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Kongress in Augsburg: Clean Air Tech Day: Geht saubere Luft auch ohne Fahrverbote?

Kongress in Augsburg

Clean Air Tech Day: Geht saubere Luft auch ohne Fahrverbote?

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    Wie kann die Luft in den Städten sauberer werden? Mögliche Antworten gab ein Kongress in Augsburg.
    Wie kann die Luft in den Städten sauberer werden? Mögliche Antworten gab ein Kongress in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    In der Debatte um Diesel-Fahrverbote plädiert der Vorsitzende des Bayerischen Städtetags, der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU), dafür, sich verstärkt nach alternativen Möglichkeiten umzuschauen, um die Luft sauberer zu bekommen. Die Diskussion werde aus seiner Sicht zu sehr danach geführt, wer für die zu hohen Stickoxidwerte verantwortlich ist und ob man eine zusätzliche blaue Plakette für den Fall eines Fahrverbots brauche. „Aber eigentlich will keine Stadt ein Fahrverbot. Es ist die Ultima Ratio. Die Freiheit der Mobilität sollte nicht beschränkt werden.“ Nötig seien auch technische Innovationen, um saubere Mobilität zu gewährleisten. „Man muss die Dinge irgendwie zusammenbekommen: Mobilität und Luftreinheit.“

    Faurecia-Manager Christophe Schmitt: Technik senkt Stickoxid-Ausstoß von Bussen

    In Augsburg fand am Dienstag ein Kongress auf Initiative der Stadt und des Autozulieferers Faurecia statt, auf dem sich Kommunen, Unternehmen und Wissenschaftler austauschen konnten. Es gebe bereits Technologien, um den Stickoxidausstoß etwa bei Dieselbussen drastisch zu senken, so Faurecia-Manager Christophe Schmitt auf dem „Clean Air Tech Day“. Die Technologie lasse sich auf andere Fahrzeuggattungen übertragen, so Schmitt. Der international tätige Konzern entwickelt und baut in Augsburg Abgasanlagen.

    Um Mobilität in Augsburg geht es auch in unserem Podcast. Hier können Sie reinhören.

    Wie berichtet hat Hamburg vor wenigen Tagen als erste deutsche Stadt ein Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge auf zwei stark belasteten Straßenabschnitten eingeführt. Hintergrund waren Anwohnerklagen wegen der schlechten Luft. Der Autoverkehr nimmt nun Ausweichrouten, sodass sich die Schadstoffe dort nur anders verteilen. Der schwäbische IHK-Präsident Andreas Kopton sieht in der aktuellen Diskussion viel „Hysterie und Angst“. Autofahrer seien nicht zum Spaß unterwegs – allein im Raum Augsburg gebe es pro Tag 500.000 Pendlerfahrten. Er fordert mehr grüne Wellen und neue Tangentenstraßen.

    Augsburg arbeitet an intelligenten Ampeln und anderen Maßnahmen

    In Augsburg ist ein Fahrverbot aktuell nicht in Sicht – hier wird der zulässige Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft mit 44 Mikrogramm im vergangenen Jahr nur relativ geringfügig überschritten. Zudem ist die Stadt momentan dabei, ein Maßnahmenpaket zu erarbeiten, das vom Ausbau von Park-and-ride-Plätzen über „intelligente Ampeln“ bis hin zum Gratis-Nahverkehr im Kernbereich der Innenstadt reicht.

    Jürgen Marks, stellvertretender Chefredakteur unserer Zeitung, sagte in einem Impulsvortrag, das Positive an der Dieselkrise sei, dass sie insgesamt eine Mobilitätsdiskussion angestoßen habe. Kommendes Jahr plant Augsburg einen Pilotversuch mit „Smart Parking“. In einer Innenstadtstraße sollen Parkplätze am Straßenrand von Sensoren im Boden überwacht werden. Sie melden einem Computer, wo Stellplätze frei sind, sodass sich Autofahrer via App daran orientieren können. Das soll Parksuchverkehr verringern, könnte allerdings auch Verkehr in die Innenstadt locken. Auf der Messe präsentiert wurden auch Mooswände oder Säulen mit Wasserpflanzen, die Schadstoffe aus der Luft fressen sollen.

    Dass die Schadstoffwerte runter müssen, betont Umweltmedizinerin Prof. Claudia Traidl-Hoffmann, die an einer dem Klinikum Augsburg angegliederten Einrichtung forscht. „Je näher ein Kind an einer viel befahrenen Straße lebt, desto größer ist das Risiko für Allergien, Neurodermitis oder Asthma.“ Feinstaub und Ozon könnten auch Alzheimer begünstigen. Selbst auf das Erbgut habe Stickoxid Auswirkungen. „Die Gene verändern sich, wenn man in der Stadt viel Stickoxid einatmet, und diese Veränderungen werden an die Kinder vererbt.“ Auch Pollen würden unter dem Einfluss von Schadstoffen aggressiver.

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