Immer mehr Bundesbürger können in Zukunft im Alter nicht von ihrer Rente leben. Sie sind daher auf die staatliche Grundsicherung angewiesen oder müssen auch im Ruhestand noch einer Arbeit nachgehen, um ihre schmalen Bezüge zu verbessern.
So rechnet Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) damit, dass die Ausgaben für die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung von derzeit rund 5,5 Milliarden Euro im Jahr auf 7,2 Milliarden Euro im Jahr 2018 steigen werden – ein Plus von 30 Prozent. Dies geht aus den Zahlen ihres Haushaltsentwurfs sowie ihrer mittelfristigen Finanzplanung hervor.
Immer mehr Menschen arbeiten auch im Ruhestand weiter
Gleichzeitig belegt eine Statistik der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit, dass immer mehr Menschen auch nach dem Wechsel in den Ruhestand weiterarbeiten. So gab es Ende Juni 2013 bundesweit fast 830 000 Minijobber über 65 Jahre, das waren knapp 36 000 mehr als im Jahr zuvor – und sogar fast 270 000 mehr als vor zehn Jahren.
Knapp 137 000 Minijobber waren sogar älter als 74 Jahre. Zudem stieg nach Angaben der Arbeitsagentur auch die Zahl der Menschen über 65, die einer regulären, sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen, innerhalb eines Jahres um knapp 19 000 auf 183 435.
Kluft wird immer größer
Wie diese Zahlen zu bewerten sind, ist allerdings umstritten. In Berlin entbrannte ein heftiger Streit. Die Opposition im Bundestag und die Sozialverbände warnten vor einer rapiden Zunahme der Altersarmut und einer immer größer werdenden Kluft zwischen bedürftigen und gut situierten Rentnern.
Die meisten älteren Menschen würden „nicht zum Spaß und Zeitvertreiben“ weiterarbeiten, sondern „aus purer finanzieller Not“, sagte die Vizechefin der Linken-Fraktion, Sabine Zimmermann. Auch Ulrike Mascher, Vorsitzende des Sozialverbandes VDK, schlug gegenüber unserer Zeitung in diese Kerbe.
Die Zahlen würden belegen, „dass immer mehr Menschen Probleme haben, mit ihrer Rente auszukommen, und mithilfe von Minijobs versuchen, sich über Wasser zu halten“. Die Regierung dürfe das Problem der Altersarmut „nicht länger kleinreden“. Schuld sei das Absenken des Rentenniveaus.
Kein deutlicher Anstieg der Altersarmut
Dagegen warnte das Sozialministerium davor, falsche Schlüsse zu ziehen. „Der Finanzplan geht nicht von einem deutlichen Anstieg der Altersarmut aus“, hieß es im Hause von Andrea Nahles. So seien zwar die Ausgaben für die Grundsicherung gestiegen, gleichzeitig habe der Anteil der Empfänger dieser Sozialleistung im Rentenalter aber nur leicht zugenommen.
Da wegen der demografischen Entwicklung der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung weitersteigen werde, wachse automatisch auch die Zahl der Anspruchsberechtigten.
Währenddessen steigt das Einkommen der Arbeitnehmer. Im Vergleich zum Vorjahr zogen die Reallöhne im ersten Quartal 2014 um 1,3 Prozent an. Das ist der höchste Wert seit dem Frühjahr 2011.