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Krebsvorsorge: Gebärmutterhalskrebs: Mit Früherkennung gegen den Tumor

Krebsvorsorge

Gebärmutterhalskrebs: Mit Früherkennung gegen den Tumor

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    Findet der Arzt veränderte Zellen am Gebärmutterhals, ist dies noch keine Krebsdiagnose.
    Findet der Arzt veränderte Zellen am Gebärmutterhals, ist dies noch keine Krebsdiagnose. Foto: Daniel Bockwoldt (dpa), Symbol

    Als Anna Schäfer (Name geändert) wegen andauernder Zwischenblutungen zum Gynäkologen ging, war sie eigentlich nicht allzu besorgt. Die regelmäßig erfolgten Abstriche zur Krebsfrüherkennung - sogenannte Pap-Abstriche - waren bei der 33-Jährigen immer unauffällig gewesen. "Beim letzten Abstrich blutete es plötzlich so stark, dass ich als Notfall ins Krankenhaus kam", erzählt sie. Nach einer Operation war klar, dass sie einen bösartigen Tumor hat: Gebärmutterhalskrebs. Damit hatte sie nicht gerechnet.

    Gebärmutterhalskrebs erkennen - bevor er entsteht

    Da sich Gebärmutterhalskrebs in der Regel langsam entwickelt, sollen mit der Krebsfrüherkennung Zellveränderung aufgespürt werden, noch bevor Krebs entsteht. "Leider ist der Abstrich nicht so sensitiv, wie wir das gerne hätten", sagt Prof. Christian Dannecker, stellvertretender Direktor der Frauenklinik der LMU München. So können veränderte Zellen auch übersehen werden. "Der Test bietet daher nur bei regelmäßiger Teilnahme eine hohe Sicherheit". 

    Für Frauen über 35 Jahren wird die Früherkennung bald geändert: nur noch alle drei Jahre ein Abstrich, dafür ein zusätzlicher Test auf humane Papillomviren (HPV). Man weiß heute, dass HPV für rund 90 Prozent der Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich ist. Fast jeder Mensch infiziert sich allerdings einmal im Leben mit HPV, viele schon beim ersten sexuellen Kontakt über die Haut. "Bei Frauen unter 30 Jahren ist ein positiver HPV-Test fast schon normal", sagt Dannecker. Der Körper wird in der Regel selbst mit den Viren fertig. Deswegen wird der neue Test nur bei Frauen über 35 durchgeführt.

    Humane Papillomviren: Symptome, Impfung, Krebsrisiko

    Humane Papillomviren, abgekürzt als HPV, sind Erreger, die Zellen der Haut- und/oder der Schleimhaut infizieren.

    Die meisten Erwachsenen sind vermutlich schon mit HPV in Kontakt gekommen. In Studien zeigte sich, dass sich das Virus bei etwa der Hälfte aller sexuell aktiven jungen Frauen und ebenso bei der Hälfte der Männer nachweisen ließ.

    Meistens verursachen humane Papillomviren keine Symptome. Einige Typen sind für die Entstehung von gewöhnlichen Hautwarzen verantwortlich - zum Beispiel in Gesicht, Händen und Füßen, aber auch Geschlechtsteilen und After.

    Je nach Virustyp kann eine HPV-Infektion aber auch zu auffälligen Gewebeveränderungen führen. In seltenen Fällen kann daraus ein bösartiger Tumor bzw. Krebs entstehen. Die häufigste Erkrankung ist dann meist Gebärmutterhalskrebs.

    Die Ansteckung mit genitalen HPV erfolgt über Kontakt mit infizierten Haut- oder Schleimhautpartien, der Hauptübertragungsweg ist Geschlechtsverkehr. Nicht eindeutig geklärtist bislang, ob HPV auch auf nicht-sexuellem Weg übertragbar ist - zum Beispiel durch verunreinigte Gegenstände, wie Toiletten, Handtücher oder Seife.

    Bislang gibt es keine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit. Es existieren aber effektive Methoden zur Früherkennung und Therapie HPV-bedingter Erkrankungen

    Kondome schützen nur bedingt vor einer Ansteckung mit HPV, da sie nicht immer alle infizierten Hautpartien vollständig abdecken.

    Seit 2007 gilt in Deutschland die offizielle Empfehlung für Mädchen zwischen zwölf und siebzehn Jahren, sich gegen humane Papillomviren impfen zu lassen. Ist die Infektion bereits erfolgt oder sind schon Krankheitszeichen aufgetreten, nützt die Impfung nach bisherigem Kenntnisstand nichts.

    Findet der Arzt veränderte Zellen am Gebärmutterhals, ist dies noch keine Krebsdiagnose. Erst im fortgeschrittenen Stadium werden sie meist operativ entfernt. Bei der sogenannten Konisation trennt der Arzt mit einer Elektroschlinge das veränderte Gewebe am Gebärmutterhals heraus. Eine Schwangerschaft ist weiterhin möglich, das Risiko für eine Frühgeburt bei dieser minimalinvasiven Technik nur leicht erhöht. 

    Bei Anna Schäfer war das anders. Sie hätte gern noch eigene Kinder bekommen, hat nun aber keine Gebärmutter mehr. Ihr Arzt riet zu einer kompletten Entfernung, weil der Tumor schon so groß war. In einer siebenstündigen Operation nahmen die Ärzte auch fast 30 Lymphknoten aus ihrem unteren Bauch heraus, um sicherzugehen, dass sich dort keine Krebszellen verstecken. Weil das nicht der Fall war, brauchte die junge Frau keine Chemotherapie. "Es wird versucht unimodal zu behandeln, also entweder mit einer OP oder mit Strahlen- Chemotherapie, um die Patientin nicht doppelt zu belasten", erklärt Dannecker. 

    Wie sinnvoll ist eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs?

    Schäfers Erkrankung soll bald der Vergangenheit angehören. Der neueste HPV-Impfstoff verhindert die Infektion mit den neun häufigsten Typen. "Man kann den Wert der Impfung gar nicht hoch genug einschätzen", sagt Neis. "Leider sind die Impfraten zu niedrig" - und das, obwohl der Pieks kaum Nebenwirkungen hat. Empfohlen wird die Impfung für Mädchen vor dem ersten sexuellen Kontakt. Denn: "Auf eine bestehende Infektion hat die HPV-Impfung keinen Einfluss mehr", sagt Dannecker. Dann muss der Körper selbst mit den Viren fertig werden. Von Mira Fricke, dpa

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