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Autobauer: "Aus der Asche wiederauferstanden": Opel strahlt wieder

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"Aus der Asche wiederauferstanden": Opel strahlt wieder

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    Opel-Chef Michael Lohscheller ist zuversichtlich, was die Zukunft betrifft: „Das Unternehmen wird nachhaltig profitabel, elektrisch und global“, sagt er.
    Opel-Chef Michael Lohscheller ist zuversichtlich, was die Zukunft betrifft: „Das Unternehmen wird nachhaltig profitabel, elektrisch und global“, sagt er. Foto: Arne Dedert, dpa

    Analysten sind sich einig. Opel ist „aus der Asche wiederauferstanden“. Schon ein Jahr nach der Vorstellung des Sanierungsprogramms „Pace“ ist der zum französischen PSA-Konzern gehörende Autobauer Opel nach Jahren in den roten Zahlen wieder in die Gewinnzone gefahren. Kürzlich hat Unternehmenschef-Chef Michael Lohscheller optimistisch angekündigt: „Das Unternehmen wird nachhaltig profitabel, elektrisch und global.“ Nach Angaben des Managers wurde im ersten Halbjahr 2018 ein Gewinn von 502 Millionen Euro erwirtschaftet.

    Der französische Autokonzern PSA betrachtet den Umbau des deutschen Herstellers zu etwa einem Drittel geschafft. „Ich denke, wir sind bei einem Drittel, vielleicht 30 bis 40 Prozent“, sagte PSA-Chef Carlos Tavares bereits vor einigen Wochen. Erinnert sei an dieser Stelle, dass sich Auto- und Wirtschaftsexperten noch 2008 ziemlich sicher waren, dass Opel ganz knapp vor der Pleite stand. Der Autobauer schrieb seit Jahren tiefrote Zahlen und die weltweite Finanzkrise hatte den Mutterkonzern GM mit voller Wucht erwischt.

    Die Kosten bei Opel sind gesunken

    Jetzt sieht vieles besser aus. Ein wichtiger Hebel für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg ist nach Ansicht Lohschellers die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit „in allen Bereichen des Unternehmens“. Unter anderem konnte Opel die Fixkosten im ersten Halbjahr um 28 Prozent senken. Zudem wurden für alle Standorte mit den Gewerkschaften Vereinbarungen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit getroffen. So gelang es laut Lohscheller auch, das Verhältnis der Personalkosten zum Umsatz deutlich zu verbessern. Genauere Angaben machte Opel dazu allerdings nicht. Auch die Ankündigung, das Top-Management deutlich zu verschlanken, will das Unternehmen eingehalten haben: Im vergangenen Jahr sei die Zahl der oberen Managementpositionen um ein Viertel gesunken, hieß es. Und: Opel stehe weiter zu dem Ziel, auf Werksschließungen zu verzichten.

    Der Autobauer profitiert dabei offenbar zunehmend von der immer besseren Integration in die PSA-Gruppe, zu der auch die Marken Peugeot und Citroën gehören. Aufgrund der gemeinsamen Fahrzeug-Plattformen würden die Entwicklungskosten um die Hälfte sinken, heißt es. Und auch in anderen Bereichen des Unternehmens würden spürbare Synergieeffekte erzielt –etwa durch integrierte Vertriebsstrukturen in vielen Ländern Europas oder durch Bündelung globaler Funktionen im Konzern.

    Ringen um die Zukunft der Entwicklungsabteilung

    Trotz der spürbaren Fortschritte kämpft Opel nach wie vor darum, noch besser aufgestellt zu sein. So wird man einen Teil seines Rüsselsheimer Entwicklungszentrums an den französischen Ingenieurdienstleister Segula Technologies verkaufen. Wie Opel zuletzt mitteilte, haben beide Unternehmen eine „strategische Partnerschaft“ vereinbart und einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet. Der Abschluss des Teilverkaufs werde für das zweite Quartal nächsten Jahres erwartet. Über den Kaufpreis haben Opel und Segula Stillschweigen vereinbart.

