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Krebs 2.0: Bloggen als Therapie: Wie das Netz den Tumor besiegen soll

Krebs 2.0

Bloggen als Therapie: Wie das Netz den Tumor besiegen soll

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    Janine Schmidt ist eine bloggende Krebspatientin.
    Janine Schmidt ist eine bloggende Krebspatientin. Foto: Tim Brakemeier (dpa)

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

    Heutzutage teilen viele Menschen ihre Privatsphäre online mit Millionen fremden Menschen. Aus den USA kommt der Trend, bei schweren Krankheiten nicht Halt zu machen, sondern in einem Blog sämtliche Erlebnisse festzuhalten. Auch Janine Schmidt hat sich dafür entschieden, ihren Kampf gegen den Krebs öffentlich auszutragen. Vor eineinhalb Jahren hatten Ärzte einen handballgroßen Tumor unterhalb ihres Brustkorbs gefunden - Janine musste umgehend behandelt werden.

    "Krebs 2.0" nennt Janine Schmidt das Phänomen, in Blogs im Internet sämtliche Erfahrungen über das Leben mit Krebs zu veröffentlichen. Sie hält in der Berliner Stiftungswoche einen Vortrag mit dem selben Titel. Schon kurz nach ihrer Diagnose umschrieb sie den Tumor mit dem Namen Henry. So konnte sie leichter über den Krebs reden. Ihr Blog trug daher den Titel "Fuck off Henry" (dt. "Verpiss dich, Henry"). Seit einem Jahr ist die heute 33-Jährige krebsfrei.

    "Krebs 2.0": Blogs sind wie eine online Selbsthilfegruppe

    Vor der Krebs-Diagnose hatte Janine Schmidt im Internet nicht viel von sich preisgegeben. Doch sie ist auch nicht die einzige, die nach der Diagnose ihre Krankengeschichte online stellt. Unter dem Hashtag "fuckcancer" berichten viele Menschen, vor allem aus den USA, von ihren eigenen Erkrankungen oder denen ihrer Verwandten. Auch Autor Wolfgang Herrndorf, der 2013 gestorben ist, hatte sich in dem Blog "Arbeit und Struktur" mit seinem Hirntumor beschäftigt.

    Psychologin Elisa Matos May von der Berliner Krebsgesellschaft findet es nicht schlecht, dass Patienten ihre Krankheit mit "Krebs 2.0" im Internet nachzeichnen. Solche Online-Tagebücher können Struktur in den Alltag bringen und ähneln Selbsthilfegruppen. Das eigene Schicksal wird so nicht nur gezeigt, sondern gibt anderen Betroffenen auch Mut und Hilfestellungen. Matos May rät aber dringend dazu, Foren mit gesundheitlichen Diskussionsthemen zunächst nach Zielen und Datenschutz zu überprüfen und unter Pseudonymen zu kommunizieren. dpa/sh

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