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Astronomie: Asteroid Oumuamua ist natürliches Objekt

Astronomie

Asteroid Oumuamua ist natürliches Objekt

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    Diese künstlerische Darstellung zeigt den Asteroiden 1I/2017 U1 "Oumuamua". Der unerwartete Besucher aus den Tiefen des Alls begeistert Weltraumforscher.
    Diese künstlerische Darstellung zeigt den Asteroiden 1I/2017 U1 "Oumuamua". Der unerwartete Besucher aus den Tiefen des Alls begeistert Weltraumforscher. Foto: M. Kornmesser, European Southern Observatory, dpa

    Weltraumforscher sind begeistert: Zum ersten Mal haben Astronomen den Durchflug eines Asteroiden aus einem anderen Sonnensystem beobachtet. Der 400 Meter lange Brocken war Millionen Jahre durchs Weltall zu uns unterwegs und verblüfft die Wissenschaftler mit seiner ungewöhnlichen Form: Er ist rund zehn Mal so lang wie breit - anders als alle Asteroiden aus unserem eigenen Sonnensystem, die bislang beobachtet worden sind.

    Bei Oumuamua handelt es sich um ein natürliches Objekt. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Astronomenteam um Alan Fitzsimmons von der Queen's University Belfast, das den fremden Gast per Teleskop analysiert hat, im Fachblatt Nature Astronomy.

    Ein Team um Karen Meech von der Universität von Hawaii in Honululu beschreibt den fremdartigen Besucher im britischen Fachblatt Nature. "Dieses Ding ist sehr merkwürdig", betonte Meech in einer Mitteilung ihrer Hochschule. Der Brocken war am 19. Oktober mit dem Pan-Starrs1-Teleskop auf Hawaii entdeckt worden.

    Oumuamua: Erstmals Asteroid aus fremdem Sonnensystem belauscht

    Doch nicht nur deshalb ist "Oumuamua" eine Sensation. Erstmals haben US-Astronomen mit der Belauschung eines Asteroiden aus einem anderen Sonnensystem begonnen. Vom Green-Bank-Teleskop im Bundesstaat West Virginia aus sei der Lauschangriff am Nachmittag des 13. Dezember (Ortszeit) gestartet worden, teilten die Organisatoren des Programms "Breakthrough Listen" mit. Zunächst werde der Asteroid über mehrere Frequenzen zehn Stunden lang belauscht. Die Wissenschaftler erhoffen sich davon mehr Informationen über Herkunft und Zusammensetzung des Objekts. 

    Der "Oumuamua" genannte Asteroid war am 19. Oktober mit dem Pan-Starrs1-Teleskop auf Hawaii entdeckt worden. Weil der Asteroid so ungewöhnlich aussieht, wollen einige Astronomen ihn nun überprüfen. Vor allem geht es um die Frage, ob der Brocken womöglich künstlichen Ursprungs sein könnte - und somit womöglich die Existenz von "extraterrestrischer Intelligenz" - also: Aliens - beweist. Darauf hätte die ungewöhnliche Form hingewiesen. Die ersten Erkenntnisse: "Nach sehr vorläufiger Analyse scheint es zunächst keine Zeichen dafür zu geben, dass das etwas anderes ist als ein Brocken im Weltall", sagte eine Sprecherin des "Breakthrough Listen"-Programms der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

    Gruß aus dem All: Meteoriten, Meteore und Sternschnuppen

    Bei METEORITEN handelt es sich um nicht vollständig verglühte kosmische Brocken, die auf der Erde einschlagen. Diese Trümmer aus dem Weltall können von Kometen, Asteroiden oder anderen Planeten abgesprengt worden sein.

    Die Leuchterscheinung am Himmel wird dagegen METEOR oder STERNSCHNUPPE genannt. Sie wird außer von Meteoriten auch von vollständig verglühenden Partikeln aus dem All verursacht.

    Sternschnuppen können gut am klaren Nachthimmel beobachtet werden, sehr selten sind sie aber auch tagsüber zu sehen. Sie treten nicht nur sporadisch auf, sondern auch in Schwärmen wie die Lyriden oder die Perseiden. Auch besonders helle Objekte - sogenannte BOLIDEN oder Feuerkugeln - sind keine Seltenheit.

    Gewöhnliche Sternschnuppen sind als Kleinstmeteoriten oft nur wenige Milligramm schwer und nur kurz zu sehen. Großsternschnuppen ziehen dagegen eine Leuchtspur, die je nach Größe bis zu fünf Sekunden weithin sichtbar sein kann. Je nach Zusammensetzung unterscheiden Forscher zwischen Eisen- und Steinmeteoriten.

    Pro Jahr erreichen nach Expertenschätzungen mehr als 19.000 Meteoriten von einer Masse über 100 Gramm die Erdoberfläche und hinterlassen bei einem Einschlag zum Teil tiefe Krater.

