Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Arbeitsleben: Appell zum "Tag der Arbeit": Wir brauchen nicht immer mehr!

Arbeitsleben

Appell zum "Tag der Arbeit": Wir brauchen nicht immer mehr!

    • |
    Macht immer mehr glücklicher?
    Macht immer mehr glücklicher? Foto: Marc Müller, dpa

    Ende, fertig, Feierabend – dieses Gefühl kennen immer weniger Beschäftigte. Wie auch? Die Arbeit hört nie auf. Dank digitaler Kommunikation, globaler Vernetzung und technischer Beschleunigung wird immer und überall gearbeitet.

    Wer nicht auf dem Laufenden ist, fliegt über kurz oder lang raus. Regeln für dieses neue flexible Arbeiten fehlen bislang noch. Viele Unternehmen machen sich zwar Gedanken. Doch mit der Anweisung, dienstliche Mails am Abend und am Wochenende nicht zu bearbeiten, ist es nicht getan. Ein grundlegender Konsens, wie wir künftig arbeiten und leben wollen, fehlt.

    Digitalisierung bietet Chancen - und birgt Gefahren

    Denn die Digitalisierung wälzt die Arbeitskultur grundlegend um. Sie bietet viele Chancen, weil sie mehr Flexibilität schafft, was etwa die Vereinbarung von Familie und Beruf erleichtern kann. Sie führt aber auch verständlicherweise zu großen Ängsten und zu Verunsicherung.

    Denn nicht immer arbeiten Mensch und Maschine Hand in Hand. Allzu oft übernehmen Computer einfach ganz den Job, der Mensch ist höchstens noch da, wenn die Technik mal versagt.

    Um nicht einer digitalen Spaltung gerade in der Arbeitswelt den Weg zu ebnen, in der nur hoch qualifizierte Experten eine gute Arbeit haben, die anderen Hilfsjobs, muss in Weiterbildung noch viel stärker investiert werden.

    Auch den Arbeitsschutz gilt es neu zu definieren. Flexibilität braucht Grenzen. Denn machen wir uns nichts vor: Die Globalisierung ist nicht aufzuhalten. Unser Wirtschaftssystem ist auf Wachstum ausgerichtet. Die Beschleunigung wird zunehmen und mit ihr die Gefahr, dass viele bei dem Tempo und der Technisierung nicht mithalten können.

    Umsatzstärker, effizienter, schneller ist die Devise in der Wirtschaft. Der einzelne Mitarbeiter muss immer noch produktiver werden. Längst muss um die soziale Marktwirtschaft gebangt werden, weil das Soziale dem Wachstumsziel immer öfter geopfert wird.

    Zeitverträge sind selbstverständlich geworden

    Zeitverträge und die Tatsache, dass Stellen an billigere Standorte verlagert werden, sind selbstverständlich geworden. Viele Unternehmen haben zwar erfreulicherweise erkannt, dass nur gesunde und motivierte Mitarbeiter viel Leistung bringen und bieten Angebote für die körperliche und psychische Gesunderhaltung an. Doch so manche Angst um den Arbeitsplatz lässt sich auch im Yogakurs nicht wegatmen.

    Allerdings treibt sich die Wirtschaft nicht allein an. Wir sind Teil des Systems. Und mit unserem Verhalten sorgen wir zum Teil auch dafür, dass bei anderen der Druck in der Arbeit steigt. Denn nicht nur die Unternehmen setzen auf ein Immer-Mehr und Immer-Schneller.

    Auch viele Verbraucher haben diese Devise längst für ihr Privatleben übernommen: Eingekauft wird zunehmend online rund um die Uhr und selbstverständlich soll das Produkt so schnell wie möglich geschickt werden. Das Angebot kann nicht groß genug sein.

    Doch: Ist es nicht ein Wahnsinn, mit welcher Masse von teils völlig unnötigem Kram wir überschwemmt werden? Unter welchen Bedingungen diese Massenware hergestellt wird und wie sie zu uns kommt, interessiert viel zu wenige.

    Warum lassen wir uns so manipulieren und glauben Konzernen, die uns einreden, das Glück kommt mit dem neuesten Smartphone oder mit dem 50. Paar Schuhe ins Haus geflattert?

    Wer Hektik und Leistungsdruck in unserer Gesellschaft beklagt, muss gesamtgesellschaftliche Entwicklungen hinterfragen. Denn dafür, dass sich offensichtlich immer mehr Menschen auch in ihrer Freizeit stressen, von einem Event zum nächsten hetzen und ständig an Smartphone & Tablet hängen, kann kein Chef etwas.

    Unternehmen müssen dafür Sorge tragen, dass jeder Mitarbeiter einen wirklichen Feierabend hat. Dass dieser dann erholsam wird, liegt in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden