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Unternehmen der Region: Ein Mindelheimer baute Möbel für Arnold Schwarzenegger

Unternehmen der Region

Ein Mindelheimer baute Möbel für Arnold Schwarzenegger

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    Tobias Waltl ist Geschäftsführer der Möbelmanufaktur Wagner in Mindelheim.
    Tobias Waltl ist Geschäftsführer der Möbelmanufaktur Wagner in Mindelheim. Foto: Ulrich Wagner

    Tobias Waltl ist seit 21 Jahren erfolgreicher Unternehmer – und das, obwohl er erst 38 ist. Modernes Design, edles Holz, kombiniert mit außergewöhnlichen Deko-Objekten – das macht die Wagner Möbel Manufaktur in Mindelheim heute aus. Zu ihr gekommen ist Waltl mehr oder weniger zufällig: Für den praktischen Teil seines Wirtschaftsstudiums in den USA will er sein eigenes Ding machen, und so fliegt der 26-Jährige zurück nach Deutschland und sucht sich ein Unternehmen. „Ich wollte eine Firma, die ein Produkt herstellt, das man riechen, sehen und greifen kann“, sagt er. Im Internet stößt er auf die Schreinerei Wagner in Mindelheim mit 42 Mitarbeitern. „Firma zu verkaufen“ stand auf der Homepage von Wagner – und Waltl ließ sich das nicht zweimal sagen. „Ich hatte Geld und Kontakte, aber keine Ahnung von Möbeln“, sagt er heute. „Ich habe eine Buche nicht von einer Eiche unterscheiden können.“

    Und doch war es Liebe auf den ersten Blick: Die Produkte, die in der Schreinerei entstehen, der heimelige Geruch der Holzverarbeitung, die Geduld und die Fingerfertigkeit der Schreiner sind Dinge, die ihn bis heute beeindrucken. So wie er schon als Auswechselspieler im Amateurfußball auf der Bank Wirtschaftsbücher gelesen hat, arbeitete er sich auch in dieses Thema ein. „Man muss bereit sein, mehr zu geben als andere“, sagt er. Inzwischen ist die Wagner Möbel Manufaktur zu seinem Baby geworden. Sie kümmert sich für ihre Kunden um alles, was die Einrichtung betrifft: vom Boden bis zur Tapete, von Möbeln bis zu Vorhängen und Vasen. Qualität ist wichtig: Die Möbel bestehen nicht aus Span-, sondern aus Massivholzplatten, behandelt nur mit Wasserlack, ohne Lösemittel.

    Eine neue Schreinerei mit Showroom

    Anfangs, so erinnert sich Tobias Waltl, habe er sich die Firma genau angeschaut: Wo liegen die Probleme? Wie kann man sie lösen? Die Produktion zum Beispiel hatte sich über die Jahre entwickelt und war auf fünf Stockwerke verteilt – alles andere als praktisch. Inzwischen ist Wagner umgezogen, in eine neue Schreinerei mit Showroom. Ein weiteres Problem: „Die Kunden, die Möbel Wagner ursprünglich angesprochen hat, gab es nicht mehr. Es will keiner mehr eine Bauernstube.“ Gute Schreiner und Designer waren bei Wagner bereits vorhanden. „Ich hab’ Kunden mitgebracht und Kohle.“

    Das Geld und die Kontakte zu Investoren hatte sich Waltl in jungen Jahren selbst erarbeitet. Begonnen hatte alles mit einer Oma. Die alte Dame brachte ihre 200.000 D-Mark auf die Bank, in der der 17-jährige Tobias Waltl gerade seine Ausbildung absolviert hat. Es war zu einer Zeit, als Bankkaufleute gute Provisionen für bestimmte Abschlüsse erhielten, und am Ende ging die Frau, von der Waltl heute sagt, sie hätte ihrem Bankberater alles unterschrieben, mit 26 Zielsparplänen nach Hause. Während sich der zuständige Berater sehr über die Provision gefreut haben dürfte, dachte sich der 17-jährige Tobias nur: „Das kann doch nicht sein, dass man wohlhabende Leute bescheißen muss.“

