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Afrika: Behörden bekommen Ebola-Epidemie nicht unter Kontrolle

Afrika

Behörden bekommen Ebola-Epidemie nicht unter Kontrolle

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    Das Ebola-Virus: Die Vereinten Nationen müssen sich nach Auffassung ihres Ebola-Gesandten David Nabarro auf eine mögliche Explosion der Epidemie vorbereiten.
    Das Ebola-Virus: Die Vereinten Nationen müssen sich nach Auffassung ihres Ebola-Gesandten David Nabarro auf eine mögliche Explosion der Epidemie vorbereiten. Foto: Frederick A. Murphy / Symbol (dpa)

    Derzeit sei in Sachen Ebola alles möglich; "dass wir kurz vor dem Höhepunkt der Epidemie stehen und sie dann zurückgeht oder dass sie kurzzeitig zurückgeht, um dann mit aller Macht wieder aufzuflammen", sagte David Nabarro am Freitag während seiner Reise durch die betroffenen Länder der Nachrichtenagentur AFP.

    Er wolle in jedem Fall sicherstellen, dass die zuständigen UN-Behörden auf alle Entwicklungen vorbereitet sind, sagte der britische Arzt, der seit vergangener Woche im Auftrag der UNO den Kampf gegen den Ebola-Erreger koordinieren soll. Nabarro hält sich seit Donnerstagabend in Liberia auf, dem derzeit am schlimmsten betroffenen Land, anschließend will er sich in Sierra Leone, Guinea und Nigeria ein Bild von der Lage verschaffen.

    Die Ebola-Epidemie - Von ersten Fällen zu geschlossenen Grenzen

    23. März: Im westafrikanischen Guinea sind laut einem Radiobericht etwa 60 Menschen an Ebola gestorben, es gibt fast 100 Infizierte. Rückblickend gehen Experten davon aus, dass es schon im Dezember 2013 erste Erkrankungen in der Region gab.

    25. März: Die Krankheit wird auch im Nachbarland Liberia nachgewiesen, mindestens fünf Menschen sind bereits gestorben.

    26. März: Die Behörden in Guinea verbieten den Verkauf und Verzehr von Wildtieren, da diese als mögliche Überträger des Erregers gelten.

    31. März: Die Epidemie breitet sich in beiden Ländern weiter aus. Der Senegal hat vorsorglich seine Landesgrenzen zu Guinea geschlossen.

    10. April: Die Regierung in Liberia kündigt eine strafrechtliche Verfolgung an, wenn sich Menschen den Gesundheitsbehörden entziehen.

    26. Mai: Nach WHO-Angaben sterben fünf Menschen in Sierra Leone. Das Land schließt daraufhin seine Grenzen.

    23. Juni: Der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zufolge wurden in den drei Ländern an mehr als 60 Orten Ebola-Patienten ausfindig gemacht. Experten warnen, die Epidemie sei außer Kontrolle geraten.

    2. Juli: Zahlreiche westafrikanische Gesundheitsminister und Experten treffen sich in Ghana zu einer Krisensitzung. Sie einigen sich auf eine länderübergreifende Strategie und ein Maßnahmenpaket. Dazu gehören Aufklärungskampagnen und ein WHO-Kontrollzentrum in Guinea.

    10. Juli: Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas einigt sich auf die Einrichtung eines Solidaritätsfonds.

    21. Juli: Die Vereinten Nationen warnen die Menschen in den Ebola- Regionen vor dem Verzehr von Flughunden und anderen Wildtieren.

    26. Juli: Nach dem Tod eines Ebola-Kranken in Nigeria versetzt das Land seine Sicherheitskräfte an Flughäfen, Seehäfen und Landesgrenzen in höchste Alarmbereitschaft.

    28. Juli: Liberia kündigt an, alle Grenzen zu den Nachbarstaaten zu schließen - bis auf zwei Flughäfen und drei andere Grenzpunkte, an denen Ein- und Ausreisende auf das Virus getestet werden sollen.

    29. Juli: In einer Klinik seines Landes stirbt der angesehene Arzt Sheik Umar Khan aus Sierra Leone, der sich im Kampf gegen die Seuche selbst angesteckt hatte.

