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Also Logistics: Ex-Weltbild-Logistik will 300 Stellen in Augsburg streichen

Also Logistics

Ex-Weltbild-Logistik will 300 Stellen in Augsburg streichen

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    Die Einschnitte im früheren Logistikzentrum der Firma Weltbild, das jetzt unter dem Namen Also Logistics firmiert, sind massiver als zuletzt befürchtet. Gestern gab die Unternehmensführung bekannt, dass 300 von 450 verbliebenen Arbeitsplätze in Augsburg wegfallen sollen. Somit hat sich der angestrebte Personalabbau innerhalb weniger Monate von 100 über 150 auf 300 Stellen erhöht.

    Das Unternehmen Weltbild

    Zahlen und Fakten zur Augsburger Weltbild-Gruppe:

    Weltbild beschäftigte einst insgesamt rund 6800 Mitarbeiter, davon 2200 am Standort Augsburg.

    Weltbild gehörte den zwölf katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und der Soldatenseelsorge Berlin.

    Weltbild startete 1948 als Winfried-Werk in Augsburg. Der Verlag gab katholische Zeitschriften heraus. Als zusätzlichen Service gab es einen Bücherdienst.

    In den 1980er Jahren blühte das Unternehmen auf, es kaufte Verlage und Zeitschriften dazu. 1994 eröffnete man die ersten Filialen.

    Seit 1997 gibt es den Onlinehandel. Während das Buchgeschäft floriert, kränkelte das Zeitschriftengeschäft. 2008 stieß Weltbild den kompletten Bereich ab.

    Unter dem Dach der Holding DBH waren die Buchhandlungen Hugendubel, Weltbild und Jokers gebündelt. Zum Konzern gehörten auch die Vertriebsmarken Weltbild, Jokers, Kidoh und buecher.de.

    2012 verkündete die Verlagsgruppe 1,59 Milliarden Euro Umsatz.

    In den vergangenen Jahren geriet das Unternehmen unter Druck - die Konkurrenz von Amazon und anderen machte Weltbild zu schaffen.

    Im Januar 2014 meldete Weltbild Insolvenz an.

    In den folgenden Monaten bekamen hunderte Beschäftigte die Kündigung ausgesprochen.

    Im Mai kündigte Investor Paragon an, Weltbild zu übernehmen.

    Wenig später stieg Paragon wieder aus. Anfang August übernahm dann die Beratungs- und Investmentgruppe Droege die Mehrheit an Weltbild.

    Der Online-Medienhändler bücher.de gehört ab August 2014 vollständig zur Weltbild-Gruppe.

    September 2014: Nach der Mehrheitsübernahme durch den Düsseldorfer Investor Droege gibt es eine neue Geschäftsführung: Gerd Robertz, Patrick Hofmann und Sikko Böhm.

    Nach nur sieben Wochen tritt Gerd Robertz ab und widmet sich wieder nur dem Onlinegeschäft bücher.de.

    Im November kündigt die Geschäftsführung von Weltbild an, in der Verwaltung rund 200 Arbeitsplätze zu streichen.

    2015: Weltbild verkauft 67 Filialen an die kleine Kette "Lesenswert".

    Juli 2015: Rund ein halbes Jahr nach der Übernahme der 67 Filialen ist der Käufer pleite.

    Juli 2015: Knapp ein Jahr nach der Übernahme des Weltbild-Konzerns durch den Düsseldorfer Investor Droege muss der Logistikbereich von Weltbild erneut Insolvenz anmelden.

    Und damit nicht genug: Die Unternehmensführung strebt zudem einen Übergang in einen niedriger vergüteten Tarifvertrag an, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Entsprechende Verhandlungen mit dem Betriebsrat sollen darüber unverzüglich aufgenommen werden.

    Voraussichtlich werden 300 Stellen bei Also Logistics wegfallen

    Also Logistics hatte Ende Juli Insolvenz für den Betrieb in Augsburg angemeldet. Reiner Wenz, Geschäftsführer der Also Logistics Services GmbH, sagte am Dienstag: „Der Betriebsrat hat sich kurzfristig bereiterklärt, Gespräche über die Sanierung des Logistik-Werks zu führen. Um eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur zu erhalten und nachhaltig Geschäfte vom Standort aus betreiben zu können, werden voraussichtlich rund 300 Stellen wegfallen müssen.“ Zugleich kündigte Wenz an, dass bestehende Betriebsvereinbarungen gekündigt werden müssten. Es müsse der Übergang zum Logistiktarifvertrag vollzogen werden.

    Die Entwicklung kommt nicht überraschend, da Wenz zuletzt Aussagen in dieser Richtung gemacht hatte. Die Forderungen der Geschäftsführung habe man dem Betriebsrat vorgelegt, bestätigt Wenz: „Wir haben unser Konzept dem Betriebsrat unmissverständlich erklärt.“ Noch gebe es auf diese Vorschläge keine Reaktion. Der Betriebsrat, so war zu vernehmen, will sich heute äußern.

    Das Unternehmen als Ganzes soll erhalten bleiben

    Der Also-Geschäftsführer betont: „Wir wünschen uns sehr, dass der Betriebsrat Dringlichkeit und absolute Notwendigkeit dieser Sanierungsanforderungen einsieht und mit uns konkretere Verhandlungen fortführt.“ Ziel sei es nach wie vor, das Unternehmen als Ganzes, den Standort Augsburg und auch einen Teil der Arbeitsplätze zu erhalten. Die Gesellschafter hätten klargestellt, dass sie die Finanzierung des Standortes sichern, „wenn alle Beteiligten ernsthaft und konstruktiv die Grundbedingungen für eine wirtschaftlich sinnvolle Weiterführung des Unternehmens mittragen“.

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