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München: Siemens streicht 6900 Jobs - davon die Hälfte in Deutschland

München

Siemens streicht 6900 Jobs - davon die Hälfte in Deutschland

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    Der Elektrokonzern Siemens will wegen der Probleme in der Kraftwerks- und in der Antriebssparte weltweit rund 6900 Jobs streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschland.
    Der Elektrokonzern Siemens will wegen der Probleme in der Kraftwerks- und in der Antriebssparte weltweit rund 6900 Jobs streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Foto: Maja Hitij, dpa

    Der Elektrokonzern Siemens will wegen der Probleme in der Kraftwerks- und in der Antriebssparte weltweit rund 6900 Jobs streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Zwei Standorte im sächsischen Görlitz und in Leipzig mit zusammen 920 Arbeitsplätzen sollen geschlossen werden. Dies teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit.

    Durch die geplante Zusammenlegung des in Erlangen und Offenbach angesiedelten Geschäfts rund um Planung und Bau von Kraftwerken dürfte auch der Standort Offenbach mit etwa 700 Beschäftigten vor dem Aus stehen. Für ein Werk in Erfurt prüft Siemens zudem mehrere Optionen, darunter auch einen Verkauf.

    Standorte der betroffenen Sparten in Deutschland mit Mitarbeiterzahl (gerundet).
    Standorte der betroffenen Sparten in Deutschland mit Mitarbeiterzahl (gerundet). Foto: Dpa-infografik Gmbh

    Die Maßnahmen sollten möglichst sozialverträglich umgesetzt werden, hieß es. "Die Energieerzeugungsbranche befindet sich in einem Umbruch, der in Umfang und Geschwindigkeit so noch nie da gewesen ist", erklärte Siemens-Vorstand Lisa Davis. Der Ausbau der erneuerbaren Energien setze andere Formen der Energieerzeugung zunehmend unter Druck. "Die jetzigen Maßnahmen knüpfen an unsere Anstrengungen an, die wir bereits vor drei Jahren gestartet haben, um unser Geschäft an die sich verändernden Marktbedingungen anzupassen."

    IG Metall über Siemens-Stellenabbau: "Breit angelegter Angriff auf Arbeitnehmerseite"

    Die IG Metall reagierte empört auf die Pläne. Gewerkschaftsvorstand und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner lehnte sie als "breit angelegten Angriff auf die Arbeitnehmerseite" ab und kündigte harten Widerstand an: "Ein Stellenabbau in dieser Größenordnung ist angesichts der hervorragenden Gesamtsituation des Unternehmens völlig inakzeptabel. Er kommt aus Sicht der IG Metall nicht einmal als ernsthafte Diskussionsgrundlage in Betracht." Die Probleme der betroffenen Bereiche seien seit Jahren abzusehen gewesen. Siemens habe Stellen abgebaut, aber die strukturellen Probleme ignoriert.

    Die Siemens-Sparten Kraftwerke und Prozessindustrie

    Der Elektrokonzern Siemens will weltweit 6900 Stellen streichen - die Hälfte davon in Deutschland.

    Betroffen sind zwei Sparten: Kraftwerke sowie Prozessindustrie/Antriebe.

    Letzteres beinhaltet die Fertigung großer Elektromotoren und -generatoren für den Bergbau.

    Die Kraftwerkssparte "Power and Gas" gehört zu den umsatzträchtigsten Geschäftsfeldern von Siemens und soll nun den Löwenanteil der Stellenstreichungen tragen. 6100 Jobs sollen hier wegfallen.

    Im Schlussquartal des abgelaufenen Geschäftsjahres steuerte die Sparte 3,65 Milliarden Euro zum Konzernumsatz von 22,3 Milliarden Euro bei.

    Weltweit arbeiteten dort Ende September 46.800 Beschäftigte, in Deutschland waren es 16.100.

    Die Zahlen an deutschen Standorten mit über 200 Mitarbeitern verteilten sich gerundet wie folgt: Mülheim 4500, Berlin 3700, Erlangen 2800, Duisburg 1800, Görlitz 700, Offenbach 700, Erfurt 600, Leipzig 200.

    Im Geschäftsfeld Prozessindustrie und Antriebe beschäftigte Siemens zum Stichtag Ende September weltweit rund 44.800 Leute, davon 15.400 in Deutschland.

    Dieses Geschäft schwächelt seit einiger Zeit. Im Schlussquartal 2017 konnte Siemens erste Erfolge jüngster Einsparungen erzielen: Der Bereich kehrte im Vergleich zum Vorjahr wieder in die schwarzen Zahlen zurück. Mit 2,39 Milliarden Euro war der Umsatz im Schlussquartal zwei Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum.

    Die Beschäftigungszahlen an deutschen Standorten mit über 200 Mitarbeitern verteilten sich gerundet wie folgt: Nürnberg 3400, Karlsruhe 2600, Erlangen 1700, Bocholt 1500, Voerde 1400, Ruhstorf 1000, Berlin 800, Penig 600.

    Schon seit längerem wird Siemens in der Kraftwerkssparte mit weltweit rund 46.800 Beschäftigten vor allem seine großen Gasturbinen in Deutschland und Europa nicht mehr los. Das sorgt für Preisverfall und Überkapazitäten. Das Geschäftsfeld Prozessindustrie und Antriebe mit zuletzt 44.800 Mitarbeitern weltweit bietet etwa Getriebe, Motoren, Antriebe und Kupplungen für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie an. Es ist damit auch stark von den Rohstoffpreisen abhängig. In beiden Sparten hatte Konzernchef Joe Kaeser bereits Jobs gekappt.

    IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner kündigt harten Widerstand gegen die Stellenabbau-Pläne an.
    IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner kündigt harten Widerstand gegen die Stellenabbau-Pläne an. Foto: IG Metall (Archiv)

    Schon vor der Bekanntgabe der Kürzungspläne hatte die Siemens-Führung auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Die IG Metall sieht darin einen Bruch der bei Siemens geltenden Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Sie hatte deshalb massiven Widerstand gegen die Pläne angekündigt. dpa

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