Nach seiner Auswechselung klatschte Cristiano Ronaldo noch einmal jeden einzelnen Betreuer ab. Tagelang hatten die Mediziner und Physiotherapeuten des ersten deutschen WM-Gegners Portugal ihren Superstar behandelt, massiert und wieder aufgebaut. Rechtzeitig zum Abflug nach Brasilien hatten sie den Weltfußballer des Jahres dann genau an dem Punkt, den vor einer Woche noch kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Beim eindrucksvollen 5:1 (3:0)-Sieg im letzten WM-Test gegen Irland stand Ronaldo am Dienstagabend (Ortszeit) in New Jersey/USA nicht nur in der Anfangsformationen, sondern bereitete auch noch zwei Tore vor. Die letzten Zweifel, dass er den WM-Auftakt gegen Deutschland am kommenden Montag aufgrund seiner Knie- und Oberschenkelprobleme verpassen könnte, sind damit vom Tisch.
Die Weltmeisterschaft kann beginnen für die auf einmal wieder beeindruckend spielfreudigen und kombinationssicheren Portugiesen. Noch in der Nacht stiegen sie in den Flieger nach Campinas in der Nähe von Sao Paulo, wo sie am Mittwoch als letztes von 32 Teams ihr WM-Quartier beziehen werden.
Portugiesen geben sich vor Spiel gegen Deutschland selbstbewusst
"Wir sind gut vorbereitet auf das Turnier. So können wir unser erstes Spiel gegen Deutschland gewinnen", meinte der frühere Wolfsburger Ricardo Costa. Und auch ein anderer ehemaliger Bundesliga-Profi war sehr zufrieden. "Es ist wichtig für die gesamte Mannschaft, dass wir mit einem so positiven Ergebnis nach Brasilien fliegen können", sagte Hugo Almeida.
Der frühere Bremer war im Stadion der New York Jets der zweite Lichtblick neben den Einsätzen der zuletzt fehlenden Ronaldo, Raul Meireles und Pepe. Der Stürmer von Besiktas Istanbul (3. und 37. Minute) schoss genauso zwei Tore wie Fabio Coentrao von Real Madrid (21./83.), am Ende gelang dem eingewechselten Wolfsburger Vieirinha (77.) sogar noch sein erster Länderspieltreffer. Doch für Almeida war dieser persönliche Erfolg besonders wichtig.
Schon seit Jahren liefert er sich mit Helder Postiga einen Konkurrenzkampf um den Mittelstürmer-Posten in der Nationalelf. Meist bevorzugte Trainer Paulo Bento den Rivalen vom Klose-Club Lazio Rom, aber der hat eine verletzungsbedingt derart schlechte Saison hinter sich, dass nun vieles für Almeida spricht. 13 Saisontore für Besiktas und die beiden Treffer gegen Irland dürften Empfehlung genug sein für einen Stammplatz bei der WM. So gut in Form war der 30-Jährige noch nie vor einem großen Turnier. Bierhoff: "Rhythmus aufgenommen"
Entsprechend erleichtert klang auch Bento: "Ich bin froh, dass alle Spieler einsatzfähig sind, die jetzt nach Brasilien fliegen. Und ich bin extrem zufrieden mit der Einstellung und der Konzentration, die sie heute noch einmal gezeigt haben."
Es gehört bei dem sehr sachlichen und arbeitsamen Coach dazu, solchen Sätzen immer gleich eine Einschränkung folgen zu lassen. "Wir werden jetzt mit Sicherheit nicht zu euphorisch zur WM fahren", sagte er diesmal. Der frühere Nationalspieler gönnte sich aber auch noch eine kleine Spitze in Richtung portugiesischer Medien. "Wir sind nicht die beste Mannschaft der Welt. Aber wir sind auch nicht die schlechteste, wie einige Leute nach dem 0:0 gegen Griechenland schon glauben wollten." dpa