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Aktuelle Wohntrends: Zwischen Hightech und Hygge

Aktuelle Wohntrends

Zwischen Hightech und Hygge

Der digitale Höhlenmensch macht es sich gerne zu Hause vor dem Ofen gemütlich - checkt dabei aber die Nachrichten aus aller Welt am Smartphone.
Der digitale Höhlenmensch macht es sich gerne zu Hause vor dem Ofen gemütlich - checkt dabei aber die Nachrichten aus aller Welt am Smartphone. Foto:  Rainer Berg/Westend61 (dpa)

Wo es nicht wenigstens ein bisschen gemütlich ist, fühlt man sich nicht zu Hause. Da Trends darauf basieren, was die Menschen gerade tief in ihrem Inneren anspricht, ist diese Gemütlichkeit derzeit das große Thema der Einrichtungsbranche.

Die Menschen suchen laut Trendanalysten derzeit eine ruhige, warme Höhle zum Entspannen und Entschleunigen - einen Ort abseits der aufgewühlten, von Konflikten belasteten und digitalen Welt.

Digitale Technik und Gemütlichkeit

Das zeigt sich auch auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln (14. bis 20. Januar). Dort präsentieren Hersteller passende Möbel. Allerdings muss sich dieser Trend zum Einigeln mit weichen Kissen, runden Formen und sanften Farben, verstärkt die Präsenz mit dem Smart Home teilen. So trifft digitale Technik auf Gemütlichkeit im gleichen Zimmer - und das gelingt.

"Zwischen Hightech und Hygge" nennt eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) dieses Spannungsfeld. Künftig werde die digitale Grundausstattung von Wohnungen selbstverständlich sein, aber die Technik im Hintergrund funktionieren. "Die Gestaltung der Wohnung wird vordergründig mehr den Aspekten Wohlfühlen und Gemeinschaft folgen." Hygge - ein dänischer Begriff - steht für das, was der Wohnraum mit seiner Einrichtung anbieten soll: "eine gemütliche, herzliche Atmosphäre, die man mit netten Menschen zusammen genießt".

Trendanalystin Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie spricht statt von Hygge lieber von Gemütlichkeit - ein urdeutscher Begriff, der ihrer Meinung nach das Lebensgefühl hierzulande besser ausdrückt. Auch sie kommt in ihren Recherchen zu einem ähnlichen Ergebnis: Es gibt einen "digitalen Neandertaler", der sich gleichzeitig in seiner Höhle und im globalen Netz aufhalte.

Der Neandertaler zieht sich gerne in sein im Landhausstil eingerichtetes Zimmer zurück und macht es sich dort vor dem Kamin gemütlich, so Geismann. Zugleich schaut er mit dem Smartphone oder Tablet auf die Aktienkurse in Tokio. Ihre Deutung: "Bei allen Veränderungen in der Gesellschaft ist das Zuhause ein Nest."

Zurück in die Vergangenheit

Was heißt das für die Optik der Möbel? Gefragt ist Textiles: also weiche, kuschelige Bezüge, die man gerne anfasst. Abrundete Formen und auch Reminiszenzen an vergangene Zeiten sind beliebt. Möbel im Stil des Mid-Century-Designs bleiben gefragt, erläutert Geismann. Dabei handelt es sich um die Entwürfe aus der Zeit von etwa 1940 bis 1960. "Aber die 70er Jahre blitzen schon durch."

Seit einigen Saisons schon beziehen Designer viele ihrer Ideen aus der Vergangenheit und lassen alte Formen wieder aufleben. Solche Rollen rückwärts gibt es häufig, wenn die Menschen wieder etwas im Leben suchen, was damals üblich war. Daher ist aktuell zum Beispiel vieles aus einer Zeit vor dem Internet gefragt - die Gegenstände stehen symbolisch für eine Welt ohne die Schnelligkeit der neuen Medien. Denn manchmal kommt eben der Punkt, an dem wir das Handy mal ausschalten wollen.

Die Rückgriffe zeigen sich auch bei einem weiteren Trend: "Das Handwerk wird wieder mehr geschätzt", sagt Markus Majerus, Sprecher der Koelnmesse. So stehen viele alte Möbel für handwerkliche Qualität. Wer es sich leisten kann, will wieder darauf setzen - und nicht auf billigere und eher vergängliche Massenware.

Investition in Lieblingsmöbelstücke

"Smartphone, Laptop und Tablet sind wichtig auf der einen Seite", sagt Majerus. "Es geht aber auch um die Lieblingsmöbelstücke im Wohnraum. Sie vermitteln ein Gefühl der Heimat oder der Sehnsucht." So investieren seiner Ansicht nach gerade die Jüngeren auch gerne ihr Geld in ein paar wenige gute Stücke, die sie mit einer Geschichte verbinden. "Etwas, das man von Reisen mitbringt. Oder etwas, das man aus der Kindheit kennt und schätzt", erklärt Majerus. "Solche Stücke erinnern an Lebensphasen und Lebensweisen."

Diese Möbel haben sogar Personen, die häufig den Wohnort wechseln - vielleicht sogar als digitale Nomaden mit möglichst wenig Besitz durch die Welt reisen und in möblierten Wohnungen leben. "Die paar Lieblingsstücke werden aber mitgenommen", sagt Majerus.

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