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Masern-Infektion: Guatemala: Erster Masernfall in 20 Jahren - aus Deutschland importiert

Masern-Infektion

Guatemala: Erster Masernfall in 20 Jahren - aus Deutschland importiert

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    Die Impfung gegen Masern wird nun auch in Guatemala verstärkt empfohlen. Ein Erreger könnte von Deutschland aus in das lateinamerikanische Land gelangt sein.
    Die Impfung gegen Masern wird nun auch in Guatemala verstärkt empfohlen. Ein Erreger könnte von Deutschland aus in das lateinamerikanische Land gelangt sein. Foto: Lukas Schulze, dpa (Symbolbild)

    Das "Ministerio de Salud Pública y Asistencia Social", das Gesundheitsministerium von Guatemala, will mehr für die Identifikation von und den Kampf gegen Masern tun. Das erklärte das Ministerium in einer offiziellen Mitteilung. In der vergangenen Woche sei ein Masern-Erreger aus Deutschland in einer privaten Praxis festgestellt worden, der Fall war demnach ordnungsgemäß gemeldet worden. Nun müsse den nationalen und internationalen Vorschriften zufolge gehandelt werden.

    Sehr passend, so betont das Gesundheitsministerium von Guatemala, sei es angesichts dieses Falls, dass im Dezember eine nationale Warnung vor Masern ausgerufen worden war. Das ermöglichte ein schnelles Handeln, als der Verdachtsfall gemeldet wurde. Die betroffene Patientin habe zunächst keine Symptome gezeigt und die Infektion mit Masern daher erst spät festgestellt. Es bestehe aber kein Risiko, dass er andere Menschen angesteckt habe, erklärte Gesundheitsminister Carlos Soto Menegazzo.

    Masern gelangen von Deutschland nach Guatemala

    Guatemala galt seit 20 Jahren als frei von Masern. Jetzt hat eine Jugendliche nach einem Schüleraustausch in Deutschland die Viruserkrankung wieder in das mittelamerikanische Land eingeschleppt. Die Masernerkrankung bei der 17-Jährigen war in der vergangenen Woche in einer Privatklinik entdeckt worden, nachdem die junge Frau aus Deutschland zurückgekehrt war. Sie habe zu diesem Zeitpunkt noch keine Symptome gezeigt und sei demnach nicht ansteckend gewesen. Alle Schüler und Lehrer der Schule, die Mitarbeiter des Krankenhauses sowie die Angehörigen und Nachbarn der Patientin wurden geimpft.  In Guatemala war seit 1998 kein Masernfall mehr registriert worden. In dem Land seien 170 Verdachtsfälle von Masern und Röteln gemeldet worden, allerdings sei keiner davon bestätigt worden.

    Das sind die Masern

    Die Masern sollten in Deutschland eigentlich bis zum Jahr 2015 ausgerottet sein. Das Gegenteil ist der Fall. Was Sie über die Krankheit wissen müssen:

    Masern werden durch ein Virus ausgelöst und sind hochansteckend.

    Der Masern-Erreger wird über die Luft (aerogen) und bei direktem körperlichem Kontakt verbreitet.

    Symptome der Krankheit sind Fieber, Husten, Schnupfen, und ein Masern-typischer Ausschlag.

    Mögliche Komplikationen bei Masern sind Lungenentzündung oder Gehirnentzündung (Meningitis).

    Mit steigendem Alter steigt das Risiko für Komplikationen.

    Bei Erwachsenen sind Komplikationen häufiger als bei Kindern, und der Krankheitsverlauf ist schwerer.

    Masern gehören zu den meldepflichtigen Krankheiten.

    Wer einmal an Masern erkrankt ist, wird in seinem gesamten Leben nicht noch einmal daran erkranken. Das Immunsystem bildet Antikörper gegen das Virus und speichert diese im Körper.

    Nun will das Gesundheitsamt von Guatemala mehr dafür tun, dass Masern in Zukunft schnell entdeckt, eingedämmt und kontrolliert werden können. Sämtliches Personal und alle Studenten, die in derselben Einrichtung unterrichtet werden wie der Patient mit dem Masern-Verdachtsfall, seien nun vorsorglich geimpft worden, ebenso wie das Personal der medizinischen Einrichtung, die Familien und Nachbarn des Betroffenen. Die Mediziner in Guatemala raten nun allen, die diese noch nicht erhalten haben, zur empfohlenen vorsorglichen Impfung gegen Masern.

    Ärzte drängen zur Impfung: Deutschland darf nicht "Masern-Exporteur" werden

    Deutsche Mediziner drängen die nächste Bundesregierung auf Einführung der Impfpflicht. "Weil in Deutschland immer noch nicht ausreichend geimpft wird, sind die lebensgefährlichen Masern in Guatemala zurück, wo sie eigentlich schon ausgerottet waren", sagte der Präsident des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, am Dienstag in Köln.

    Deutschland dürfe nicht zum Exporteur von Masern werden. Dass die Krankheit jetzt sogar in ein Land eingeschleppt worden sei, das trotz seiner Armut dank kluger Gesundheitspolitik dieses Ziel seit zwei Jahrzehnten erreicht habe, sei "tragisch und beschämend". Daher müsse die Impfpflicht Teil des Koalitionsvertrags der "Groko" werden, forderte Fischbach.

    Allein für 2017 habe das Robert-Koch-Institut fast 1000 Masernfälle registriert, fast dreimal soviel wie im Jahr zuvor, hieß es. Von dem Ziel, die Masern bis 2020 auszurotten, sei Deutschland weit entfernt.

    Dagegen hätten andere europäische Länder wie Frankreich und Italien inzwischen eine Impfpflicht, da nach Erfahrungen der Vergangenheit mit Appellen an die Freiwilligkeit und mit Aufklärung allein nicht weiterzukommen sei. Oft würden wichtige Impfungen "verbummelt" oder auch aus ideologischen Gründen abgelehnt. Die in Deutschland geltende Meldepflicht durch die Kitas könne dies nur bedingt ändern, so die Jugendärzte.

    Die ungeimpften Kinder seien nicht nur selbst den lebensbedrohlichen Masern ausgesetzt, sondern gefährdeten zum Beispiel Säuglinge und Kleinkinder sowie Jugendliche und Erwachsene ohne Impfschutz. Daher sei eine Impfpflicht vor Aufnahme in Gemeinschaftseinrichtungen unerlässlich, die bei Unterlassen mit einer Geldstrafe verbunden sein solle, so die Mediziner. (dpa/kna/sh)

    Fragen und Antworten zum Thema Impfen

    Was ist Impfen?

    Mittels einer Spritze mit abgetöteten Viren oder Virusbestandteilen wird der Körper dazu animiert, vorbeugend Antikörper gegen bestimmte Krankheitserreger zu bilden.

    Ist Impfen Pflicht?

    Nein, aber Ärzte empfehlen es aus gutem Grund.

    Welche Impfungen brauche ich?

    Hausarzt Dr. Berger empfiehlt Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung, Keuchhusten, Hepatitis B, das Bakterium Haemophilus influenzae, Masern, Röteln, Mumps.

    Bin ich geimpft?

    Auskunft gibt der Impfpass. Ist er nicht auffindbar, hilft nach Angaben von Dr. Berger ein Bluttest. Gerade Menschen, die mit Kindern arbeiten, müssen über ihre Impfungen Bescheid wissen.

    Wer kann impfen?

    Alle Ärzte.

    Wo kann ich mich informieren?

    Auf den Internetseiten www.impfen-info.de und www.rki.de/impfen. (huda)

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