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Patrizia AG: Wohin nur mit dem Gewinn?

Patrizia AG

Wohin nur mit dem Gewinn?

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    Der Immobilienfirma Patrizia geht es gut.
    Der Immobilienfirma Patrizia geht es gut. Foto: Anne Wall

    Vor 30 Jahren hat Wolfgang Egger sicher nicht gedacht, dass er sich eines Tages mit einem derartigen Luxusproblem beschäftigen muss, wie dem, um das es gleich geht. Damals kaufte der damals 19-Jährige in der Region ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen. Diese veräußerte er dann einzeln an neue Eigentümer. Kaufen sei billiger, als ein Leben lang Miete zu zahlen, lautet sein Credo. Egger gründete eine kleine Immobilienfirma.

    Immobilien im Wert von zwölf Milliarden Euro

    Heute steht er im Kongress am Park in Augsburg vor rund 250 Aktionären und wird nicht müde, die neue Logik der Patrizia AG zu erklären, die inzwischen Immobilien im Wert von zwölf Milliarden Euro betreut und rund 730 Mitarbeiter in mehreren europäischen Ländern beschäftigt – davon 350 in Augsburg. Egger ist braun gebrannt, trägt seine bekannte Brille mit dem schwarzen Gestell und wie immer die Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Noch heute soll er regelmäßig im Stadtwald joggen gehen, schlank ist er.

    Hat die Patrizia AG früher Wohnungen gekauft und später mit Gewinn verkauft, legt sie heute hauptsächlich das Geld im Auftrag von Investoren an. Das sind Versicherungen, Banken oder Sparkassen, die große Summen verwalten. Patrizia beteiligt sich am Kauf mit einem kleinen Anteil selbst. So ist die Patrizia AG zu den 32 000 Wohnungen der Landesbank-Tochter GBW gekommen oder zu den hessischen Landesimmobilien wie der Polizeizentrale in Frankfurt. Die Strategie bewährt sich: Der Jahresüberschuss 2013 beträgt 37,2 Millionen Euro. Auch für dieses Jahr sind Gewinne angekündigt. Die Leistung von Patrizia-Gründer Egger sei „grandios“, lobt ein Aktionär das Unternehmen. Patrizia sei „feinste Sahne“, meint fast euphorisch ein anderer.

    Gratisaktien statt Dividende

    Nur ein Thema erzeugt zum wiederholten Male Ärger: Statt einer Dividende sollen die Aktionäre abermals Gratisaktien erhalten. Für zehn Aktien gibt es ein neues Papier. Aktionärsschützer Felix Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger kann das nicht verstehen: „Das passt nicht zu einem so erfolgreichen Unternehmen, das Patrizia ist“, sagt er mit Nachdruck. Ein anderer kritisiert, ihm wäre eine Dividende „100 Mal lieber“ als geschenkte Aktien. Andere Aktionäre machen klar, dass sie mit Gratisaktien gut leben können.

    Finanzvorstand Arwed Fischer verteidigt den Kurs: Da der Immobilienmarkt derzeit viele Chancen für renditestarke Investitionen biete, sei es klüger, das Geld im Unternehmen zu belassen. Die Ausgabe von Gratisaktien „kann deshalb auch auf der nächsten Hauptversammlung eine Option sein“, kündigt er an. Der Kurs der Aktie sei zudem in den vergangenen fünf Jahren um 371 Prozent gestiegen.

    Während die Aktionäre leidenschaftlich über ihre Dividende streiten, spielt ein anderer Aspekt gestern erstaunlicherweise keine Rolle: In München wird Patrizia immer wieder von Mietern kritisiert. Es gehe die Angst vor Mieterhöhungen oder Luxussanierungen um, las man bereits. Nur: Auf der Hauptversammlung meldet sich dazu niemand zu Wort.

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