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Kaufkraft: So stark könnten die Preise steigen

Kaufkraft

So stark könnten die Preise steigen

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    Im Supermarkt merken die Kunden es besonders deutlich: Die Preise vieler Lebensmittel sind wieder nach oben gegangen.
    Im Supermarkt merken die Kunden es besonders deutlich: Die Preise vieler Lebensmittel sind wieder nach oben gegangen. Foto: Armin Weigel, dpa (Symbolbild)

    Lange Zeit ist die Inflation in Deutschland nahe der Null-Prozent-Marke gedümpelt. Die Europäische Zentralbank hatte sogar einen andauernden Verfall der Preise und eine Abwärtsspirale der Wirtschaft befürchtet, weshalb sie die Märkte mit billigem Geld flutet. Doch jetzt ist die Geldentwertung überraschend zurückgekehrt. Die Preise zogen in Bayern im Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent an. Auch in Deutschland und in Europa wird das Leben teurer. In der Eurozone hat die Inflation den höchsten Stand seit über drei Jahren erreicht. Und das könnte noch längst nicht alles gewesen sein: „Der Winter wird heiß – zumindest preistechnisch“, hat es kürzlich KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner zusammengefasst.

    Kraftstoff, Lebensmittel und Mieten könnten noch teurer werden

    Ursache sind die zuletzt stark gestiegenen Preise für Sprit und Heizöl, berichtet das Bayerische Landesamt für Statistik. Vor allem zum Jahresende 2016 musste deutlich tiefer in die Tasche langen, wer sein Auto tanken wollte oder Heizöl gekauft hat. Denn am 30. November hatte das Öl-Kartell Opec beschlossen, die Fördermenge zu senken. Die Ankündigung trieb die Ölpreise unmittelbar nach oben. Wer in unserer Region zum Beispiel einen 3000-Liter-Tank zu Hause mit Heizöl füllen ließ, musste in der Woche vor Weihnachten rund 180 Euro mehr bezahlen als Ende November. Aber auch die Preise anderer Güter zogen im Laufe des Jahres an: Teurer geworden sind Lebensmittel wie Butter und Gemüse. Auch die Wohnungsmieten in Bayern stiegen. Und der Preisauftrieb könnte sich in den kommenden Monaten noch verschärfen.

    Die Volkswirte der Allianz erwarten für den Euroraum im kommenden Monat eine Inflation von 1,5 Prozent. Im späteren Jahresverlauf soll sich die Rate zwei Prozent nähern. Die deutschen Verbraucher könnte es noch schneller treffen: Bereits im Frühjahr könnte in Deutschland die Inflation „die Zwei-Prozent-Marke übersteigen“, prognostiziert Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der genossenschaftlichen DZ-Bank. Und KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner meinte unlängst, dass die Inflation schon im Januar erstmals seit vier Jahren an der Zwei-Prozent-Marke kratzen könnte. Dafür gibt es mehrere Argumente.

    Steigende Löhne und Preise

    Denn in Deutschland profitieren Beschäftigte in vielen Branchen von guten Tarifabschlüssen. Die Löhne steigen. „Aufgrund der robusten Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts könnte die Lohnentwicklung hierzulande etwas stärker anziehen als in den anderen großen Euro-Mitgliedsländern“, schreibt DZ-Chefvolkswirt Bielmeier. Steigende Löhne ziehen häufig aber auch steigende Preise nach sich. Dazu kommt der Unsicherheitsfaktor Amerika. Dort will der angehende US-Präsident Donald Trump die Konjunktur ankurbeln. Damit dürfte die Wirtschaft wachsen und die Preise dürften steigen. Produkte aus den USA könnten teurer werden, vor allem, wenn der Euro schwach bleibt: „Eine massive Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar könnte die heimische Inflationsentwicklung über verteuerte Importe antreiben“, meint Bielmeier.

    2017: ein Debakel für Sparer

    Damit droht dieses Jahr zu einem Debakel für Sparer zu werden. Denn während das Geld weniger wert wird, bekommen sie auf klassische Geldanlagen kaum Zinsen. „Bleibt die Inflationsrate in diesen Gefilden, droht Sparern eine negative Realrendite“, warnt Daniel Franke vom Finanzportal„Tagesgeldvergleich.net“. Der durchschnittliche Zinssatz für Tagesgeldanlagen habe zum 1. Januar bei 0,24 Prozent gelegen.

    Wie dramatisch die Preissteigerung in den kommenden Monaten wird, ist aber noch nicht ausgemacht: Steigt der Ölpreis weniger stark oder fällt er sogar wieder, könnten die Preise trotz allem recht stabil bleiben. Bei der DZ-Bank erwartet Chefvolkswirt Bielmeier für Deutschland eine Jahresinflation von 1,5 Prozent. Er hält die Inflationsgefahren für „sehr begrenzt“. Ohnehin war die Jahresinflation in Deutschland 2016 mit 0,5 Prozent weit entfernt vom Ziel der Europäischen Zentralbank. Diese sieht die Geldwertstabilität bei knapp unter zwei Prozent gewährleistet.

    Doch mit einer anziehenden Inflation wird der Druck auf EZB-Chef Mario Draghi steigen, die Politik des billigen Geld zu verlassen. Der Leitzins liegt bei null Prozent. Um die Konjunktur zusätzlich zu stützen, hat die Zentralbank im Dezember ihr Kaufprogramm für Staats- und Unternehmensanleihen bis mindestens Ende 2017 verlängert. Ab April werden damit monatlich statt wie bisher 80 Milliarden Euro immer noch 60 Milliarden in die Märkte gepumpt.

    Fachleute fordern angesichts der steigenden Inflation ein Umsteuern: Draghis EZB müsse „die Flexibilität zu einer schnelleren Verringerung der Anleihekäufe schaffen als derzeit geplant“, schlussfolgerten gestern die Volkswirte der Allianz. Das wäre auch ein erster Schritt auf dem Weg zu steigenden Zinsen.

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