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dm: Drogerie wirft Dentagard -Zahnpasta raus

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Drogerie wirft Dentagard -Zahnpasta raus

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    Bei dm bleibt ein Fach im Zahnpasta-Regal leer. Die Drogeriekette wehrt sich dagegen, dass ein Hersteller seine Verpackung verkleinert – und den Preis belässt.
    Bei dm bleibt ein Fach im Zahnpasta-Regal leer. Die Drogeriekette wehrt sich dagegen, dass ein Hersteller seine Verpackung verkleinert – und den Preis belässt. Foto: Henning Kaiser, dpa

    25 Milliliter Zahnpasta können ein Grund für Hausverbot sein. Beziehungsweise wenn diese Menge fehlt. Die Marke Dentagard war lange Zeit in einer 100-Milliliter-Packung zu haben. Nun wollte es der Hersteller in Tuben verkaufen, die um ein Viertel kleiner waren – aber weiterhin für den alten Preis.

    Die Drogeriemarktkette dm wollte da nicht mitmachen und warf das Produkt kurzerhand aus dem Sortiment. Die Regale, in denen die Zahncreme normalerweise zu finden ist, bleiben leer. Stattdessen klebt dort öffentlichkeitswirksam ein Schild: „Gleicher Preis bei weniger Inhalt: Da streiken wir! dm.“

    Verbraucherschützer kennen noch andere Tricks

    Damit macht das Unternehmen auf die weit verbreiteten Maschen der Hersteller aufmerksam, mit denen sie unbemerkt vom Kunden die Preise erhöhen. Dabei werden die Verpackungsgröße und der Preis so geändert, dass der Kunde letztlich mehr pro Gramm für dasselbe Produkt zahlt.

    Colgate-Palmolive, der Hersteller von Dentagard, bediente sich des klassischen Tricks: Er verkleinerte die Tube, ließ aber den Preis unverändert.

    Der Experte der Verbraucherzentrale Hamburg, Armin Valet, kennt noch raffiniertere Beispiele. So vergrößern manche Hersteller die Verpackung um 20 Prozent, den Preis erhöhen sie aber um 40 Prozent. Oft steht dann auf der Packung noch ein Hinweis wie „dauerhaft mehr Inhalt“. Klingt eigentlich gut. Aber oft stecke dahinter eine Preiserhöhung. Deshalb sollten Kunden nach Ansicht von Valet bei solchen Aussagen eher misstrauisch sein.

    Der Verbraucherschützer rät auch zur Vorsicht, wenn Hersteller zusätzlichen Gratisinhalt anbieten. Manchmal habe der Produzent davor die Warenmenge über einen längeren Zeitraum Schritt für Schritt verringert – bei gleichem Preis. So koste das Produkt selbst mit dem Gratisinhalt mehr als zuvor.

    Die Verbraucherzentrale Hamburg dokumentiert solche Tricksereien auf ihrer Homepage. Monatlich bekommt sie etwa 100 Beschwerden von Konsumenten. Häufig aber merken viele Kunden gar nichts von der Preiserhöhung. Das sei auch der Grund, warum viele Hersteller auf diesen Trick zurückgreifen.

    Die Produzenten nutzen in diesem Fall die begrenzte Aufmerksamkeit der Käufer aus, sagt Experte Valet. Während die Verbraucher die Preise von Grundlebensmitteln wie Milch, Butter oder Zucker ganz genau kennen, haben sie bei den meisten anderen Produkten wenig Ahnung, wie viel sie kosten.

    Grundlebensmittel oder oft gebrauchte Drogerieartikel wie Toilettenpapier sind sogenannte Eckprodukte. Wenn ein Kunde die Preise in Supermärkten vergleicht, achtet er hauptsächlich auf diese Artikel. Schließlich kauft er diese regelmäßig – und hat die Preise im Kopf.

    Valet zufolge kommt der Verbraucher unbewusst zu dem Schluss: „Wenn die Butter in diesem Supermarkt günstig ist, ist der gesamte Supermarkt günstig.“ Auf Markenartikel oder Dinge, die der Kunde seltener kauft, achte er dagegen weniger. Daher merkt er auch nicht, wenn die Packung kleiner wird.

    Bis 2009 gab es gesetzlich vorgeschriebene Standardgrößen

    Konsumenten können sich jedoch wehren. Valet rät dazu, sich beim Hersteller oder bei der Verbraucherzentrale zu beschweren, um so Druck auf die Industrie aufzubauen. Er fordert zudem eine zentrale Preisdatenbank, ähnlich wie bei Tankstellen, um die Preisänderungen pro Gramm verfolgen zu können.

    Bis 2009 gab es gesetzlich vorgeschriebene Standardgrößen für Lebensmittelverpackungen. Seit diese abgeschafft wurden, haben die Hersteller mehr Möglichkeiten, zu tricksen. Valet hält dies aber nicht für den Auslöser für versteckte Preiserhöhungen. Die deutschen Vorschriften hätten sich ohnehin hauptsächlich auf Eckprodukte wie Butter und Milch bezogen.

    Ist die Drogeriemarktkette dm nun ein edler Ritter, der den Kunden Gutes tut? „Dass da mal ein Händler Position bezieht, finden wir gar nicht so unsympathisch“, sagt der Verbraucherschützer. Allerdings habe auch dm in der Vergangenheit bei versteckten Preiserhöhungen durchaus mitgezogen. Zudem sei es oft nicht klar, ob bei solchen Tricks nicht auch die Händler ein paar Cent aufschlagen. mit dpa

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