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Aldi-Gründer: Karl Albrecht: Der scheue Mann mit dem "German Dream"

Aldi-Gründer

Karl Albrecht: Der scheue Mann mit dem "German Dream"

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    Karl Albrecht lebte relativ bescheiden, obwohl er über ein gigantisches Vermögen verfügte.
    Karl Albrecht lebte relativ bescheiden, obwohl er über ein gigantisches Vermögen verfügte. Foto: Aldi Süd/dpa

    Karl Albrecht war kein Mann, der sich ins Kameralicht drängte. Was bestimmt nicht daran lag, dass man ihm nicht zugehört hätte. Ihm, der früher als reichster Deutscher galt, als zu Fleisch gewordenes Wirtschaftswunder.

    Doch Karl Albrecht mied Kameras, hielt keine Reden, gab keine Interviews. Fotos von ihm gab es fast nicht. Während in Deutschland immer breitere Bevölkerungsschichten in die Aldi-Läden strömten, blieb Karl Albrecht im Wirtschaftsleben ein Phantom.

    Karl Albrechts Vermögen lag bei 25 Milliarden Euro

    Der mit seinen Discount-Läden zum Milliardär gewordene 94-Jährige gilt als einer der letzten Nachkriegspatriarchen, die die Fundamente für das Wirtschaftswunder legten. Laut Forbes-Liste vom März 2014 wurde sein Vermögen auf 25 Milliarden Dollar geschätzt.

    Zusammen mit seinem 2010 verstorbenen Bruder Theo entwickelte Karl Albrecht im Ruhrgebiet in den 60er Jahren ein Discount-Konzept für den Lebensmittelhandel, das den Supermärkten das Fürchten lehrte.

    Das Licht der Welt erblickte Karl Albrecht am 20. Februar 1920 als Sohn einer Händlerfamilie in Essen. Sein Vater Karl Albrecht Senior startete 1913 im damaligen Essener Vorort Schonnebeck einen Backwarenhandel. Mutter Anna eröffnete wenig später einen Lebensmittelladen. Im Elternhaus von Karl und seinem jüngeren Bruder Theo in der Essener Huestraße 89 werden bis heute Waren des täglichen Bedarfs wie Brot, Gemüse, Wurst und Getränke angeboten: in einer kleinen Filiale von Aldi Nord.

    Karl Albrechts Mutter eröffnete einen Lebensmittelladen

    Die Brüder traten in die Fußstapfen der Eltern. Karl Albrecht erlernte den Beruf des Einzelhandelskaufmanns. Nach dem Krieg bauten Karl und Theo aus dem elterlichen Tante-Emma-Laden zunächst eine regionale Kette auf. Niedrige Kosten ermöglichten niedrige Preise.

    Obwohl sich beide ideal ergänzt haben sollen, teilten sie 1961 das Filialnetz auf. Karl Albrecht führte Aldi Süd, sein jüngerer Bruder Theo Aldi Nord.

    „Karl Albrecht war der Kreativere der beiden, Theo eher der Verwalter“, erinnert sich der ehemalige Aldi-Manager Eberhard Fedtke. Karl Albrecht sei „ein einfacher, schlichter, höflicher, zurückhaltender Mann“ gewesen. „Aber in seiner Art das Geschäft zu führen, war er sehr bestimmend und direkt – ohne modernes Trallala, aber sehr effizient.“

    Karl Albrecht und sein Bruder Theo mieden die Öffentlichkeit

    Karl Albrecht ist im bergbaugeprägten Essener Norden aufgewachsen, berichtete auch das Unternehmen Aldi. „Seine Herkunft und das Wissen um die Kundenbedürfnisse prägten seine Handelsaktivitäten zeitlebens“, hieß es weiter. Er sei davon überzeugt gewesen, dass auch Kunden mit sehr begrenzten Einkommen die Möglichkeit haben sollten, gute Lebensmittel zu essen und zu trinken. „Dies zu ermöglichen, sah er als seine Lebensaufgabe an.“

    Die Öffentlichkeit mieden beide Brüder Zeit ihres Lebens. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen zufolge nahm Karl Albrecht nicht einmal das Bundesverdienstkreuz entgegen. „Karl Albrecht wollte keine öffentliche Aufmerksamkeit, lehnte die ihm angetragenen Ehrungen stets mit dem Hinweis auf die Verdienste aller Mitarbeiter ab und lebte zurückgezogen“, schreibt das Unternehmen.

    Für die Öffentlichkeitsscheu gibt es mehrere Gründe. Einer der wichtigsten: Theo Albrecht wurde 1971 entführt und erst nach 17 Tagen und der Zahlung von sieben Millionen Mark Lösegeld wieder freigelassen. Seine gepanzerte Limousine, die 2010 versteigert wurde, wirft ein Schlaglicht darauf, wie stark das dramatische Erlebnis prägte.

    Aber noch andere Ereignisse trugen zu dem Rückzug bei, berichtet die FAZ: Eine Begebenheit habe Karl Albrecht früh geprägt: Als Karl kurz nach Kriegsende seine Frau kennengelernt habe und sich im ersten Friedenswinter verlobte, sei das Ereignis mit reichlich Speisen gefeiert worden. Da hätten sich Nachbarn vor die Tür gedrängt und gerufen: „Wir haben Hunger.“ Danach habe es keine Partys mehr gegeben.

    Was passiert mit den Aldi-Milliarden?

    Karl Albrecht lebte – gemessen an seinem Vermögen – bescheiden, heißt es. Es habe keine Ferienvillen gegeben, keine rauschenden Partys. Zum Ausgleich habe er sich einzig einen Golfplatz in Donaueschingen geleistet. Mit seiner Frau lebte er 67 Jahre zusammen. Sie starb vergangenes Jahr. Karl Albrecht habe sie jahrelang persönlich gepflegt, hieß es in dem Bericht.

    Was aber passiert nun mit dem Milliarden-Vermögen? Schon 1973 schuf Karl Albrecht die Voraussetzungen für eine unternehmerische Kontinuität über seinen Tod hinaus: Das Vermögen der Gruppe Aldi Süd wird von zwei Stiftungen kontrolliert, die die Fortführung seines Lebenswerks gewährleisten sollen.

    Karl Albrecht wurde auf dem Friedhof in Essen-Bredeney im engsten Familienkreis beigesetzt. Er liegt neben seiner Frau und nicht weit entfernt von seinem bereits vor drei Jahren verstorbenen Bruder Theo. hubc, mke, dpa

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