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Medizinischer Erfolg: Erste erfolgreiche Doppeltransplantation: Junge bekommt neue Hände

Medizinischer Erfolg

Erste erfolgreiche Doppeltransplantation: Junge bekommt neue Hände

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    Zion Harvey spielt nach der Operation mit einem American Football.
    Zion Harvey spielt nach der Operation mit einem American Football. Foto: Children’s Hospital of Philadelphia (dpa)

    Der acht Jahre alte Zion Harvey in den USA schreibt, isst und zieht sich an - mit zwei transplantierten Händen.

    18 Monate nach der erfolgreichen Doppeltransplantation habe das Kind gelernt, mit seinen neuen Händen mehr Handlungen auszuführen als zuvor mit seinen Stümpfen, schreiben die Ärzte in der Fachzeitschrift The Lancet Child & Adolescent Health. Den Angaben zufolge ist es die erste erfolgreiche Handtransplantation bei nicht-verwandten Kindern.

    Doppeltransplantation erfolgreich: Gehirn kommuniziert mit Händen

    Nach der OP hätten sich der Junge und sein Gehirn erst daran gewöhnen müssen, die Hände zu nutzen, schreiben die Ärzte. Vor allem innerhalb des ersten Jahres nach der Doppeltransplantation wehrte sich sein Körper mehrfach.

    "Sein Gehirn kommuniziert mit den Händen", sagt der Chef des Chirurgenteams am Kinderkrankenhaus in Philadelphia, Scott Levin, nun allerdings in einem Youtube-Video. "Es sagt ihnen, dass sie sich bewegen sollen, und sie bewegen sich. Allein das ist bemerkenswert, denn für sechs Jahre seines Lebens war dieser Teil des Gehirns nicht aktiv."

    Organspende in Deutschland

    75 Prozent der 14- bis 75-jährigen Bundesbürger stimmen einer Organspende grundsätzlich zu, aber nur 25 Prozent haben bislang einen Spenderausweis.

    Rund 12.000 Menschen warten auf ein Spenderorgan, etwa 8000 von ihnen brauchen eine Niere.

    Patienten warten fünf bis sechs Jahre auf eine Spender-Niere.

    Im Schnitt sterben täglich drei Menschen auf den Wartelisten.

    4054 Menschen konnte 2011 mit einer Transplantation geholfen werden (2010: 4326).

    14,7 Spender kommen in Deutschland auf eine Million Einwohner (in Spanien: 32,0, Österreich 23,3, Schweiz 12,6, Luxemburg 6,0).

    1200 Menschen wurden 2011 nach ihrem Tod 3917 Organe entnommen darunter 2036 Mal Niere, 1040 Leber, 363 Herz, 313 Lunge, 160 Bauchspeicheldrüse und 6 Dünndarm.

    Von den Spendern waren 36 jünger als 16 Jahre; 571 waren 16 bis 54 Jahre alt; 236 waren 55 bis 64 Jahre alt; 357 waren älter als 65 Jahre.

    Weitere 795 Nieren wurden von lebenden Spendern übertragen. Zudem wurden 71 mal Teile der Leber von Lebendspendern übertragen.

    Das Kind hatte mit zwei Jahren eine von Bakterien ausgelöste Blutvergiftung erlitten, die unter anderem zu Nierenversagen und dem Verlust der Hände, Teilen der Unterarme und der Füße führte. Als ihr Sohn vier Jahre alt war, spendete die Mutter ihm eine Niere. Später wurden dem Kind über eine Spenderliste Hände zugewiesen. Über den Spender ist nichts bekannt.

    Hand-Transplantation wurde lange geplant

    Eineinhalb Jahre lang bereiteten Ärzte, Kinderpsychologen und Sozialarbeiter den kleinen Zion auf die schwierige Operation und die langwierigen Folgen der Doppeltransplantation vor. Aus medizinischer Sicht war vor allem die Verbindung der kleinen Nerven und Blutgefäße eine Herausforderung. Die OP dauerte dann auch fast elf Stunden.

    Die Wochen und Monate nach der Transplantation trainierte der Achtjährige seine neuen Hände. Nach und nach nahm der Junge immer mehr Reize über die Hände wahr und konnte sie immer besser bewegen und einsetzen. Zudem ist es gelungen, dass die Hände mit dem Körper mitwachsen. Inzwischen geht es für den Jungen darum, sich wieder in sein soziales Umfeld einzugliedern und zur Schule zu gehen.

    Doppeltransplantation von Händen zuvor nur unter Verwandten erfolgreich

    Der positive Verlauf der Hand-Transplantation bei einem Kind sei eine Premiere, schreiben die Autoren in der Studie. Schon häufiger sei es gelungen, ganze Gliedmaßen zwischen eineiigen Zwillings-Kindern zu übertragen. Noch nie seien jedoch Extremitäten zwischen unverwandten Kindern erfolgreich übertragen worden. Ein solcher Versuch sei zuletzt mit dem Tod eines Jugendlichen gescheitert.

    Der Fall des achtjährigen Jungen lässt sich in eine ganze Reihe von spektakulären Transplantationen stellen, zu denen Ärzte mittlerweile in der Lage sind. Schon im Jahr 2000 hatten sie einem erwachsenen Mann neue Hände verpflanzt. Drei Jahre später transplantierten Ärzte in Wien erstmals eine Zunge. Einer Französin wurden bereits Mund und Nase eines toten Spenders übertragen und im Jahr 2014 erhielt ein 21-jähriger Südafrikaner einen neuen Penis. Wenige Monate später zeugte er ein Kind. dpa

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