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Discounter: Gerichtsstreit bei Aldi Nord vertagt

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Gerichtsstreit bei Aldi Nord vertagt

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    Das Aldi-Nord-Logo. Es tobt ein Machtkampf um das Unternehmen.
    Das Aldi-Nord-Logo. Es tobt ein Machtkampf um das Unternehmen. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa (Symbolbild)

    Nach rund acht Stunden Verhandlung hat das schleswig-holsteinische Oberverwaltungsgericht (OVG) eine Entscheidung im Familienstreit beim Discounter Aldi Nord vertagt. Voraussichtlich am 7. Dezember um 10.00 Uhr soll noch ein Zeuge gehört werden. Das OVG verhandelt die Berufung gegen eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Schleswig unter anderem über die Zusammensetzung des Vorstandes einer wichtigen Familienstiftung, die 19,5 Prozent der Anteile an Aldi Nord hält.

    Nach dem plötzlichen Tod von Gründer-Sohn Berthold Albrecht kämpfen Mitglieder seiner Familie um ihren Einfluss auf die Jakobus-Stiftung. Aldi Nord teilte am Abend mit, dass das Unternehmen aufgrund des weiterhin laufenden Verfahrens "grundsätzlich keine Stellung nimmt".

    Der Zeuge, der nun noch gehört werden soll, ist ein ehemaliges Vorstandsmitglied der Jakobus-Stiftung, das bei der entscheidenden Satzungsänderung erkrankt war. Berthold Albrecht hatte daraufhin in dessen Namen der Änderung zugestimmt. Dies ist nach Ansicht der Erben nicht zulässig. Zu diesem Punkt soll der Zeuge nun gehört werden. Durch die Satzungsänderung war die Macht der Familie in diesem Gremium spürbar eingeschränkt worden. Dies war auch vom Kreis Rendsburg-Eckernförde als Stiftungsaufsicht akzeptiert worden. Dagegen klagten die Erben.

    Es geht um die Macht bei Aldi Nord

    Aldi Nord ist auf drei Familienstiftungen - benannt nach den Aposteln Lukas, Markus und Jakobus - aufgeteilt, die ihren Sitz alle in der schleswig-holsteinischen Provinz haben. Daher wird auch in Schleswig verhandelt und nicht in Nordrhein-Westfalen, wo der Discounterriese seinen Konzernsitz hat. Wichtige Entscheidungen über Investitionen und strategische Entwicklungen von Aldi Nord müssen die drei Stiftungen gemeinsam fällen.

    Auch in dem zweiten Verfahren, das am Vormittag verhandelt wurde, gibt es noch kein Urteil. Hier fordern die Erben von Berthold Albrecht Einsicht in die aktuelle Satzung der Markus-Stiftung. Das Gericht betonte, für eine Entscheidung sei erheblich, dass die entsprechenden Akten eingesehen werden dürften.

    Der Kreis Rendsburg-Eckernförde als Stiftungsaufsicht muss nun entscheiden, ob er die Akten dem Gericht zur Verfügung stellt oder eine sogenannte Sperrerklärung abgeben wird. Demnach kann die Auslieferung von Akten bei Behörden unterbunden werden, wenn deren oberste Dienstbehörde erklärt, dass die Veröffentlichung "dem Wohl des Bundes oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten würde".

    Deutschlands erster Discounter: Das ist Aldi

    Seinen Ursprung hat Aldi im elterlichen Feinkostgeschäft in Essen. Gemeinsam mit seinem Bruder Karl übernahm Theo Albrecht 1946 den Laden.

    Sie setzten von Anfang an auf Qualität und kleine Preise: Deutschlands erster Discounter war geboren. So steht der Firmenname Aldi für Albrecht-Diskont.

    Die beiden Albrecht-Brüder teilten sich Deutschland in den 60er Jahren auf: Karl war für Aldi Süd in Süddeutschland und Theo Albrecht für Aldi Nord in Norddeutschland zuständig.

    Aldi Süd ist in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie dem südlichen Nordrhein-Westfalen und dem südlichen Hessen zu finden.

    Aldi Süd besteht nach eigenen Angaben aus 31 Regionalgesellschaften mit über 1830 Filialen. Aldi ist auch im Ausland zu finden, etwa in Österreich, wo die Geschäfte unter dem Namen Hofer firmieren.

    Über die beiden Brüder drang nie viel an die Öffentlichkeit. Nach Recherchen des Forbes- und des Manager Magazins war Theo Albrecht aber der zweitreichste Deutsche und hatte ein Vermögen von rund 17 Milliarden Euro. Auf Platz eins: sein Bruder.

    Theo Albrecht wurde 1971 entführt und blieb 17 Tage lang gefangen. Nachdem die Entführer sieben Millionen Mark erhalten hatten, kam Albrecht frei. Er starb 2010 an den Folgen eines schweren Sturzes. Seine Kinder arbeiten auch bei Aldi Nord.

    Das Geld, das Aldi zur Verfügung steht, ist in Stiftungen gebunden. So soll die Firma auch nach dem Tod der Gründer fortgeführt werden können.

    Karl Albrecht stirbt am 21. Juli 2014 im Alter von 94 Jahren.

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