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Projekt: Plötzlich Cent-los

Projekt

Plötzlich Cent-los

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    Die Ein-Cent-Münze ist bei den Deutschen beliebt.
    Die Ein-Cent-Münze ist bei den Deutschen beliebt. Foto: Norbert Neetz, epd

    In den sechs deutschen Filialen des Bäckermeister Gerd Derks stehen Schilder, auf denen zu lesen ist: „Geehrte Kunden, wir runden.“ Seit vergangenem Jahr beteiligt sich Derks an der „Klever Kleingeld-Revolution“. Die Stadt an der niederländischen Grenze wollte als erste in Deutschland das Kleingeld abschaffen – also nur die Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Das Prinzip: Beim Bezahlen sollte auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag auf- oder abgerundet werden. In den nahen Niederlanden ist das längst üblich, erzählt Derks, der auch dort Filialen hat. Aber in Deutschland?

    „Schön wär’s“, zieht Bäckermeister Derks nach einem Jahr Bilanz. „Hier häufen sich die Ein- und Zwei-Cent-Stücke.“ Zwar habe es von anderen Städten viel Interesse gegeben, aber die Idee sei nicht übergeschwappt, erzählt Joachim Rasch, Vorsitzender des Klever City Netzwerkes, dem Händlerbund, auf dessen Mitgliederversammlung die Idee aufkam.

    Kleve ist nicht alleine. 2013 diskutierte die EU-Kommission, kleine Cent-Münzen abzuschaffen – in Italien ist es 2018 so weit. Irland begann fast zeitgleich mit dem Klever Pilotprojekt, auf Fünf-Cent-Beträge zu runden. Dort runden 80 Prozent aller Händler, 93 Prozent aller Kunden finden das okay. Die irische Zentralbank rechnet vor, dass Banken mit den Münzen ein Minus-Geschäft machen. Die Prägung einer Ein-Cent-Münze kostet 1,65 Cent, einer Zwei-Cent-Münze 2,1 Cent.

    Auch in Kleve finden mehr als 80 Prozent der Kunden das Runden gut, wie eine Begleitstudie der Hochschule Rhein Waal zeigt. Die befragten Händler, bei denen gerundet wird, befürworten die Praxis ebenfalls. Trotzdem machen nur wenige mit: zwischen 50 und 80, schätzt das Händler-Netzwerk. „Leider mit sinkender Tendenz.“ Viele Nicht-Teilnehmer befürchten, dass Kunden das Runden nicht akzeptieren, sagt Studienleiter Joachim Lempp. „Bei Bargeld-Themen tickt Deutschland eben anders.“ Aufgeben will das Klever City Netzwerk sein Projekt noch nicht, sagt Joachim Rasch. Aber: Es funktioniere nur, wenn mehr Händler mitmachen und die Idee Alltag werde – so wie es in den Niederlanden bereits der Fall ist. (epd)

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