    Und weil Waltl offenbar schon damals ein Mensch war, der seine Freiheiten braucht und sich nur schwer unterordnen kann, gründet er mit 17 seine eigene Bank. Zur Anmeldung aufs Amt muss noch seine Mutter mitkommen. Der Jungunternehmer setzt auf das Thema Vermögensverwaltung und ein Mentor beschafft ihm die ersten Klienten: wohlhabende Familien, die ihm einen Teil ihres Geldes überlassen – Geld, auf das sie auch verzichten könnten.

    Fehler sehen, zugeben und ändern

    Doch der junge Tobias Waltl vermehrt ihr Vermögen erfolgreich. Natürlich sei er unterschätzt worden, sagt der heute 38-Jährige. „Aber das war super. Man kann jeden Scheiß bauen und keiner ist dir böse.“ Bis heute ist er überzeugt, dass jeder Unternehmer Fehler mache. „Wenn von drei Entscheidungen zwei richtig waren und eine falsch, ist es okay“, findet er. Fehler müsse man sehen, zugeben und ändern. Aber: „Ich hatte das Glück, nie einen brachialen Fehler gemacht zu haben.“ Glück gehabt habe er auch bei seinen Mentoren. „Ich bin immer in die richtigen Leute reingelaufen. Ich glaube nicht, dass das alles Können ist.“

    Mit gerade einmal 18 Jahren kaufte er ein gut vermietetes Haus an einem der besten Plätze Ingolstadts. „Ich hätte mir keinen Kredit gegeben“, sagt Waltl heute und lacht. Eine gewisse Angst gehöre zur Selbstständigkeit, glaubt er, „aber man muss sich auch was trauen“. Wer etwa Milliardär werden wolle, müsse bereit sein, alles zu verlieren. Er selbst sei das nicht: „Ich gehe keine übermäßigen Risiken ein.“ 2003, sechs Jahre nach seinem Debüt als Unternehmer, verkauft Waltl seine Firmen. Er beginnt sein Studium in der Schweiz und den USA, landet daraufhin in Mindelheim. Existenzängste kennt er nicht mehr. Es gehe ihm darum, Spaß zu haben. Den hat er offenbar: Alle ein bis zwei Jahre kommt ein neues Projekt dazu. Derzeit baut er Hotels. Zudem leitet er eine große Stiftung zur Erforschung von Augenkrankheiten.

    So umtriebig der Mann im Geschäftlichen ist, so beständig ist er privat: Waltl, der aus einem 750-Einwohner-Dorf bei Ingolstadt kommt, hat sich in das Unterallgäu verliebt. „Mich bringt hier keiner weg“, sagt er. Hier in Bayern habe er seine Frau und Kinder, seine Familie und echte Freunde, während es in den USA nur Bekannte gebe.

    Einrichtungen für Halle Berry, Arnold Schwarzenegger und DJ Avicii

    Geschäfte macht der Unternehmer hier wie dort. Den Großteil verdankt die Wagner Möbel Manufaktur der Mundpropaganda ihrer Kunden: Die meisten leben in Europa. Doch auch in den USA hat sich die Firma einen Namen gemacht und richtete schon Räume ein, etwa für die Schauspieler Halle Berry und Arnold Schwarzenegger oder den kürzlich verstorbenen DJ Avicii. Trotzdem ist es Waltl wichtig zu betonen, dass er auch in und um Mindelheim tätig sei. Star-Allüren? Gibt es nicht. Auch kleinere Aufträge oder Reparaturen in der näheren Umgebung werden erledigt.

    „Sauber, ehrlich, ordentlich“, so will er arbeiten. „Du musst jeden Tag in den Spiegel schauen können“, sagt er und landet wieder bei einer Oma – nämlich seiner eigenen: Was er auch mache, seine Oma müsse es gutheißen können. „Ein christliches Leben“, sagt Waltl. „Ganz simpel.“

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