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"Tatort": Erhöht Kiffen das Hodenkrebsrisiko?

"Tatort"

Erhöht Kiffen das Hodenkrebsrisiko?

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    Axel Prahl (l) als Kommissar Thiel und Jan Josef Liefers als Professor Boerne beim Dreh. Was ist dran an Boernes Behauptung zu Hodenkrebs?
    Axel Prahl (l) als Kommissar Thiel und Jan Josef Liefers als Professor Boerne beim Dreh. Was ist dran an Boernes Behauptung zu Hodenkrebs? Foto: Bernd Thissen (dpa)

    Nach dem "Tatort", in dem behauptet worden ist, dass Cannabis das Hodenkrebsrisiko erhöhnt, ist das Magazin Spiegel Online dieser Aussage auf den Grund gegangen. In der Fachliteratur konnten drei Studien gefunden werden, die belegen, dass Marihuana statistisch gesehen zu Hodenkrebs führen könnte. Das Risiko nahm zu, je häufiger und länger die Kiffer Cannabis konsumierten.

    Eine Studie vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, Washington, kam 2009 zu folgendem Ergebnis: Wer Marihuana rauchte, hatte ein um etwa 70 Prozent höheres Hodenkrebsrisiko als Männer des gleichen Alters, die nicht kifften. Boernes Behauptung könnte sich genau auf diese Studie bezogen haben.

    Wie hängen Cannabis und Hodenkrebs zusammen?

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

    2010 kam außerdem ein Forscherteam des National Cancer Institute in Rockville, Maryland, zu dem Schluss, dass das Hodenkrebsrisiko für Cannabis-Konsumenten etwa doppelt so hoch ist wie für Nichtkonsumenten. Die University of Southern California in Los Angeles kam 2012 zu dem gleichen Ergebnis. Dagegen stellte sich hierbei heraus, dass Kokaingebrauch das Risiko herabsetzen könnte.

    Das Team der USC hat außerdem eine Theorie dafür, wie Cannabis das Krebsrisiko erhöht. Der Wirkstoff THC interargiert mit Rezeptoren, die die Spermienproduktion beeinflussen könnten. Durch eine Störung in der körpereigenen Signalkette steige dann das Risiko.

    Doch alle drei Studien sind problematisch. Denn sie belegen letztenlich nur, dass Cannabis-Konsumenten häufiger an Hodenkrebs erkrankten. Das heißt nicht zwingend, dass Marihuana die Gefahr erhöht. Für den genauen Zusammenhang sind weitere Untersuchungen nötig. sh

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