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Neues Gesetz: Nachhaltigkeit: Wie landen weniger Lebensmittel im Müll?

Neues Gesetz

Nachhaltigkeit: Wie landen weniger Lebensmittel im Müll?

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    Nach den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen soll die Lebensmittelverschwendung bis 2030 weltweit um 50 Prozent reduziert werden.
    Nach den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen soll die Lebensmittelverschwendung bis 2030 weltweit um 50 Prozent reduziert werden. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Es geht um viel: Elf Millionen Tonnen an Lebensmitteln landen allein in Deutschland jährlich im Müll. Ein Vorstoß von Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel, die Verschwendung per Gesetz einzudämmen, sorgt jetzt für Diskussionen. Die Frage ist dabei nicht ob, sondern wie der Biomüll weniger werden soll.

    Was ist geschehen?

    Das rot-grün regierte Bundesland Nordrhein-Westfalen forderte die Bundesregierung auf, „eine gesetzliche Initiative zur Verringerung der Lebensmittelverluste“ zu erarbeiten. Supermärkte sollten künftig überflüssige Lebensmittel spenden müssen. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmid (CSU) hält aber nichts von diesem Vorstoß.

    Warum lehnt Landwirtschaftsminister Schmid ein solches Gesetz ab?

    „Der Großteil unserer Lebensmittelabfälle entsteht in den Privathaushalten, da können wir mit einem Gesetz nichts erreichen“, sagt Schmidt. Auch das bayerische Ministerium lehnt den Vorschlag ab, da schon über 90 Prozent der Supermärkte mit den Tafeln zusammenarbeiten würden. NRW-Umweltminister Remmel kann die Ablehnung nicht verstehen und fragt: „Warum sollte das, was in vielen europäischen Ländern bereits geht, in Deutschland nicht gehen?“

    In welchen Ländern gibt es bereits Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung?

    In Frankreich gibt es ein Gesetz, das für Supermärkte ab einer Fläche von 400 Quadratmetern gilt. Sie müssen unverkaufte Lebensmittel spenden, zu Tierfutter verarbeiten oder kompostieren. In Finnland gilt eine ähnliche Regelung auch für Restaurants, Cafés oder Krankenhäuser. In Italien gibt es steuerliche Anreize für Supermärkte, die noch essbare Lebensmittel spenden. Außerdem haben die Behörden die Bürokratie vereinfacht, damit es unkomplizierter ist, Lebensmittel zu spenden.

    Wären auch Privatpersonen von einem möglichen Gesetz betroffen?

    „Wir wollen keine Kühlschrankpolizei“, sagt Birgit Müller, Pressesprecherin im NRW-Umweltministerium. Niemand würde mit einem Gesetz die Verbraucher kontrollieren wollen, betont sie.

    Welche Folgen hat die Verschwendung für die Umwelt?

    Jährlich landen rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll.
    Jährlich landen rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll.

    Nach Angaben der Verbraucherzentrale werden weltweit für weggeworfene Lebensmittel 30 Prozent der Ackerfläche unnötigerweise genutzt. Doch nicht nur das: „Der vermeidbare Lebensmittelmüll der EU verursacht im Jahr die gleiche klimaschädliche CO2-Menge wie die Niederlande“, schreibt die Verbraucherzentrale.

    Welche Initiativen gibt es bereits, um Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen?

    Der bayerische Landwirtschaftsminister setzt beispielsweise auf das Bündnis „Wir retten Lebensmittel!“. Es geht um Sensibilisierung der Menschen für Wertschöpfungsketten mit Lebensmittelretter-Führerscheinen oder Smartphone-Apps. Die Initiative „Zu gut für die Tonne“ des Bundesministeriums für Ernährung setzt auch auf umfassende Aufklärung und will verhindern, dass weiterhin jedes achte Lebensmittel im Müll landet. In vielen Städte haben sich auch eigene Vereine und Initiativen gegründet, die Lebensmittel vor der Tonne retten wollen. Auch Studenten sind aktiv: An der Mensa der Uni Freiburg startete letztes Jahr der Trend zum „Bändern“: Die jungen Leute holten sich die Teller mit Resten von den Abstellbändern und aßen liegengelassene Schnitzel auf. Aus gesundheitsrechtlichen Gründen ist das mittlerweile verboten.

    Was kann der Einzelne tun, um Verschwendung zu vermeiden?

    Am besten ist es natürlich, bewusst einzukaufen. Man kann aber auch teilen: Die Initiative „Foodsharing“ vernetzt beispielsweise auf einer Homepage und in einer App Menschen, die zu viel oder zu wenig eingekauft haben. In größeren Städten gibt es oft auch aufgestellte Kühlschränke, die jeder befüllen oder leeren kann. Einer steht beispielsweise im Augsburger Flüchtlingsprojekt und Hotel „Grandhotel Cosmopolis“ und wird nach Angaben des Hauses auch regelmäßig benutzt.

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