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Hannover-Messe: Intelligente Roboter: Wenn Maschinen ein Leben entwickeln

Hannover-Messe

Intelligente Roboter: Wenn Maschinen ein Leben entwickeln

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    Die Roboter auf der Hannover-Messe werden immer intelligenter - und wirken immer lebendiger,
    Die Roboter auf der Hannover-Messe werden immer intelligenter - und wirken immer lebendiger, Foto: Christoph Schmidt, dpa

    Dieses Jahr hüpft ein automatisches Känguru auf und ab. Haut und Knochen sind aus Kunststoff und Karbon, die „Muskeln“ aus Hydraulik und Elektrik. Das lockt Besucher an. Sie stehen dicht an dicht. Das Unternehmen Festo aus Esslingen im benachbarten Baden-Württemberg punktet mittlerweile seit einigen Jahren auf der Hannover-Messe – der weltgrößten Industrieschau – mit verspielten Anwendungen wie dieser.

    Peter Post, Leiter für Forschung und Technologie bei Festo, findet es gut, wenn Spielereien das Interesse wecken. Festo, mit seinen weltweit 16 700 Mitarbeitern, stattet üblicherweise Unternehmen beispielsweise aus der Auto- oder Getränkeindustrie mit Produktionsanlagen aus. Selbst auf einer Fachmesse gewinnt man damit nicht automatisch Aufmerksamkeit. Mit dem hüpfenden Kunst-Känguru fällt das leichter. Und das Känguru zeigt noch etwas anderes: Die Technik wird immer intelligenter. Eine Maschine zu konstruieren und programmieren, damit sie hüpft und nicht umfällt, das ist eine Kunst.

    Das Stichwort lautet "Industrie 4.0"

    Dafür, dass Maschinen intelligenter werden, Daten austauschen und miteinander kommunizieren, steht das Stichwort „Industrie 4.0“. Es ist in Hannover allgegenwärtig.

    „Für uns ist die Industrie 4.0 ein wichtiges Zukunftsthema“, bekräftigt Festo-Entwicklungsleiter Post. Dabei geht es um mehr als nur Datentechnik und IT. Computer haben seit langem Einzug in den Firmen gehalten. „In der Industrie 4.0 geht es um die Integration von Intelligenz in die Komponenten, um deren Vernetzung und die Eingliederung in die Leitungsebene einer Fabrik“, sagt Post.

    Der Begriff Industrie 4.0 ist schillernd. Generell beschreibt er die Idee einer „vierten industriellen Revolution“ – nach der Erfindung der Dampfmaschine, des Fließbandes und des Computers. Ziel ist die „smarte Fabrik“, die Energie und Kosten spart.

    Kritiker sehen die Industrie 4.0 als Hype, viele große Unternehmen aber sagen hier in Hannover, wo sich rund 5000 Aussteller noch bis Freitag versammeln, dass die richtige Nutzung von Daten in der Produktion immer wichtiger wird.

    Beispiel Siemens: „Stell dir eine Fabrik wie ein Smartphone vor ...“, das Daten sammelt und verknüpft, wirbt ein Siemens-Mitarbeiter. Daten sammeln und verknüpfen – das könnte auch bei ganzen Fabriken funktionieren. Maschinen könnten ihre Ersatzteile automatisch bestellen oder die Produktion automatisch an den aktuellen Strompreis anpassen. Die Idee der Industrie 4.0 werde der deutschen Industrie „enorm helfen“, sagt Rudolf Martin Siegers, Leiter von Siemens Deutschland. Das Unternehmen beschäftige rund 17 000 Software-Entwickler. „Siemens ist bereits heute ein Software-Konzern“, erklärt Siegers. Beispielsweise könnte man in der virtuellen Welt genau simulieren, wie Fertigungsprozesse ablaufen. Im VW-Werk in Wolfsburg habe man so eine große Presse optimiert und rund 40 Prozent Energie eingespart.

    Auch in Augsburg sind Roboter ein Thema

    Auch beim Augsburger Anlagen- und Roboter-Hersteller Kuka ist das Zusammenspiel von Maschinen seit langem ein Thema. Kuka liefert insbesondere Roboter für die Autoindustrie. In den langen Fertigungsstraßen müssen sich diese Daten austauschen, also praktisch miteinander „sprechen“, damit die Produktion effizient abläuft. Kuka ist zwar dieses Jahr turnusgemäß nicht mit einem eigenen Stand in Hannover vertreten, sondern bereitet sich auf die Messe „Automatica“ vor. An den Ständen vieler Aussteller wie Volkswagen oder Siemens kommen aber auch in Hannover Kuka-Roboter zum Einsatz.

    Industrie 4.0 – eine große Chance also für den Industriestandort – und auch für unsere Region? Siemens-Deutschland-Chef Siegers ist optimistisch. „So, wie wir die Digitalisierung privat in der Internetwelt erlebt haben, so wird sie nun ein wichtiges Element der deutschen Industrie.“ Deutschland als Weltmarktführer in der Automatisierung habe alle Eckpfeiler, um Innovationen anzutreiben. „Wir reden hier aber über einen evolutionären Prozess, der länger als ein Jahr dauert“, warnt Siegers. Das künstliche Känguru jedenfalls hüpft schon einmal.

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