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Frauenanteil in Chefetagen: Warum es in Deutschland wenige Chefinnen gibt

Frauenanteil in Chefetagen

Warum es in Deutschland wenige Chefinnen gibt

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    Im EU-Durchschnitt lag der Frauenanteil in Führungsetagen bei 33 Prozent.
    Im EU-Durchschnitt lag der Frauenanteil in Führungsetagen bei 33 Prozent. Foto: Tobias Kleinschmidt (dpa)

    Ulrike Schmidt trifft diese Frauen immer wieder. Hochqualifiziert, sehr gut ausgebildet, oft mit einem ausgezeichneten Uni-Abschluss. Trotzdem, sagt sie, sei vielen von ihnen „nicht bewusst, was sie alles geleistet haben“. Das sei „typisch Frau“, oftmals sogar von Kindheit anerzogen. Aber, betont die 65-jährige Unternehmerin, „das geht heute nicht mehr“.

    Schmidt ist Vorsitzende des Vereins Business and Professional Women Augsburg, kurz BPW. Der Verein will selbstständige und angestellte Frauen aller Branchen zusammenbringen. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig, es geht um Themen wie beispielsweise Konfliktlösung, Körpersprache, aber auch ein Selbstverteidigungskurs und ein Biertest standen schon auf dem Terminplan. Ziel ist, sich zu vernetzen, sich gegenseitig zu unterstützen und weiterzuhelfen – und so auch im Job weiterzukommen.

    Frauen übernehmen gerne im sozialen Bereich Chefposten

    Denn Frauen sind in Führungsetagen immer noch unterrepräsentiert, im europäischen Vergleich liegt Deutschland sogar nur im unteren Drittel. Im Jahr 2014 waren 29 Prozent der Führungspositionen in Deutschland von Frauen besetzt, hat das Statistische Bundesamt anlässlich des heutigen Frauentags errechnet. Am höchsten war der Anteil der Frauen in der Chef-Etage demnach mit 44 Prozent in Lettland. In Ungarn lag er bei 40 Prozent, in Polen und Litauen bei 39 Prozent. Schlusslicht in der EU ist den Zahlen zufolge Zypern mit 17 Prozent. Als Führungsposition galten dabei Vorstände, Geschäftsführer sowie Führungskräfte in Handel, Produktion und im Dienstleistungssektor.

    Wenn Frauen eine Chefrolle übernehmen, dann überwiegend im sozialen Bereich. So waren im Bildungs- und Erziehungssektor 62 Prozent aller Führungspositionen mit einer Frau besetzt, im Baubereich dagegen nur 13 Prozent. Bei den Dax-30-Unternehmen, für die seit 2016 eine Frauenquote von 30 Prozent in den Aufsichtsräten gilt, erfüllten nach Angaben der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz zu Ende des Jahres 2015 nur 13 Konzerne die Quote.

    Nicht nur in den Führungsetagen herrscht Ungleichheit, auch beim Geld hängen Männer die Frauen noch immer ab: Der Unterschied zwischen dem Bruttolohn der Männer und dem der Frauen liegt der Bundesregierung zufolge bei knapp 22 Prozent. Höher ist er in der EU nur in Estland und in Österreich.

    Vereinbarkeit von Beruf und Familie als größtes Hindernis

    Warum gibt es zwischen Männern und Frauen immer noch so viel Ungleichheit? Als größtes Hindernis beim beruflichen Aufstieg gilt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nach einer von der IG Metall in Auftrag gegebenen Studie wünschen sich drei Viertel aller Befragten Teilzeitangebote für Eltern, um Frauen im Beruf zu fördern.

    Teilzeitstellen dürften aber auch nicht zur Sackgasse für Frauen werden, fordert die IG Metall. Um später wieder voll in den Job einsteigen zu können, müsse gesetzlich verankert werden, dass Teilzeitbeschäftigte wieder in eine Vollzeitbeschäftigung zurückkehren können. „Nach wie vor bleiben überwiegend Frauen wegen Kindererziehung oder Pflege zu Hause, was im späteren Berufsleben zu Einbußen bei Entgelt und Karriere führt“, sagt Christiane Benner, Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft.

    Unternehmerin Ulrike Schmidt wünscht sich von den Frauen aber auch mehr Courage. Sie erlebe oft, „dass Frauen vor einer Herausforderung erst einmal zurückschrecken“ – weil sie sich unsicher seien, ob sie sie meistern könnten. Schmidt rät ihnen, sich die eigenen Fähigkeiten bewusst zu machen, sich selbst zu vertrauen – und „Mut zur Entscheidung“ zu haben.

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