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Hamburger SV: Calhanoglu-Wechsel: Drei Gewinner und doch nur Verlierer

Hamburger SV

Calhanoglu-Wechsel: Drei Gewinner und doch nur Verlierer

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    Hakan Calhanoglu hat seinen Transfer äußerst offensiv vorangetrieben.
    Hakan Calhanoglu hat seinen Transfer äußerst offensiv vorangetrieben. Foto: Nigel Treblin (dpa)

    Gut möglich, dass in wenigen Wochen niemand mehr über den Wechsel von Hakan Calhanoglu spricht. Wahrscheinlich wird der Neu-Leverkusener am zehnten Spieltag ein gellendes Pfeifkonzert über sich ergehen lassen müssen. Dann tritt Leverkusen in Hamburg an. Sollte er ein Tor schießen, wird er mit Sicherheit anstandshalber darauf verzichten, den Treffer zu bejubeln. Man hat seinem Ex-Verein ja Einiges zu verdanken. Und das war es dann endgültig mit der Geschichte HSV-Leverkusen-Calhanoglu.

    Alle Parteien fühlen sich nach dem Transfer als Gewinner. Die Hamburger, weil sie eine Ablösesumme von rund 15 Millionen Euro bekommen und damit den Transfer von Pierre-Michel Lasogga problemlos querfinanzieren können. Die Leverkusener, weil sie ihren Wunschspieler bekommen haben und Calhanoglu, weil er zu seinem Wunschverein wechseln durfte.

    Ein transfer, wie er in dieser Branche Seltenheitswert besitzt

    Alles gut also? Wirklich nicht. Dass ein Spieler trotz laufenden Vertrages seinen Verein verlassen will, ist nichts ehrenrühriges. Calhanoglu wollte weg. Der logische nächste Schritt: Beide Vereine klopfen ab, ob es eine Chance auf einen Wechsel gibt. Ist das der Fall, wird verhandelt. Ansonsten eben nicht. Und genau hier griffen Calhanoglu und sein Berater auf ekelhafte Art und Weise ein. Forcierten einen Wechsel, wie man es selbst in dieser Branche noch nicht erlebt hatte. Drohte praktisch damit, seine Leistung im Falle eines Verbleibs nicht mehr abrufen zu können. Das war zumindest schwach von Calhanoglu.

    Die Leverkusener hingegen hätten zu diesem Zeitpunkt ihr Werben um den Offensivspieler einstellen können. Das wäre ein Zeichen gewesen: Wir wollen keine Spieler, die ihren eigenen Wechsel entgegen der aktuellen Vertragssituation so vorantreiben. In einer Zeit, in der permanent von Soft Skills die Rede ist, in der Bundesligisten Wert darauf legen, dass ihre Spieler moralisch einwandfrei in Ordnung ist, verhandelt man mit diesem zumindest schwierigen Charakter.

    Die Hamburger waren zugleich in der stärksten und schwächsten Position. Sie hätten als einziger den Wechsel verhindern können. Ein kategorisces Nein des HSV und Calhanoglu stünde immer noch in Hamburg unter Vertrag. Dann hätte man allerdings einen latent unzufriedenen Spieler in seinem Kader, der möglicherweise eher selten an seine Leistungsgrenze geht und zusammen mit seinem Umfeld für enorme Nebengeräusche sorgt. Zugleich konnte man das Geld gut gebrauchen.

    Was ist mit Calhanoglus Krankschreibung?

    Was sich dazu noch zu einem widerlichen Stück entwickeln könnte, ist die Krankschreibung von Calhanoglu. Als der Wechsel mehr denn je auf der Kippe stand und der HSV langsam in die Vorbereitung zur Saison starten wollte, ließ sie Calhanoglu entschuldigen. Eine Psychologin schrieb den Profi für vier Wochen (bis zum 15. Juli) krank. Gegen eine psychologische Erkrankung lässt sich nichts sagen. Verwunderlich könnte es nur werden, falls Calhanoglu am ersten regulären Arbeitstag nach seinem Wechsel am Montag ins Training eingreift. Das würde mehr als einen faden Beigeschmack hinterlassen.

    "Mit ihm haben wir ein schwer ausrechenbares, kreatives Element hinzugewonnen", sagt Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. Man könnte das Adjektiv "kreatives" auch streichen.

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