    30. Juli: In Liberia wird die Schließung aller Schulen angeordnet.

    31. Juli: Auch Sierra Leone erklärt den nationalen Notstand. Laut Wissenschaftlern geht die Epidemie wohl auf Flughunde zurück. Die WHO plant ein 100-Millionen-Dollar-Programm für den Kampf gegen Ebola.

    1. August: Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen Reisen nach Liberia, Sierra Leone und Guinea ab. Für die drei Länder hatten die USA zuvor schon eine Reisewarnung herausgegeben.

    4. August: Ebola erreicht Nigeria - ein Arzt ist nach offiziellen Angaben mit dem Virus infiziert. Die Weltbank sagt von Ebola betroffenen Ländern eine Nothilfe von bis zu 200 Millionen Dollar zu.

    5. August: Experten reagieren zurückhaltend auf Meldungen über eine vermeintlich erfolgreiche Behandlung eines erkrankten US-Arztes mit dem experimentellen Mittel «ZMapp». Er war zuvor zur Behandlung in die USA zurückgeflogen worden.

    6. August: Ein möglicherweise infizierter Patient stirbt in Saudi- Arabien, nachdem er laut Gesundheitsministerium in Sierra Leone war. US-Präsident Barack Obama verspricht Hilfen bei der Ebola-Bekämpfung. Liberia verhängt einen dreimonatigen Ausnahmezustand.

    7. August: Die spanische Regierung bringt erstmals in der aktuellen Epidemie einen infizierten Staatsbürger nach Europa.

    8. August: Die WHO erklärt die Ebola-Epidemie in Westafrika zum Internationalen Gesundheitsnotfall. Die WHO kann nun völkerrechtlich verbindliche Vorschriften zur Bekämpfung der Epidemie erlassen. In Nigeria wird der nationale Notstand ausgerufen.

    9. August: Laut Angaben von Experten stelle die Ebola-Epidemie keine Gefahr für Deutschland dar. In Nigeria wurden zwei neue Ebola-Fälle bestätigt.

    19. August: Die Zahl der Ebola-Toten ist auf 1.229 Opfer gestiegen.

    24. August: Die Epidemie weitet sich aus - erste Fälle im Kongo.

    29. August: Jetzt ist auch Senegal von dem Ebola-Virus betroffen.

    05. September: Laut der WHO ist die Zahl der Ebola-Toten auf 2.000 gestiegen.

    10. September: Besonders schlimm ist die Lage in Liberia. Dort verbreitet sich der Virus rasend. Mit 2046 Patienten in Liberia ist das knapp die Hälfte der gemeldeten Ebola-Infizierten.

    25. September: Zahl der Ebola-Toten in Westafrika ist auf fast 3000 gestiegen. 1,2 Millionen Menschen sind unter Quarantäne gestellt.

    2. Oktober: In Westafrika werden weniger Ebola-Neuerkrankungen gemeldet

    11. Oktober: Im Kampf gegen Ebola stellt die internationale Gemeinschaft laut Uno zu wenig Geld bereit

    17. Oktober: Im Senegal wurde der Ausbruch für beendet erklärt.

    18. Oktober: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Zahl der Toten auf mindestens 4555 gestiegen.

    20. Oktober: Auch Nigeria erklärt Ebola-Ausbruch für beendet.

    23. Oktober: Der Ebola Verdacht bei einem Mann in Oberhausen hat sich nicht bestätigt.

    28. Oktober: In der Schweiz testen 120 Freiwillige einen Ebola-Impfstoff.

    9. November: Nach Angaben der WHO gibt es weltweit 14.098 Ebola-Erkrankungsfälle und bereits 5.160 Todesfälle

    13. November: Liberia hat den wegen der Ebola-Seuche verhängten Notstand wieder aufgehoben.

    Trotz aller drakonischen Maßnahmen wie etwa der Abriegelung ganzer Viertel oder einer nächtlichen Ausgangssperre gelingt es vor allem Liberia nicht, die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen. Nach Angaben des Gewerkschaftschefs der Gesundheitsdienste, George Williams, ist inzwischen das ganze Land betroffen, auch eine bislang Ebola-freie Region im Südosten nahe der Grenze zur Elfenbeinküste habe erste Fälle gemeldet.

    Das liberianische Rote Kreuz schlug vor, eine internationale Organisation an Stelle der Regierung mit dem Kampf gegen den Erreger zu beauftragen. Als Beispiel für die allgemeine Überforderung schilderte Generalsekretärin Fayah Tamba die Zustände im einzigen Krematorium des Landes: Zwar gelinge es immer besser, Ebola-Tote zu isolieren - doch könnten sie nicht eingeäschert werden, da dies die Kapazitäten des Krematoriums sprenge.

    Nach Angaben der WHO sind inzwischen mehr als 1300 Menschen an dem Erreger gestorben. Zum ersten Mal meldete Nigeria am Freitag die Ansteckung zweier Patienten, die keinen direkten Kontakt mit der Quelle der Epidemie im Land, einem in Lagos verstorbenen Berater des liberianischen Finanzministeriums, hatten.

    Es gibt keine Impfung gegen Ebola

    Bislang gibt es keine zugelassenen Mittel oder Impfungen gegen Ebola, doch lässt die WHO inzwischen den Einsatz unerprobter Wirkstoffe zu. Ein experimentelles Serum aus den USA, das mehreren Ärzten und Helfern verabreicht wurde, scheint vielversprechend: Zwei US-Helfer sind inzwischen völlig geheilt, ein liberianischer Arzt sowie eine Krankenschwester sind auf dem Weg der Besserung und auch der Zustand eines weiteren schwerkranken liberianischen Arztes hat sich laut WHO leicht gebessert.

    Das Ebola-Virus

    Ebola ist eine Virus-Infektion, die in den meisten Fällen tödlich verläuft.

    Seinen Ursprung hat das Ebola-Virus im Tierreich. Menschen können sich über den Kontakt etwa zu erkrankten Affen oder zu Flughunden infizieren.

    Das Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Eine Übertragung durch die Luft ist bislang nicht bekannt.

    Die Inkubationszeit beträgt nach WHO-Angaben zwei Tage bis drei Wochen.

    Infizierte leiden unter anderem an Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall und - in heftigen Fällen - an inneren  Blutungen und Organversagen.

    Erst wenn die Symptome auftreten, sind Infizierte ansteckend.

    In 50 bis 90 Prozent der Fälle verläuft die Seuche tödlich.

    Bis heute gibt es keine Impfung oder Therapie gegen das Virus.

    Beim bislang größten Ausbruch von Ebola 2014 starben mehrere tausend Menschen. Betroffen waren mehrere Länder in Westafrika, allerdings gab es auch mehrere Fälle in anderen Ländern, etwa in den USA und in Spanien.

    Benannt wurde es nach einem Fluss in der Demokratischen Republik Kongo, wo es 1976 entdeckt wurde.

    Sorge bereitet unterdessen der mysteriöse Tod von 13 Menschen in der Demokratischen Republik Kongo. Nach Angaben von Gesundheitsminister Félix Kabange Numbiin starben sie binnen zehn Tagen an einer unbekannten Fiebererkrankung. Die Patienten litten demnach an hohem Fieber, Durchfall und Erbrechen, im Endstadium hätten sie schwärzlichen Auswurf erbrochen. Die Opfer kamen demnach aus Lokolia und Watsikengo in der nordwestlichen Provinz Equateur. Rund 80 Menschen, die mit den Kranken in Kontakt standen, stünden unter medizinischer Beobachtung. Anhand von Proben sollte festgestellt werden, um welche Krankheit es sich handelt.

    WHO und Ärzte ohne Grenzen warnten jedoch vor Panik. Viele der Opfer hätten zwar Symptome eines hämorrhagischen Fiebers gezeigt, doch diese könnten auch bei schwerer Malaria oder Typhus auftreten, sagte ein WHO-Vertreter der AFP in Kinshasa. In der Provinz Équateur war erstmals 1976 das Ebola-Virus entdeckt worden. afp

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