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Bayern: Ausbildungsmonitor: Werden die Berufsschulen vernachlässigt?

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Ausbildungsmonitor: Werden die Berufsschulen vernachlässigt?

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    Folgt man den Ergebnissen des aktuellen Ausbildungsreports des DGB, müssten sich diese Berufsschüler sehr wohlfühlen. Denn sie lernen in einer Gruppe von zwölf Schülern.
    Folgt man den Ergebnissen des aktuellen Ausbildungsreports des DGB, müssten sich diese Berufsschüler sehr wohlfühlen. Denn sie lernen in einer Gruppe von zwölf Schülern. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

    Vorweg die gute Nachricht: Die Mehrheit der Auszubildenden in Bayern – nämlich 73 Prozent – ist mit ihrer Lehre zufrieden. Das ist eines der Ergebnisse des Ausbildungsmonitors des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Er befragt einmal im Jahr Lehrlinge in ganz Bayern – dieses Jahr nahmen etwas mehr als 2000 Jugendliche teil. In der Umfrage sollen sie etwa angeben, wie zufrieden sie mit ihrer Lehre sind, wie häufig sie etwas machen müssen, das nichts mit ihrer Ausbildung zu tun hat, oder wie viele Überstunden sie im Schnitt leisten. Da zeigt sich: "Die Zufriedenheit zwischen Branchen und Berufen schwankt sehr stark", sagt Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern. So sind etwa Lehrlinge im Friseurhandwerk, der Hotellerie und der Gastronomie unzufriedener als in anderen Bereichen. "Jugendliche reden miteinander, das spricht sich herum. Also will niemand mehr diese Berufe erlernen", sagt er.

    DGB: Die Klassen sind zu groß

    Jedes Jahr hat die Befragung einen Schwerpunkt; dieses Jahr die Berufsschulen. Da ergeben die Zahlen, dass weniger Jugendliche mit der Qualität ihrer Berufsschule zufrieden sind als noch 2012 – wo zu dem Thema schon einmal befragt wurde. Damals antworteten fast 70 Prozent, die Qualität des Unterrichts sei gut oder sehr gut. Dieses Jahr waren es nur noch 64,6 Prozent.

    Da drängt sich die Frage auf: Woran liegt das? Darauf hat der DGB eine Antwort: Die Klassen sind zu groß, die Schulen zu schlecht ausgestattet. Das lässt sich mit der Umfrage belegen.

    Beispiel Ausstattung: 71,8 Prozent der Jugendlichen sagen, dass ihre Schule immer oder häufig über aktuelle Unterrichtsmaterialien oder technische Gerätschaften verfüge, die sie im Unterricht unterstützten, berichtet Carlo Kroiß, Bezirksjugendsekretär des DGB Bayern. 2,3 Prozent weniger als 2012. Und schaut man sich an, wie zufrieden Schüler sind, die über eine mangelhafte Ausstattung klagen, ergibt sich: Nur ein Viertel dieser Jugendlichen bezeichnen die Unterrichtsqualität als gut oder sehr gut. Im Vergleich: In gut ausgestatteten Schulen sind es fast drei Viertel.

    Beispiel Klassengrößen: 80 Prozent der Jugendlichen, die in Klassen mit maximal 15 Schülern lernen, schätzen die Lernatmosphäre als gut oder sehr gut ein. Umfasst die Klasse aber 25 Schüler oder mehr, sind es nur noch etwas mehr als die Hälfte der Lehrlinge. "Und die durchschnittliche Schülerzahl in bayerischen Berufsschulen liegt bei 23,1 – also deutlich näher am negativen Bereich als am positiven", sagt Kroiß. Deshalb fordert er: Die Berufsschulen müssten mehr finanzielle Mittel vom Staat bekommen für Lehrer und Ausstattung. "In einem reichen Land wie Bayern kann es nicht an den Finanzen scheitern. Aber wir erleben, dass es eine starke Fokussierung auf die Eliten gibt. Universitäten und Gymnasien bekommen Gelder- und Berufsschulen werden nicht bedacht", sagt er.

    Vertreter der Berufsschullehrer hält wenig von Ergebnissen

    Legt man Jürgen Wunderlich, Landesvorsitzender des Verbands der Lehrer an beruflichen Schulen und Leiter des Berufsschulzentrums Neusäß, die Ergebnisse vor, sagt er: "Ich halte wenig von den Zahlen." Der Grund: Die Schulen führen eigene Bewertungen durch. "Würden wir merken, dass die Zufriedenheit sinkt, würden wir sofort handeln", sagt er. Dazu kommt: Die Berufsschulen gehen die Digitalisierung seit einiger Zeit an. Nach und nach würden alle Berufsschulen modernisiert, die Staatsregierung stelle dafür schon seit etwa zehn Jahren Mittel zur Verfügung, sagt Wunderlich. Und der Lehrermangel sei nicht mehr so drastisch. "Uns fehlen zwar noch Lehrkräfte in technischen Bereichen. Aber die Lehrerversorgung ist seit Jahren besser geworden."

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