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Augsburg: Gerade herrscht in Augsburg der Wilde Westen

Augsburg

Gerade herrscht in Augsburg der Wilde Westen

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    „Es geht um Unbeschwertheit und Freiheit – und vor allem nicht um Politik“, sagt Roberto Cesaron, der auf der Americana in Augsburg "Chaps" mit Svarowski-Steinen anbietet.
    „Es geht um Unbeschwertheit und Freiheit – und vor allem nicht um Politik“, sagt Roberto Cesaron, der auf der Americana in Augsburg "Chaps" mit Svarowski-Steinen anbietet. Foto: Annette Zoepf

    Man muss schon an Karl May und den von ihm beschriebenen Mythos des Wilden Westens denken, wenn man dieser Tage durch das Augsburger Messezentrum geht. Bereits vom Parkplatz aus riecht es nach Pferd, Heu und Leder. Alle zwei Jahre öffnet hier die Westernausstellung „Americana“ ihre Pforten. Und wer einmal dahinein gefunden hat, der fragt sich kurz, in welches Jahrhundert man gestolpert ist. Gleich am Eingang gerät man an den Italiener Roberto Cesaron, der einem überschwänglich von den neuen Chaps, den Lederüberhosen eines waschechten Cowboys, erzählt, die er im Sortiment hat. Einzelstücke, alles handgefertigt, 50 Prozent für den amerikanischen Markt, den Rest für Europa. Und man sehe sich doch bitte dieses Exemplar an. Mehrere tausend Swarovski-Steine, echte Silberverzierungen, Kalbsleder, die Muster alles in präziser Handarbeit gefertigt. Preis: 8000 Euro. Wer das kauft? Cesaron lacht. Viele, sagt er, viele.

    331 Aussteller sind dieses Jahr aus zwölf Nationen angereist. Und sie bieten alles feil, was sich Cowboy und -girl nur vorstellen können. Gürtelschnallen, Cowboystiefel, Cowboyhut, Reitgerten, Zaumzeug, Sattel, Satteldecken. Von möglich originalgetreu bis Neonpink. Wer es aushält, kann sich um 11 Uhr vormittags den ersten Whisky einschenken lassen. Emanuel Lässer ist so einer, natürlich reine Verkostung, mal schauen, was die Konkurrenz dieses Jahr so anbietet. Er selbst stellt die Tage Boots und Sattel aus. Gerade bei den Sätteln hätte sich eine Menge getan in den letzten Jahren. Durch neue Technologien kann man diese jetzt noch exakter an Pferd und Reiter anpassen. Das kann schon 4000 Euro kosten, aber wenigstens reitet es sich dann für Tier wie Halter schmerzfrei, verspricht Lässer. Was dieser Cowboy Mythos für ihn ausmache? „Das ist eine Lebensweise. Es geht um Unbeschwertheit und Freiheit und vor allem nicht um Politik.“ Ginge es nämlich um Politik, insbesondere amerikanische Politik, „dann müssten hier aktuell alle Flaggen weg“, sagt er und nickt in Richtung all der Stars and Stripes, die an beinahe jedem Stand hängen.

    Einige haben sich lange Einkaufslisten geschrieben

    Ja, es geht um einen Lifestyle, der an diesen Tagen gelebt und verkauft wird. Darum kommt auch Saskia Van Wyn seit über zwanzig Jahren her, seit einiger Zeit auch mit ihrer Tochter Rosa, die längst vom Pferdefieber der Mama angesteckt wurde. „Hier trifft man Bekannte und Leute aus der Szene.“ Es fasziniere sie der Umgang mit den Pferden im Westernreitsport. Da geht es mehr um die Beziehung zwischen Mensch und Tier und das Pferd wird nicht behandelt wie ein Turngerät. Natürlich ist Van Wyn leidenschaftliche Reiterin und sie gesteht gerne, dass es sich hierbei um ein kostspieliges Hobby handelt. Es gibt ja immer etwas Neues oder die alten Sachen von der letzten Messe sind schlicht abgenutzt.

    Auch die anderen Kunden loben das enorm umfangreiche und qualitativ hochwertige Angebot. Am Eröffnungstag geht es im Gegensatz zum Wochenende verhältnismäßig entspannt zu, in den Hallen herrscht kein allzu großer Andrang. Unter den Besucher finden sich einigen, die sich sich extra zu Hause lange Einkaufslisten geschrieben haben, um einerseits bloß nichts zu vergessen und andererseits bloß nicht noch mehr zu kaufen, als notwendig.

    Cowboy-Hut mit handbearbeitetem Biberbauchhaar

    Aber: Was wäre am Ende ein Cowboy ohne passenden Hut? Wolfgang Day, der selbst seit 1973 beinahe täglich nur mit einem Solchen vor die Tür geht, hat für jeden die perfekte Kopfbedeckung. Zum Beispiel ein Exemplar aus handbearbeitetem Biberbauchhaar, nicht gefärbt. Fühlt sich toll an und ist wasserabweisend. Der Preis allerdings könnte selbst hartgesottene Cowboys aus dem Sattel werfen.

    Wer es hingegen weniger mit Cowboys aber dafür mit Indianern hat, ist auf der Americana ebenso richtig, kann an einigen Ständen sogar amerikanische Ureinwohner kennenlernen. Wie Shoshaha Odon, der für die Messe aus Arizona angereist ist und vom Traumfänger bis zu CDs mit indianischer Musik alles anbietet, was Europäer brauchen könnten. Ob sich die weite Anreise für ihn lohnt? Wortkarg zuckt er mit den Schultern. Man wird sehen.

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