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Verbraucher: Heizung-Ablesen ist häufig zu teuer

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Heizung-Ablesen ist häufig zu teuer

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    Heizung-Ablesen  ist häufig zu teuer
    Heizung-Ablesen ist häufig zu teuer

    Der Markt für das Ablesen von Heizungen ist zu rund zwei Dritteln in der Hand von drei Großunternehmen: Techem, Ista und Brunata-Metrona. Verbraucherschützer bemängeln fehlende Konkurrenz und halten die Ablese-Kosten für zu hoch. Nach einer Schätzung des gemeinnützigen Klimaschutz-Netzwerkes „co2online“ zahlen Mieter jedes Jahr rund 200 Millionen Euro zu viel. Das Bundeskartellamt untersucht seit Sommer 2015 die Branche, demnächst soll ein Bericht veröffentlicht werden.

    Die auf den ersten Blick unscheinbare Ablese-Dienstleistung ist ein Milliardengeschäft. Bei knapp 20 Millionen verbrauchsabhängigen Heizkostenabrechnungen liegt das Marktvolumen bei ein bis zwei Milliarden Euro im Jahr, schätzt der Sprecher des Deutschen Mieterbundes, Ulrich Ropertz. „Die Dienstleistung ist teuer, wahrscheinlich zu teuer“, kritisiert er. Energieexperte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen findet klarere Worte: „Das ist ein Riesengeschäft zulasten der ohnehin gebeutelten Mieterhaushalte. Ich hoffe auf ein starkes Signal vom Bundeskartellamt.“

    Dem Kartellamt ist ein Punkt von vornherein aufgefallen: Das Ablesen der Heizungen gibt der Vermieter in Auftrag, die Rechnung zahlt aber der Mieter. Folge des Dreiecksverhältnisses: Der Vermieter hat auf den ersten Blick nur wenig Interesse, auf niedrige Ablese-Kosten zu achten, weil er sie an die Mieter weiterreichen kann.

    Kritiker verweisen auf die hohen Gewinne der Branche: Bei Ista lag der betriebliche Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen 2015 bei 43 Prozent des Umsatzes. Techem verdiente mit 274 Millionen Euro Betriebsgewinn bei 745 Millionen Euro Umsatz ähnlich blendend. Allerdings sind bei diesen Zahlen die hohen Investitionen der Konzerne abzuziehen, betont eine Sprecherin.

    Ista-Chef Thomas Zinnöcker verteidigt die Preise der Branche: 50 bis 100 Euro pro Jahr koste das Gesamtpaket vom Ablesen, Erfassen bis zum Erstellen der Rechnung bei Ista den einzelnen Haushalt. Das sei völlig angemessen, sagt er. Bei Ista stünden dem Gewinn hohe Investitionen von rund 100 Millionen Euro pro Jahr sowie Kosten und Risiko mit der selbst entwickelten Technik gegenüber. Unter dem Strich profitierten die Mieter sogar von einer guten Heizkostenabrechnung, weil sie dadurch aus dem Ruder laufende Heizkosten bemerken und reagieren können, sagt Zinnöcker.

    Umstritten ist die Frage der Konkurrenz am Ablese-Markt: Ista und Techem verweisen auf die vielen regionalen Anbieter neben den drei großen. „Wir sehen einen regen Wettbewerb“, sagt eine Techem-Sprecherin. Ausschreibungen seien bei größeren Unternehmen die Regel. Zunehmend werde über Preise verhandelt. Zudem hätten Vermieter ein Interesse an niedrigen Miet-nebenkosten – schon weil sie an weniger begehrten Mietstandorten sonst Abstriche bei der Kaltmiete und damit ihren Einkünften machen müssten, betont Zinnöcker.

    Verbraucherschützer Sieverding hält diese Argumente für Ablenkungsmanöver. In Broschüren für Investoren zeigten die Unternehmen ihr wahres Gesicht: Dort werde mit üppigen Renditen geworben, sagt er. Die beiden größten AbleseUnternehmen Ista mit mehr als 5000 Mitarbeitern und Techem mit weltweit rund 3500 Beschäftigten gehören großen Fonds – CVC und Macquarie – und stehen laut Branchenkreisen zum Verkauf. Es werden Milliardenerlöse erwartet.

    Besonders ärgert die Mieter- und Verbraucherschützer, dass die Ablese-Gesellschaften bei den zunehmend verwendeten Funk-Ablesegeräten eigene technische Standards entwickelt haben, die nur begrenzt kompatibel sind. Auf Vermieter, die den Ablese-Dienst wechseln wollen, kommen damit Zusatzkosten zu. Dadurch werde Konkurrenz in der Branche zusätzlich behindert, sagt Mieterschützer Ropertz. Möglicherweise werde das Bundeskartellamt an der Stelle „hereingrätschen“ und kompatible Erfassungssysteme vorschreiben. „Nur so ist Wettbewerb doch überhaupt möglich.“ Rolf Schraa, dpa

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