    Die meisten dieser Himmelskörper stürzen aber ins Meer oder auf unbewohntes Gebiet. Hobby-Astronomen haben nur alle paar Jahre die Chance, einen der bis zu 180.000 Stundenkilometer schnellen Meteoriten am Himmel zu beobachten. Der bislang größte Meteorit wurde 1920 in Namibia gefunden, der Eisenmeteorit wiegt etwa 55 Tonnen.

    Rüdiger Jehn von der europäischen Weltraumorganisation ESA hielt die Raumschiff-These ohnehin für unwahrscheinlich: "Das ist weit hergeholt. Aber ich lächele darüber nicht, das sind anerkannte Wissenschaftler." Für die Form des Asteroiden Oumuamua gebe es vermutlich eine natürliche Erklärung. "Wahrscheinlich kommt diese Form viel häufiger vor, als wir denken. Aber meistens sind Asteroiden viel zu weit weg und zu dunkel, als dass wir sie erkennen könnten", sagt Jehn.

    Oumuamua: Der Asteroid hat einen hawaiianischen Namen

    Zunächst sah es so aus, als hätte das Teleskop einen gewöhnlichen Asteroiden unseres Sonnensystems aufgespürt. Aus der Flugbahn wurde jedoch schnell klar, dass er von sehr viel weiter her kommen musste. Die Internationale Astronomische Union, für die Benennung und Klassifizierung von Himmelsobjekten zuständig, schuf eigens eine neue Kategorie: I für interstellar.

    Der interstellare Asteroid bekam die Katalognummer 1I/2017 U1 und den hawaiianischen Namen Oumuamua. "In der hawaiianischen Sprache spiegelt dies (dieser Name) die Art und Weise wieder, in der dieses Objekt wie ein Kundschafter oder Bote ist, der aus der fernen Vergangenheit geschickt wurde, um uns zu erreichen", heißt es in der Studie.

    Eine Vielzahl von Teleskopen nahm den weit gereisten Gast ins Visier. "Wir mussten schnell handeln", berichtete Olivier Hainaut von der Europäischen Südsternwarte Eso in Garching bei München in einer Mitteilung. "`Oumuamua war schon am sonnennächsten Punkt vorbei und bereits wieder auf dem Weg zurück in den interstellaren Raum." Mit dem "Very Large Telescope" der Eso in den chilenischen Anden stellten die Forscher fest, dass der Asteroid alle 7,3 Stunden um seine Achse rotiert und dabei seine Helligkeit drastisch um rund den Faktor Zehn verändert.

    Asteroid Oumuamua besitzt eine ungewöhnliche Form

    "Diese ungewöhnlich starke Helligkeitsänderung deutet darauf hin, dass das Objekt sehr langgezogen sein muss: etwa zehnmal so lang wie breit, mit einer komplexen, gewundenen Form", erläuterte Forschungsleiterin Meech. Außerdem hat der Asteroid Oumuamua eine dunkle, rötliche Farbe, die vermutlich von der Jahrmillionen langen Verwitterung seiner Oberfläche durch kosmische Strahlung herrührt und nicht unähnlich den Objekten in den fernsten Außenbezirken unseres eigenen Sonnensystems ist. Auch seine Zusammensetzung erinnert an Asteroiden unseres Systems.

    Vermutlich besteht das fremde Objekt aus Gestein oder einem Mix mit hohem Metallanteil. "Außerdem konnten wir bestätigen, dass es vollständig inaktiv ist, weil wir in seiner direkten Umgebung nicht den geringsten Hinweis auf Staub finden konnten", berichtete Meech. Der Besucher kommt aus der Richtung des Sterns Wega im Sternbild Leier. Als er dort vor etwa 300 000 Jahren vorbeigeflogen ist, stand die Wega allerdings noch an einer anderen Stelle, wie die Eso betont. Sein genauer Ursprung liegt im Dunkeln. "Wir beobachten dieses einzigartige Objekt weiterhin", kündigte Eso-Astronom Hainaut an. "Und wir hoffen, genauer bestimmen zu können, woher es kam und wohin es auf seiner Reise durch die Galaxis als nächstes fliegt."

    Die Beobachtung bietet den Astronomen einen einzigartigen, wenn auch kurzen Einblick in fremde Sonnensysteme. Die Begegnung muss jedoch kein Einzelfall bleiben. Astronomen schätzen, das im Mittel einmal pro Jahr ein interstellarer Gast durch das innere Sonnensystem fliegt. Da diese Objekte jedoch sehr dunkel sind, lassen sie sich nur schwer entdecken. "Seit Jahrzehnten haben wir angenommen, dass es solche interstellaren Objekte dort draußen gibt", betonte Nasa-Manager Thomas Zurbuchen aus der Abteilung für Wissenschaftsmissionen der US-Raumfahrtbehörde. "Diese historische Entdeckung öffnet ein neues Fenster, um die Entstehung von Sonnensystemen jenseits unseres eigenen zu untersuchen." dpa,AZ

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