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Kinder & Gesundheit: "Kein Vorbild, nur eine Vision"

Kinder & Gesundheit

"Kein Vorbild, nur eine Vision"

Horst Erhard prägt das Nachsorgemodell für kranke Kinder und Jugendliche sowie deren Familien mit dem Bunten Kreis.
Horst Erhard prägt das Nachsorgemodell für kranke Kinder und Jugendliche sowie deren Familien mit dem Bunten Kreis. Foto: Ida König

Wege zu gehen, die nicht ausgetrampelt sind, das ist die Lebensphilosophie von Horst Erhardt. Als „Gassenkind“ im Augsburger Domviertel zwischen Stephansgarten und Luginsland aufgewachsen, entdeckt er als Jugendlicher die Leidenschaft zum Pfadfinder, die ihn bis heute nicht loslässt. „Bei gemeinsamen Freizeiten mit Behinderten und Nichtbehinderten habe ich meine soziale Ader entdeckt“, erinnert sich Erhardt. Nach einer Ausbildung zum Heilpädagogen und einer Weiterbildung zum Familientherapeut arbeitet er ab März 1990 in der Onkologie der Augsburger Kinderklinik.

„Gemeinsam mit der Klinikseelsorge haben wir damals einen deutlichen Mangel erkannt: krebs-, chronisch- und schwerstkranke Kinder und deren Eltern mussten nach monatelangen Klinikaufenthalten in der häuslichen Umgebung mit allen Problemen alleine zurechtkommen.“ Eine Gruppe engagierter Mitarbeiter und Vertreter der Elterngruppen verfolgten die Idee, eine Kinderkrankenschwester zu beschäftigen. Das war die Geburtsstunde des Bunten Kreises.

Sozialgesetz initiiert

Das integrierte Nachsorgemodell zwischen Krankenhaus und ambulanter Behandlung mit Schwerpunkten in Pflege, Sozialpädagogik, Psychologie und Diätetik war einmalig. „Wir hatten kein Vorbild, nur eine Vision“, sagt Horst Erhardt, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Bunten Kreises. Heute gibt es deutschlandweit 84 Bunte Kreise. Die Verbreitung erforderte einerseits, die Effektivität und Effizienz nachzuweisen sowie andererseits eine bundesweite Abrechnungsmöglichkeit für die Nachsorge zu schaffen. „Gemeinsam mit der beta Institut und der Universität Augsburg wurde eine gesundheitsökonomische Studie erstellt. "Ziel in der sozialmedizinischen Forschung war, der Ökonomie im Gesundheitswesen unter dem Gesichtspunkt einer verbesserten Lebensqualität für die Familien zu untersuchen," so Erhardt. Um die Finanzierung sicherzustellen, brachte der Bunte Kreis eine Gesetzesinitiative ein. Kein leichtes Unterfangen, die Bundespolitiker fraktionsübergreifend zu überzeugen. Doch Erhardt und seine Mitstreiter ließen nicht locker und wurden belohnt: “Seit 13 Jahren nun ist im Sozialgesetzbuch V die sozialmedizinische Nachsorge festgeschrieben.

Sponsoren unterstützen die Arbeit

Im Laufe der Jahre wuchsen die Anforderungen an den Bunten Kreis. Patiententrainings, ambulante Palliativversorgung, Kinderhospizarbeit, Selbsthilfegruppen, Krisenintervention, tiergestützte Therapien und die Einbindung von Geschwisterkindern erfordert Geld, das keine Krankenkasse übernimmt. "Deshalb sind wir auch im 25. Jahr unseres Bestehens auf Spenden und die Unterstützung von Sponsoren angewiesen - und die haben uns glücklicherweise nie im Stich gelassen," sagt Erhardt. Denn der Bunte Kreis könne nur in dem Maße aktiv sein und helfen, wie viel er an Geldern bekomme.

Tiergestützte Therapie

Auf dem Bau des Nachsorgezentrums an der Augsburger Kinderklinik 1996 folgte vor sieben Jahr das nächste Großprojekt: In Stadtbergen entstand mit dem Ziegelhof ein Zentrum für Therapie und Pädagogik zur Rehabilitation hochbelasteter Kinder sowie Heranwachsender aus dem Bereich der Jugend- und Behindertenhilfe. Horst Erhardt: “Auch hier sind wir innovative neue Finanzierungswege mit jährlich neu aufzubauenden Patenschaften für Kinder gegangen.

"Ohne den Ideenreichtum, ein gutes Netzwerk in der Region sowie den langen Atem von Horst Erhardt und seinen Mitstreitern, gäbe es den Bunten Kreis heute in dieser Form nicht mehr. "Es ist das Lebenswerk vieler, eine starke Wir-Gemeinschaft, die in die gleiche Richtung an einem Strang zieht", so der 61-Jährige. Stellvertretend für seine mittlerweile 120 Mitarbeiter und Vorstandskollegen erhielt er die Bayerische Verdienstmedaille für Soziales sowie das Bundesverdienstkreuz. "Das ist die Anerkennung für den Bunten Kreis, ich war nur der Motor, der gebrummt hat!"

Neuer Lebensabschnitt

Wenn der Motor mal eine Verschnaufpause braucht, zieht es den dreifachen Familienvater ins Ausland. Seit 30 Jahren bereist Erhardt mit seinem Wohnmobil die Welt. Doch ein Land hat es ihm besonders angetan: die Mongolei. Mit einem gebrauchten Vierradlaster legte er in fünf Monaten 30.000 Kilometer zwischen seinem Wohnort Königsbrunn und dem zweitgrößten Binnenstaat zurück. Die Reise wurde akribisch vorbereitet; die Fahrtroute mithilfe von Militärkarten erarbeitet. “Diese unendliche Weite, steile Bergketten, die es zu erklimmen gilt, und die Freundlichkeit der Bewohner - das ist für mich wie ein neuer Lebensabschnitt.„ Denn Horst Erhardt ist nicht der Typ, der Herausforderungen aus dem Weg geht.

Infos und Film im Internet

www.bunter-kreis.de

www.herhardt.de

Video über den Bunten Kreis

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