    Die Verhandlungen über den Teilverkauf liefen offiziell seit Anfang September. Wie damals angekündigt sollen bis zu 2000 der zuletzt 7000 Ingenieure und Techniker im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum an Segula gehen. Vorgesehen ist, einzelne Opel-Entwicklungsabteilungen zu verkleinern und sie nicht vollständig auszulagern. Gesamtbetriebsrat und IG Metall sind allerdings noch skeptisch. Sie befürchten spürbare Gehalts- und Lohneinbußen. Auch die Verkaufszahlen sind noch nicht so, wie sich das der Opel-Chef vorstellt. Die gingen nämlich seit Januar 6,4 Prozent auf 193.421 Fahrzeuge zurück. Gemessen am Marktanteil von 6,6 Prozent liegt Opel sogar zum ersten Mal seit Jahrzehnten hinter Ford nur an sechster Stelle. Zum Vergleich: Volkswagen kommt trotz Dieselkrise auf 18,9 Prozent. Auch in Europa ist der Marktanteil von Opel zusammen mit der britischen Schwestermarke Vauxhall von 6,3 auf zuletzt 5,8 Prozent geschrumpft.

    Trotzdem ist man in Rüsselsheim zuversichtlich, auf dem richtigen Weg in die Zukunft zu sein. Der Zugriff auf die Plattformen und Antriebstechnologien der Groupe PSA sei beispielsweise Basis für die umfassende Elektrifizierung des Opel-Portfolios. Bereits 2020 würden vier Fahrzeuge elektrifiziert sein, darunter der neue Corsa in einer rein batterie-elektrischen Variante, sowie der Grandland X als erster Plug-in-Hybrid von Opel. Diese Fahrzeuge sind ein wichtiger Teil der Produktoffensive von Opel.

    Acht neue Opel-Modelle in den nächsten zwei Jahren

    In den kommenden zwei Jahren will das Unternehmen acht neue Modelle auf den Markt bringen. Schon 2024 soll jedes Modell auch in einer elektrifizierten Variante angeboten werden. Lohscheller sagt dazu: „Diese Modelloffensive wird dazu beitragen, die strengen CO2-Ziele der EU einzuhalten.“ Und er fügt hinzu: „Wir werden uns weiter ganz klar von unseren französischen Schwestermarken differenzieren.“

    Im profitablen Segment der leichten Nutzfahrzeuge will Opel den Marktanteil mittelfristig auf das Niveau des Pkw-Segments steigern. Lohscheller erklärt, wie dies gehen soll: „Möglich wird das durch Verbesserungen bei den Händlerverträgen: Jeder Opel-Händler kann mittlerweile auch leichte Nutzfahrzeuge anbieten – und ein erneuertes Portfolio.“ Dazu gehört auch der neue Opel Combo, der als „International Van of the Year“ ausgezeichnet wurde. Seit Mitte September kann Opel von diesem Modell bereits rund 25.000 Bestellungen verbuchen. Zusätzlich für Belebung sorgen soll der neue Opel Vivaro, der 2019 in den Handel kommt.

    Um langfristig erfolgreicher als bisher zu sein, muss Opel auch auf dem Weltmarkt breiter als bisher aufgestellt sein. Lohscheller kündigte an, dass neue Importeure unter Vertrag genommen worden seien – unter anderem in Marokko, Tunesien oder Südafrika. Noch im November werde Opel mit der Montage des Grandland X für den afrikanischen Markt in einem neuen Werk in Namibia starten. In den europäischen Märkten wurde unter dem Dach von „Free2Move“, der Mobilitätsplattform der Groupe PSA, zudem erstmals umfassende Full-Service-Leasing-Angebote aufgelegt. Auch das soll nach Ansicht Lohschellers weitere Wachstumsimpulse setzen.

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