Erhöht Kiffen das Hodenkrebsrisiko?
Professor Boerne, gespielt von Jan Josef Liefers, erklärte im "Tatort", dass Kiffen das Hodenkrebsrisiko um 70 Prozent erhöht. Hat Boerne damit Recht, oder ist das nur Fiktion?
Nach dem "Tatort", in dem behauptet worden ist, dass Cannabis das Hodenkrebsrisiko erhöhnt, ist das Magazin Spiegel Online dieser Aussage auf den Grund gegangen. In der Fachliteratur konnten drei Studien gefunden werden, die belegen, dass Marihuana statistisch gesehen zu Hodenkrebs führen könnte. Das Risiko nahm zu, je häufiger und länger die Kiffer Cannabis konsumierten.
Eine Studie vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, Washington, kam 2009 zu folgendem Ergebnis: Wer Marihuana rauchte, hatte ein um etwa 70 Prozent höheres Hodenkrebsrisiko als Männer des gleichen Alters, die nicht kifften. Boernes Behauptung könnte sich genau auf diese Studie bezogen haben.
Wie hängen Cannabis und Hodenkrebs zusammen?
2010 kam außerdem ein Forscherteam des National Cancer Institute in Rockville, Maryland, zu dem Schluss, dass das Hodenkrebsrisiko für Cannabis-Konsumenten etwa doppelt so hoch ist wie für Nichtkonsumenten. Die University of Southern California in Los Angeles kam 2012 zu dem gleichen Ergebnis. Dagegen stellte sich hierbei heraus, dass Kokaingebrauch das Risiko herabsetzen könnte.
Das Team der USC hat außerdem eine Theorie dafür, wie Cannabis das Krebsrisiko erhöht. Der Wirkstoff THC interargiert mit Rezeptoren, die die Spermienproduktion beeinflussen könnten. Durch eine Störung in der körpereigenen Signalkette steige dann das Risiko.
Doch alle drei Studien sind problematisch. Denn sie belegen letztenlich nur, dass Cannabis-Konsumenten häufiger an Hodenkrebs erkrankten. Das heißt nicht zwingend, dass Marihuana die Gefahr erhöht. Für den genauen Zusammenhang sind weitere Untersuchungen nötig. sh
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