verzichten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden