Behörden bekommen Ebola-Epidemie nicht unter Kontrolle
Die Vereinten Nationen müssen sich nach Auffassung ihres Ebola-Gesandten David Nabarro auf eine mögliche Explosion der Ebola-Epidemie vorbereiten.
Derzeit sei in Sachen Ebola alles möglich; "dass wir kurz vor dem Höhepunkt der Epidemie stehen und sie dann zurückgeht oder dass sie kurzzeitig zurückgeht, um dann mit aller Macht wieder aufzuflammen", sagte David Nabarro am Freitag während seiner Reise durch die betroffenen Länder der Nachrichtenagentur AFP.
Er wolle in jedem Fall sicherstellen, dass die zuständigen UN-Behörden auf alle Entwicklungen vorbereitet sind, sagte der britische Arzt, der seit vergangener Woche im Auftrag der UNO den Kampf gegen den Ebola-Erreger koordinieren soll. Nabarro hält sich seit Donnerstagabend in Liberia auf, dem derzeit am schlimmsten betroffenen Land, anschließend will er sich in Sierra Leone, Guinea und Nigeria ein Bild von der Lage verschaffen.
Trotz aller drakonischen Maßnahmen wie etwa der Abriegelung ganzer Viertel oder einer nächtlichen Ausgangssperre gelingt es vor allem Liberia nicht, die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen. Nach Angaben des Gewerkschaftschefs der Gesundheitsdienste, George Williams, ist inzwischen das ganze Land betroffen, auch eine bislang Ebola-freie Region im Südosten nahe der Grenze zur Elfenbeinküste habe erste Fälle gemeldet.
Das liberianische Rote Kreuz schlug vor, eine internationale Organisation an Stelle der Regierung mit dem Kampf gegen den Erreger zu beauftragen. Als Beispiel für die allgemeine Überforderung schilderte Generalsekretärin Fayah Tamba die Zustände im einzigen Krematorium des Landes: Zwar gelinge es immer besser, Ebola-Tote zu isolieren - doch könnten sie nicht eingeäschert werden, da dies die Kapazitäten des Krematoriums sprenge.
Nach Angaben der WHO sind inzwischen mehr als 1300 Menschen an dem Erreger gestorben. Zum ersten Mal meldete Nigeria am Freitag die Ansteckung zweier Patienten, die keinen direkten Kontakt mit der Quelle der Epidemie im Land, einem in Lagos verstorbenen Berater des liberianischen Finanzministeriums, hatten.
Es gibt keine Impfung gegen Ebola
Bislang gibt es keine zugelassenen Mittel oder Impfungen gegen Ebola, doch lässt die WHO inzwischen den Einsatz unerprobter Wirkstoffe zu. Ein experimentelles Serum aus den USA, das mehreren Ärzten und Helfern verabreicht wurde, scheint vielversprechend: Zwei US-Helfer sind inzwischen völlig geheilt, ein liberianischer Arzt sowie eine Krankenschwester sind auf dem Weg der Besserung und auch der Zustand eines weiteren schwerkranken liberianischen Arztes hat sich laut WHO leicht gebessert.
Sorge bereitet unterdessen der mysteriöse Tod von 13 Menschen in der Demokratischen Republik Kongo. Nach Angaben von Gesundheitsminister Félix Kabange Numbiin starben sie binnen zehn Tagen an einer unbekannten Fiebererkrankung. Die Patienten litten demnach an hohem Fieber, Durchfall und Erbrechen, im Endstadium hätten sie schwärzlichen Auswurf erbrochen. Die Opfer kamen demnach aus Lokolia und Watsikengo in der nordwestlichen Provinz Equateur. Rund 80 Menschen, die mit den Kranken in Kontakt standen, stünden unter medizinischer Beobachtung. Anhand von Proben sollte festgestellt werden, um welche Krankheit es sich handelt.
WHO und Ärzte ohne Grenzen warnten jedoch vor Panik. Viele der Opfer hätten zwar Symptome eines hämorrhagischen Fiebers gezeigt, doch diese könnten auch bei schwerer Malaria oder Typhus auftreten, sagte ein WHO-Vertreter der AFP in Kinshasa. In der Provinz Équateur war erstmals 1976 das Ebola-Virus entdeckt worden. afp
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