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Automobil-Branche: Darum lassen Automobil-Hersteller immer mehr Autos auf sich selbst zu

Automobil-Branche

Darum lassen Automobil-Hersteller immer mehr Autos auf sich selbst zu

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    Viele Autobauer lassen ihre Autos auf sich selbst zu. Das hat Vorteile für Kunden.
    Viele Autobauer lassen ihre Autos auf sich selbst zu. Das hat Vorteile für Kunden. Foto: Sven Krautwald (Fotolia)

    In Deutschland werden die Autobauer zunehmend ihre besten Kunden. Das geht aus einer Studie des Car-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen hervor. Danach wurden im vergangenen Jahr von allen Neuwagen knapp zehn Prozent oder rund 300.000 Autos auf die Hersteller selbst zugelassen. So viele waren es noch nie. Im Jahr 2013 lag dieser Anteil noch bei 9,2 Prozent der Fahrzeuge.

    Verkaufen sich also die Autobauer selbst ihre Autos? Haben Konzerne eine Art „Perpetuum mobile der Ökonomie“ erfunden? Experten zufolge dürfte es eher umgekehrt sein. „Die Fahrzeuge, die man auf sich selber zulässt, werden zum Teil als Dienstwagen oder zu Billigkonditionen den Mitarbeitern zur Nutzung angeboten“, erklärt Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Oft würden diese Autos nach kurzer Zeit als junge Gebrauchtwagen mit hohen Abschlägen vom Listenpreis verkauft. Grund für die Eigenzulassungen sei, möglichst viele Fahrzeuge in den Markt zu drücken.

    Jeder dritte Golf auf dem Deutschen Markt vom Hersteller selbst zugelassen

    Den Trend, dass die Autobauer immer mehr Neuwagen auf sich selbst zulassen, hält der Experte für bedenklich. Denn die Konzerne würden sich auf diese Weise das eigenen Geschäft verderben. „Die echten Verkäufe, an denen die Hersteller gut verdienen, werden schwieriger“, sagt Dudenhöffer.

    Doch nicht alle Konzerne verfolgen diese Verkaufsstrategie in gleichem Maß. VW und Porsche sind nach Auskunft des Betriebswirts selbst ihre besten Kunden. Vergleiche mit den Importeuren indes sind schwierig, weil die deutschen Autobauer im Heimatmarkt wesentlich größere Organisationen haben. Darum setzen diese logischerweise auch mehr Neuwagen zum „Eigengebrauch“ ein.

    Allerdings gibt es auch unter den deutschen Autobauern erhebliche Unterschiede. Beispiel VW-Gruppe: Im vergangenen Jahr hat der Konzern mit seinen Marken Audi, Bentley, Bugatti, Lamborghini, Porsche, Seat, Skoda und VW der Untersuchung zufolge 197.951 Neuwagen auf sich oder Konzernmarken zugelassen – bei 269.100 Beschäftigten. Umgerechnet waren dies pro Mitarbeiter in Deutschland 0,74 Fahrzeuge. Das Modell mit der höchsten Zahl an Eigenzulassungen war der VW Golf (685.500 Fahrzeuge). Damit wird jeder dritte Golf, der in Deutschland neu auf den Markt kommt, vom Unternehmen selbst zugelassen.

    Vorteile für Autokunden: Hohe Rabatte auf junge Gebrauchtwagen

    Bei Porsche sieht es ähnlich aus. Das Modell mit der größten Anzahl an Eigenzulassungen war das Modell 911 mit 1623 Fahrzeugen. Dudenhöffer folgert daraus: „ Porsche- Manager fahren also gerne den Porsche 911.“ Deutlich sparsamer ist der Studie zufolge Daimler. Im vergangenen Jahr kamen im Stuttgarter Konzern 28.377 Neuwagen-Zulassungen der Marke Mercedes oder Smart zusammen. Pro Mitarbeiter sind das 0,2 Fahrzeuge.

    BMW lag mit 31.343 Herstellerzulassungen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce im Mittelfeld der Hersteller. Am wenigsten Neuwagen ließ zuletzt Ford – das war nicht immer so – auf sich selbst zu.

    Was bedeuten die vielen Eigenzulassungen nun für Autokunden? Auf Kurz- und Tageszulassungen oder Firmen- und Dienstwagen gibt es Dudenhöffer zufolge vergleichsweise hohe Rabatte. Man sollte beim Kauf eines jungen Gebrauchtwagens aber darauf achten, eine Anschlussgarantie abzuschließen, rät der Fachmann. Einen Nachteil haben die jungen Gebrauchten und Tageszulassungen im Vergleich zu Neuwagen aber: Man ist bereits der zweite Besitzer. Dies habe insbesondere bei einem Wiederverkauf binnen ein bis zwei Jahren Folgen, spiele aber nach fünf und mehr Jahren praktisch kaum mehr eine Rolle.

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