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Kaufhäuser: Karstadt bleibt in Augsburg und Memmingen - aber wie lange?

Kaufhäuser

Karstadt bleibt in Augsburg und Memmingen - aber wie lange?

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    Die Karstadt-Häuser in Augsburg und Memmingen bleiben erhalten - vorerst.
    Die Karstadt-Häuser in Augsburg und Memmingen bleiben erhalten - vorerst. Foto: Silvio Wyszengrad

    In Bayern gibt es Karstadt-Filialen in Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Memmingen, Landshut, Nürnberg, Rosenheim und München. Davon sind zwölf Standorte klassische Karstadt-Warenhäuser, zwei Karstadt Sports sowie das Kaufhaus Oberpollinger in München, das zur Karstadt Premium Group gehört.

    Diese Karstadt-Warenhäuser in Bayern bleiben zwar vorerst von Filialschließungen verschont, die Beschäftigten müssen aber trotzdem mit Einschnitten rechnen. "Wir müssen über Einsparungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld sprechen und darüber, die Tarifpause über 2015 hinaus zu verlängern", sagte der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl.

    Und auch wenn in Bayern zunächst keine Filialen geschlossen werden, sollen bundesweit 2000 von derzeit noch 17 000 Stellen abgebaut werden. Nach Angaben von Verdi sollen 400 Stellen in der Essener Konzernzentrale und 1600 Jobs in den Filialen betroffen sein. Bestimmte Regionen oder einzelne Filialen sollten darüber hinaus nicht besonders gebeutelt werden.

    Am Donnerstag hatte das Karstadt-Management die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer Sanierung des angeschlagenen Warenhaus-Konzerns beschlossen. Von Schließungen betroffen sind die Karstadt-Warenhäuser in Hamburg Billstedt und Stuttgart, die Ende Juni 2015 ihre Pforten schließen sollen. Zu diesem Datum trifft es auch die beiden auf junge Kundschaft ausgerichteten K-Town-Filialen in Göttingen und Köln. Außerdem sollen zwei sogenannte Schnäppchencenter geschlossen werden - eines in Frankfurt (Oder) bereits Ende April und eines in Paderborn Ende Juni.

    Der Niedergang von Karstadt

    Die angeschlagene Warenhauskette Karstadt ist neben Kaufhof die letzte große ihrer Art in Deutschland. Der Niedergang der traditionellen Warenhäuser hat Gründe.

    SORTIMENT: Vor allem ab Mitte der 1960er Jahre gab es nach Erkenntnissen des Handelsverbands zunehmend Probleme für Warenhäuser. Ein Grund war der Zuwachs an neuen Fachgeschäften, die sich auf Waren spezialisiert hatten und den Kunden mehr Vielfalt bieten konnten.

    PREIS: Größere Fachhändler haben nicht nur Vorteile durch mehr Facetten eines Produkts, sie können es in der Regel auch günstiger anbieten. Gerade Textil-Discounter machten dem Warenhaus, das stark durch sein Modesortiment geprägt ist, zuletzt das Leben schwer.

    ONLINEGESCHÄFT: Hinzu kommt der Internethandel, der auch anderen Einzelhändlern zunehmend das Wasser abgräbt. Während die meisten Online-Anbieter im vergangenen Weihnachtsgeschäft zweistellige Zuwachsraten verzeichneten, schrumpften die Verkäufe von Karstadt über das Internet.

    INFRASTRUKTUR: Handelsexperte Jörg Funder von der Fachhochschule Worms sieht auch einen Grund in mangelhafter IT-Infrastruktur. Dadurch sei die Steuerung der Warenbestände erschwert worden. Warenhäuser wüssten dadurch nicht: Was verkauft sich gut, was nicht?

    NVESTITIONSSTAU: Branchenkenner sind sich einig, dass in den vergangenen Jahren zu wenig investiert wurde. Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein schätzt den Investitionsstau bei Karstadt auf mindestens 1,5 Milliarden Euro. Soviel Geld wäre nach seiner Auffassung nötig, um Karstadt zukunftsfähig auszurichten.

    SERVICEKULTUR: Alltägliche Ware zu alltäglichem Service - so beschreibt Branchenkenner Funder das Warenhaus. Innovationen, die den Einkauf für Kunden zum Erlebnis machten, gebe es dort nicht mehr.

    Weitere Standorte stehen auf dem Prüfstand. "Wir sprechen etwa mit den Vermietern, ob es alternative Nutzungen für den Standort gibt und eine Chance besteht, früher aus den laufenden Mietverträgen herauszukommen", sagte der 51-jährige Manager dem "Handelsblatt". 

    Völlig unklar ist, ob die am Donnerstag beschlossenen Schließungen das letzte Wort sind - oder weitere Häuser zu einem späteren Zeitpunkt vor dem Aus stehen. Arbeitnehmervertreter beklagten, dass noch immer kein klares Konzept der Karstadt-Führung erkennbar sei: "Das verunsichert die Beschäftigten natürlich enorm", sagte Dominik Datz vom Verdi-Bezirk Oberfranken West. "Auch wenn man jetzt auf keiner Schließungsliste steht, ist die Zukunft nicht sicher."

    Die Ungewissheit geht also auch in Augsburg und Memmingen weiter. AZ, dpa

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