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Nachhaltigkeit: Mit der Bio-Zahnbürste zweimal am Tag die Welt retten

Nachhaltigkeit

Mit der Bio-Zahnbürste zweimal am Tag die Welt retten

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    Zwei Männer, eine Entwicklung: Die Tio-Gründer Fabian Ghoshal (links) und Benjamin Beck wollen mit ihrer Zahnbürste aus Biokunststoff Geld verdienen.
    Zwei Männer, eine Entwicklung: Die Tio-Gründer Fabian Ghoshal (links) und Benjamin Beck wollen mit ihrer Zahnbürste aus Biokunststoff Geld verdienen. Foto: Adrian Albrecht

    Die Welt retten, das klingt nach amerikanischen Science-Fiction Filmen, nach Superhelden, doch wenn es nach den beiden Unternehmensgründern Benjamin Beck und Fabian Ghoshal geht, kann jeder ein bisschen Held sein. Und zwar vorm heimischen Waschbecken, nur mit einer Zahnbürste.

    Tio – so heißt Becks und Ghoshals Firma – hat das nötige Zubehör für diese Rettungstat entworfen. Ihre Zahnbürste soll kein weiteres, herkömmliches Modell sein, sondern zur Verbesserung der Welt beitragen. Denn sie besteht komplett aus nachwachsendem und recycelbarem Biokunststoff.

    Während eines gemeinsamen Urlaubs fiel den aus Augsburg und München stammenden Gründern auf, dass Biokunststoff bislang nur in Verpackungsmaterialien verwendet wird. „Dabei ist das ein hervorragender Werkstoff“, sagt Beck. Jährlich verbrauchen allein die Deutschen etwa 190 Millionen Zahnbürsten. Sofern diese keine Zweitverwendung als Fugenreiniger erfahren, landen sie nach durchschnittlich drei Monaten Einsatz auf dem Müll.

    Ein kleiner Schritt zur Bewahrung des Planeten

    Natürlich sind sich die beiden gelernten Industriedesigner bewusst, dass sich die Welt mit ihrer Zahnbürste nicht retten lässt. Beck ist aber davon überzeugt, dass viele kleine Schritte nötig sind, um den Planeten zu bewahren. Einer davon soll die Tio-Zahnbürste sein.

    Beck und Ghoshal haben versucht, den Wegwerfanteil in ihrem Produkt zu reduzieren. Kopf und Hals der Bürste, also jene Teile, die man sich in den Mund steckt, sind austauschbar. Beck hält das für einen Vorteil gegenüber jenen Bürsten, bei denen nur der Kopf ausgewechselt wird. Denn irgendwann sei auch der Hals der Bürste so verschrammt, „dass der Kunde nicht mehr das Gefühl hat, ein neues Produkt in der Hand zu halten“.

    Dieser „Hygienebereich“ ist beim Kauf mit einer Kappe verpackt, diese kann als Reisehülle wiederverwendet werden. Bei der Herstellung wird auf giftige Weichmacher verzichtet.

    Zahnspezialist half bei der Entwicklung

    Da die Zahnbürste aber nicht nur in Sachen Umweltverträglichkeit punkten, sondern auch beim Putzen überzeugen soll, holten sich Beck und Ghoshal den Rat ausgewiesener Experten. So konnten sie etwa mit Prof. Stefan Zimmer, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Universität Witten/Herdecke, einen der führenden Zahnspezialisten Deutschlands für eine Zusammenarbeit gewinnen.

    Natürlich wollen Beck und Ghoshal irgendwann Geld mit ihrer ökologisch korrekten Zahnbürste verdienen. Das Problem ist nur, dass nachhaltige Produkte meist deutlich teurer als Wegwerfartikel sind. Etwa vier Euro soll das Produkt kosten.

    Doch die Verbraucher achten verstärkt auf Nachhaltigkeit, wie eine Umfrage im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums ergeben hat. Danach legen 53 Prozent bei Lebensmitteln Wert auf nachhaltige Erzeugung. Zwar können sich viele Menschen unter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ nichts Konkretes vorstellen, trotzdem achten immer mehr Menschen auf Bio- oder Fairtrade-Siegel oder Aspekte wie Regionalität und Müllvermeidung, stellten die Konsumforscher der Nürnberger GfK fest.

    40 000 Euro durch Crowdfunding-Kampagne

    Beck und Ghoshal wollen ihre Zahnbürsten irgendwann in den Regalen der großen Bio-Ketten wie Alnatura unterbringen. Noch ist das ein Traum. Doch die beiden sind auf einem guten Weg. In einer Crowdfunding-Kampagne haben sie 40 000 Euro Startkapital eingesammelt, um die Formen für den Guss ihrer Bürsten herstellen zu können.

    Kürzlich wurde ihr Start-Up-Unternehmen, das seinen Sitz in München hat, mit dem Green Product Award ausgezeichnet. Der Wettbewerb richtet sich an Produkt- und Industriedesigner, Designstudios, aber auch Forschungseinrichtungen und Studenten.

    Zahnbürste ist ab November erhältlich

    Eine interdisziplinäre Experten-Jury aus Professoren, Industriellen und Designern beurteilt die Beiträge. „Wir können mit dem Geld nun die Anfertigung der Werkzeuge starten“, sagt Beck. Im November soll es die Zahnbürste online zu kaufen geben, später auch im Laden.

    Zudem arbeiten die Gründer seit Kurzem mit Denttabs, dem Hersteller von Zahnputztabletten, zusammen und können dessen Vertriebskanäle nutzen. Damit haben sie den Sprung in die Apotheken und in die Bio-Company geschafft – und sind der Rettung der Welt ein Stückchen näher gekommen.

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