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Ulm: Airbus stellt Ulmer Werk infrage

Ulm

Airbus stellt Ulmer Werk infrage

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    Der Airbus-Standort in Ulm steht auf dem Prüfstand.
    Der Airbus-Standort in Ulm steht auf dem Prüfstand. Foto: Andreas Brücken (Archiv)

    Die Zukunft des Ulmer Airbus-Standorts steht seit gestern in den Sternen. Im Zuge eines Umbaus des Rüstungs- und Raumfahrtgeschäfts wird ein Verkauf der Sicherheits- und Verteidigungselektronikgeschäfte der Division ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Davon betroffen wäre auch die Ulmer Radarhochburg des Konzerns mit 2.600 Beschäftigten.

    Wie ein Konzernsprecher betonte, könne das Ergebnis der Prüfung aber auch sein, dass Airbus sich entscheidet, das Sicherheits- und Verteidigungselektronikgeschäft in der eigenen Hand zu behalten. In etwa einem Jahr soll klar sein, wo die Reise hingeht. Ziel der Prüfung jedenfalls sei eine bestmögliche Entwicklung des Konzerns mit Blick auf künftiges Wachstum sowie Wertschöpfung.

    Am Standort Ulm werden 315 Stellen gestrichen

    Die deutsche Rüstungsindustrie

    Panzer, U-Boote, Gewehre oder Kampfflugzeuge - die deutsche Rüstungsindustrie beliefert viele Staaten mit modernen Waffensystemen.

    Zu den bekannten Firmen gehören: Rheinmetall (Düsseldorf), Krauss-Maffei Wegmann (München), der Nürnberger Diehl-Konzern, die ThyssenKrupp Marine Systems GmbH in Kiel, die Kriegsschiffe herstellt, der Handwaffenhersteller Heckler & Koch im badischen Oberndorf und die Rüstungssparte von Airbus bei München.

    2011 zählte die Branche rund 100.000 Beschäftigte, indirekt hängen noch einmal 120.000 Stellen an der Branche, heißt es beim Branchenverband BDSV.

    Die Wertschöpfung der Branche lag 2011 bei rund 21,3 Milliarden Euro.

    Einen großen Teil ihrer Geschäfte macht die Industrie mit Computerlösungen, Überwachungssystemen, Schutzanlagen, Aufklärungsgeräten oder Dienstleistungen wie Beratung und Wartung.

    Airbus ist das einzige, zumindest teilweise deutsche Unternehmen, das sich in den von den USA beherrschten globalen Top-Ten findet.

    An der Spitze stehen Lockheed Martin und Boeing, gefolgt von der britischen BAE Systems. Dahinter finden sich weitere US-Firmen wie General Dynamics, der Raketenspezialist Raytheon oder Northrop Grumman. (dpa)

    Groß ist die Verunsicherung am Standort Ulm nicht erst seit der gestrigen Veröffentlichung einer Pressemitteilung, in der Airbus den Verkauf von Geschäften in „Nicht-Kernbereichen“ ankündigt. Bis 2017 sollen in Ulm ohnehin 315 Stellen gestrichen werden. Die Radarhochburg schmilzt: Vor vier Jahren gab es am Standort in der Wörthstraße noch 350 Leiharbeiter. Nun sind es unter 100.

    „Ich bedauer massiv, dass die Unruhe bei uns kein Ende nimmt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Armin Maier-Junker. Erst im vergangenen Jahr wurden die Sparten Cassidian, Astrium und Airbus Military unter dem Dach von Airbus Defence and Space zusammengelegt. Insbesondere würde es die Belegschaft schmerzen, dass in der gestrigen Ankündigung von Airbus klar formuliert sei, dass Ulmer Radare nicht zum Kerngeschäft von Airbus gezählt werden.

    Airbus ist im internationalen Radargeschäft eine kleine Nummer

    Insider rechnen damit, dass Airbus nach einem Käufer für das in Ulm angesiedelte Radargeschäft sucht. Denn der multinationale Konzern verfolge das Ziel, in jedem seiner Segmente unter den Weltmarktführern zu sein. In Sachen Radare ist der Konzern im internationalen Vergleich aber eher eine kleine Nummer.

    Gestärkt werden sollen die zum Kerngeschäft zählenden Bereiche Trägerraketen und Satelliten, Militärflugzeuge, Lenkflugkörper sowie zugehörige Systeme und Dienstleistungen. In diese Bereiche wird weiter investiert, um ihre führende Position auszubauen.

    Airbus-Chef Tom Enders nannte die nach einer umfassenden Analyse getroffenen Entscheidungen die logische Konsequenz aus der Strategieüberprüfung der Airbus-Gruppe im vergangenen Jahr. „Sie werden zu einer noch klareren Fokussierung unseres Konzerns auf die Kernaktivitäten Luft- und Raumfahrt beitragen“, sagte Enders. mit dpa

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